Das sagt zur Begrüßung auch Holger Schaffranke, Chef der Hennigsdorfer Wohnungsbaugesellschaft. Er hatte bereits den ganzen Tag mit der Familie Krug verbracht und eine Gedenktafel für "den einzigen Indianer Hennigsdorfs" enthüllt (wir berichteten). Schaffranke sorgt kurz nach seiner Ansprache für die erste Überraschung des Abends: Er bildet zusammen mit Musikpädagogen der ansässigen Musikschule das Vorprogramm für das Konzert und singt Krugs "Es steht ein Haus in New Orleans". Dann betritt Charles Brauer die Bühne. Manfred Krugs Freund und Schauspielerkollege führt durch den Abend und überbringt Hiobspost von Uschi Brüning: Die Jazzsängerin, die zusammen mit Krugs Tochter Fanny und Thomas Putensen die vokale Dreierspitze bilden sollte, liegt mit Erkältung und Fieber im Bett.
Zur Musik: Zuerst fällt auf, was da für hervorragende Musiker auf der Bühne stehen. Fanny Krug, eine virtuose Sängerin, die spielt, improvisiert und durch die Texte ihres Vaters führt. Die Band mit den Arrangements von Andreas Bicking – auch an der Flöte und am Saxofon, Wolfgang (Zicke) Schneider (am Schlagzeug), Matthias Batzen (Tasten) und Bassist Tom Götze haben Spaß und übertragen diesen aufs Publikum. Thomas Putensen mit warmer Stimme und Witz am Klavier berührt und unterhält gleichsam. Erst das Zusammenspiel dieser souveränen Musiker erinnert und aktualisiert die Genialität und Vielseitigkeit des Mannes, der gefeiert wird.
Lyrisch und leichtfüßig
Die Musik und Texte von Manfred Krug können einiges! Sowohl seine deutschen Versionen von bestehenden Jazzstandards als auch eigene Liedtexte sind lyrisch, sanft, nahbar und leichtfüßig. In den Arrangements klingt Easy-Listening an, hier ein Hauch Dixieland, da eine funkige Sequenz. Fanny Krug sagt: "Er war ein cooler Hund, unser Vater!" Charles Brauer moderiert und erinnert sich an seinen Freund, mit dem er jahrelang das Kommissar-Duo Brockmöller und Stoever im Hamburger Tatort spielte. Manfred hätte immer gesungen. Sie stellten fest, dass sie Jazz-freaks seien. So bekamen sie schließlich ihren Speck weg, wurden zu den "singenden Kommissaren" und nahmen sogar zusammen eine CD auf.
Charles Brauer lässt seine Stimme hören mit der "One Note Samba". Und noch jemand singt auf der Bühne und sorgt bei Publikum und Familie für eine Überraschung. Daniel, Manfred Krugs Sohn, der von sich selbst sagt, er singe sonst nur unter der Dusche, traut sich zu Fanny auf die Bühne. Sie geben ein wunderbares Bruder-Schwesterduett – sogar mit Vokalise und Improvisation. Danach begleitet Daniel Krug sich selbst am Flügel für eine gefühlvolle Interpretation (zusammen mit Tom Götze am Kontrabass) von "Greensleeves".
Während des ganzen Konzertes wahrlich präsent und fühlbar: Manfred Krug. In seinen Texten und seiner Musik, durch Tonaufnahmen und sogar bildlich. Über eine Leinwand werden Fotos und Videoaufnahmen gezeigt: Da ist er, überlebensgroß, bei den Studioaufnahmen 2014 zu "Auserwählt" mit Uschi Brüning.
Am Ende des zweiten Konzert-Sets ermöglicht das Medium der Tonaufnahme den außergewöhnlichen und emotionalen Höhepunkt: Manfred Krug singt ein Duett mit seiner Tochter: "Baby, it’s cold outside". Das, was Vater und Tochter so verband, die gemeinsame Leidenschaft zum Singen, können sie noch einmal teilen, über Zeiten und Welten hinweg.