Dieser steht in der Staffel Süd auf Rang zwei – ist im Aufstiegsrennen aber klar im Vorteil, da viele Teams aus der Spitzengruppe nicht für die Regionalliga gemeldet haben. "Auf die nächste Mannschaft, die gemeldet hat – und das ist Inter Leipzig – haben wir zwölf Punkte Vorsprung", betont Flohr. Gibt es im FSV-Lager die Befürchtung, um den Lohn gebracht zu werden? "Ja", räumt der frühere Neuruppin-Coach ein. Diese würde es aber nicht nur in Luckenwalde geben. Es kristallisiere sich Folgendes heraus: "Alle Mannschaften, die in ihren Ligen oben stehen, hoffen auf eine Fortsetzung der Saison. Die Teams aus dem Tabellenkeller wollen, dass abgebrochen wird. Das ist eine Sache, die für die Verbände nicht einfach ist, da verschiedenste Modelle möglich sind."
Marc Flohr hofft und glaubt, dass die Saison zu Ende gespielt wird – nicht nur, weil es dem eigenen Verein in die Karten spielen würde. "Ich denke da auch an den RSV Eintracht, der in der Brandenburgliga einen extremen Vorsprung hat. Ich finde es schwierig und fragwürdig, solchen Vereinen am Ende zu sagen, dass sie nicht aufsteigen dürfen. Aus meiner Sicht geht aber auch nicht, dass es Aufsteiger gibt, Absteiger aber nicht. Von diesem Modell halte ich gar nichts. Wenn es Aufsteiger gibt, muss es auch Absteiger geben."
Dass es dann Mannschaften erwischen würde, die sich in noch ausstehenden Begegnungen unter Umständen gerettet hätten, sei bitter. Doch Flohr meint auch: "Warum sollen Mannschaften, die heute in der Tabelle unten stehen und einen deutlichen Rückstand haben, in der Liga bleiben?" Sein Vorschlag: Wenn es zu einer Wertung der Saison kommt, müsse die Tabelle nach Abschluss der Hinrunde als Grundlage genommen werden. "Dann haben alle Mannschaften die gleiche Anzahl an Spielen."
Seine favorisierte Variante ist das jedoch nicht. "Ich bin dafür, die Saison zu Ende zu spielen." Dass dann auch englische Wochen drohen würden, weiß auch Flohr. "Klar kann es dich da auch schlecht treffen. Aber es ist eine außergewöhnliche Situation, da müssen wir alle durch." Zudem hält der gebürtige Niedersache auch eine Fortsetzung der Saison über den 30. Juni hinweg für möglich. "Ich weiß, dass sich in einer Umfrage des Landesverbandes die Mehrheit der Vereinsvertreter gegen diese Variante aussprach. Die breite Masse der Vereine, die gegen eine Fortsetzung sind, steht aber im Tabellenkeller oder im Mittelfeld."
Bei seinen Überlegungen geht es dem 45-Jährigen auch um den Landespokal, in dem Luckenwalde im Halbfinale auf Union Fürstenwalde treffen würde. "Über diesen Wettbewerb ist gar nichts mehr zu hören. Wo kommen die Amateurmannschaften her, wenn es nächste Saison einen DFB-Pokal gibt?"
Flohr weiter: "Ich hätte mir gewünscht, dass es eine Regelung vom DFB gibt, nach der sich alle Landesverbände richten." Bevor von den Verbänden keine verbindlichen Aussagen kommen, seien personelle Planungen schier zwecklos. "Mit den Leuten aus dem vorhandenen Kader kann gesprochen werden. Neuverpflichtungen sind aber nicht möglich, da es für alle eine schwierige Situation ist."
Für Oliver Richter würde am kommenden Wochenende das wohl richtungsweisende Spiel gegen den Brandenburger SC Süd 05 anstehen. Glaubt der 36-Jährige daran, dass diese Partie in der laufenden Saison irgendwann noch einmal ausgetragen wird? Aus seiner Sicht ist das aktuell nicht die wichtigste Frage. "Das Wichtigste ist, dass alle gesund bleiben und wir es gemeinsam schaffen, die Situation irgendwann so unter Kontrolle zu haben, dass wir im Berufs- und Privatleben wieder zur Normalität übergehen können. Erst dann ist wieder an Fußball zu denken." Richter weiter: "Ich glaube nicht daran, dass die Saison unter normalen Bedingungen beendet werden kann. Darum wird es die Partie gegen den BSC Süd ohne Wettbewerbsverzerrung nicht geben." Trainer und Spieler hätten sich seit fast zwei Monate nicht gesehen, "viele Schwerpunkte haben sich verändert".
Hinzu komme, dass bei einer Fortsetzung der Saison bis zum 30. Juni diverse Spiele unter der Woche absolviert werden müssten. "Dabei darf nicht vergessen werden, dass Fußball neben Familie, Job oder Studium ein Hobby ist." Mehrstündige Anfahrten zu Auswärtsspielen seien an Wochentagen schwer darstellbar. Für Strausberg stünden unter anderem Spiele in Brandenburg, Stendal, Pampow, Neustrelitz und Rostock an. "Auch für andere Teams ist ein Spielbetrieb nicht ohne Nachteile durchführbar." So müsse Torgelow nach Strausberg kommen. "Die reisen dann vielleicht mit einer verbesserten A-Jugend an. Das hat nichts mit einem regulären Wettbewerb zu tun. Mannschaften, die nicht gefährdet sind, werden die Saison ausklingen lassen – und vielleicht mehr, als es normalerweise schon der Fall ist."
