Nach der erfolgreichen Vorpremiere am Kaltwalzwerktag vergangenen Sonntag gibt es im Theaterschüff schon wieder einen Grund zur Freude. Die Commerzbank-Stiftung hat die gemeinnützige Theatergenossenschaft mit dem „Zukunfts-Gut“-Preis ausgezeichnet, der in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen wurde. Die Theaterleute teilen sich den zweiten Preis mit dem Kunsthaus Dresden und erhalten 15.000 Euro.

Faire Entlohnung möglich

„Wir freuen uns sehr. Das ist eine riesige Überraschung für uns“, sagt Genossenschaftsmitglied, Schauspieler und Regisseur David Schellenschmidt. Es sei allein schon toll gewesen, neben renommierten deutschen Theaterhäusern und Museen auf der Shortlist der Nominierten gestanden zu haben. Das Preisgeld könne nun helfen, die Mitglieder fairer zu entlohnen. Die Arbeit hinter der Bühne, die gesamte Organisation und Vermarktung des Theaters werde überwiegend ehrenamtlich bewältigt.

Preis für Nachhaltigkeit

Der „Zukunfts-Gut“-Preis zeichnet zukunftsweisende Strategien und ihre nachhaltige Verankerung aus. Den ersten Preis teilen sich die Landesbühne Sachsen und das Kulturforum Witten. Die Jury begründete die Auszeichnung des Traumschüffs so: „Eine hohe Nahbarkeit, gepaart mit enormer Kreativität bietet Menschen, die oftmals weniger Berührung mit Kunst und Kultur haben, die Chance, künstlerische und performative Prozesse zu erleben. Ein direkter Austausch inspiriert dabei die Wanderbühne auf dem Wasser zu neuen Stücken und Vermittlungschancen.“ Der Preis sei eine tolle Auszeichnung für die Arbeit der vergangenen drei Jahre, sagte David Schellenschmidt. Er sei Motivation, in diesen schwierigen Zeiten für Kunst und Kultur, die Arbeit im ländlichen Raum weiter zu verfolgen. Ein vergleichbares Projekt wie das Theaterschiff gebe es nicht.

Verkürzte Tour

Im vierten Jahr fuhr das Traumschüff, wegen Corona diesmal auf sehr verkürzter Route, im Sommer über Flüsse und Kanäle Brandenburgs und erfreute an den Ufern kleinerer Städte und Dörfer ohne eigenes Theater das Publikum mit eigene Produktionen, darunter die Stücke „Hinter den Fenstern“ sowie „Treue Hände 1 und 2“, die von der Abwicklung des Oranienburger Kaltwalzwerks berichten.

Theater für die Kreisstadt

Im Oranienwerk ist nun auch das Theater im Werk entstanden, das sich als feste Bühne neben dem schiffbaren Wandertheater etablieren soll – nicht nur als Probe- und Winterbühne. Die Theaterleute wollen dort zuerst am 12. Dezember die Premiere des Stücks „Treue Hände 3“ zeigen. Der Kartenverkauf startet am 16. November und soll als Crowdfunding einen Teil der Kosten der Aufführungen tragen.
Weitere Förderungen sollen eine dauerhafte Etablierung des Theaters möglich machen. Die Kreisstadt Oranienburg, die sich gern als fünftgrößte Stadt in Brandenburg bezeichnet, ist nun ohne eigenes Zutun zu einem Theater gekommen und könnte sich dafür ja auch dankbar erweisen. „Wir fühlen uns hier schon sehr wohl. Es ist wie ein Zuhause“, sagt David Schellenschmidt.

Youtube

Pünktlich zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit haben die Theaterleute zudem die Interviewserie „30 Jahre später... und dann?“ ins Netz gestellt. In den fiktiv geführten Interviews werden verschiedene Personen im Jahr 1990 nach ihrer Zukunftsvision für das Jahr 2020 befragt, darunter Sylvia Wagner aus dem Kaltwalzwerk. Am 2. Oktober erscheint auf dem Youtube-Kanal und der Website des Traumschüffs das Interview mit dem Treuhand-Abteilungsleiter, der auch in den Treue-Hände-Stücken zu erleben ist. Die Serie wird gefördert von den Landesministerien für Kultur und Wortschaft, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, dem Landkreis Havelland und der Kulturstiftung Havelland.