Bleibt damit nur ein Abbruch? Aus Sicht von Oliver Richter gibt es zwei Möglichkeiten. "Eine Wertung nach dem aktuellen Stand halte ich persönlich für schwierig, weil Teams andere Ausgangskonstellationen haben." So musste Strausberg nach der Winterpause gegen die Spitzenteams Tennis Borussia und Hertha 03 ran, andere Truppen aus der gefährdeten Zone hatten leichtere Programme.
Bei einer Annullierung aller Ergebnisse wiederum "könnte ich den Ärger der potenziellen Aufsteiger verstehen". Ihm würde es für den RSV Eintracht leid tun, "der in der Brandenburgliga eine brutal starke Saison spielt". In der Oberliga Süd sei Luckenwalde in einer luxuriösen Situation. Allerdings würde es nur wenige Ligen mit einer derartig klaren Situation an der Spitze geben. "In der Regionalliga, der Berlinliga oder der Landesliga Nord kannst du keinen Aufsteiger ermitteln. Da gibt es keine Regelung, mit der alle zufrieden sein können."
Wenngleich Richter sagt: "Wir würden auch in die Brandenburgliga gehen, wenn es so entschieden wird", hält er nichts von einer Wertung nach irgendeinem Tabellenstand. "Ich kann nicht die Saison abbrechen und Mannschaften bestimmen, die auf- oder absteigen. Wenn es nur Aufsteiger gibt, würde es mich für sie freuen. Absteiger zu deklarieren, finde ich aber schwierig. Das wäre für mich nicht verständlich."
Darum betont Richter: "Es gibt nur die Möglichkeit, dass die Saison annulliert wird. Für alle ist wichtig, dass eine Entscheidung kommt und Klarheit geschaffen wird." Vorher seien keine Personalplanungen möglich. "Dieses Thema ist schwierig. Viel brutaler ist für die Vereine aber der wirtschaftliche Faktor. Keiner weiß, wie es weitergeht. Es geht darum, den Verein bei allen Schwierigkeiten auf einen sauberen Grundstein zu setzen."
Zur Person
Marc Flohr wurde am 19. Mai 1974 in Hannover geboren.
Im Nachwuchs spielte er bei Hannover 96 auch mit Andre Breitenreiter (Ex-Coach von Schalke und Hannover) zusammen. "Danach gab es bei uns durchaus Unterschiede in den Spielklassen", scherzt Flohr. "Für mich war der Sprung zu den Profis nicht möglich. Ich bin aufs Dorf gegangen und habe bis zur Niedersachsenliga gespielt."
Als Außendienstmitarbeiter (Medizinprodukte-Berater) landete er in der Region Berlin-Brandenburg und wohnt seit vielen Jahren im Havelland.
Im Oktober 2009 übernahm Flohr das Traineramt bei Eintracht Friesack (bis Mai 2012). Es folgten die Stationen Grün-Weiß Brieselang (Oktober 2012 bis Juni 2013) und SG Michendorf (Saison 2013/14).
Im Sommer 2014 kam Flohr als Co-Trainer zum MSV Neuruppin, trat dort im Juli 2016 die Nachfolge von Dietmar Bletsch als Cheftrainer an. Persönliche Gründe führten zum Abschied.
Ab Juli 2017 bildeteFlohr zusammen mit Oliver Richter das Trainerteam beim TuS 1896 Sachsenhausen. Im September 2019 stieg er nach der Entlassung von Oliver Richter zum alleinigen Cheftrainer auf.
Zu Jahresbeginn verabschiedete sich Flohr aus freien Stücken und wurde Co-Trainer beim Oberligisten FSV Luckenwalde. Dieser wird von seinem früheren Weggefährten Jan Kistenmacher trainiert.
Oliver Richter wurde 1984 geboren.
Erste Erfahrungen als Fußballspieler sammelte er beim Marzahner SV, für den er bis zur C-Jugend spielte. Es folgte eine Saison bei Tasmania Berlin.
Im Nachwuchsbereich war Richter dann für den FC Nordost Berlin (ehemals Marzahner SV) am Ball, spielte dort mit den B- und A-Junioren in der Verbandsliga.
Fortuna Biesdorf wurde 2002 die sportliche Heimat. Neun Jahre lang spielte Richter für den Berliner Verein.
Als Trainer brachte er sich bei der Fortuna von 2004 bis 2013 ein – zunächst im Jugendbereich, später als Spieler- und Cheftrainer der Männer.
Beim BFC Dynamo betreute der Mann aus Ahrensfelde von 2013 bis 2015 die U 19.
Der TuS 1896 Sachsenhausen war die erste Station außerhalb der Hauptstadt. Mit einer Amtszeit von Juli 2015 bis September 2019 stieg der ehemalige Berufsoffizier zum Rekordttrainer des Vereins auf und führte diesen zu zwei Vizemeisterschaften in der Brandenburgliga.
Der FC Strausberg ist seit Oktober 2019 der Verein von Richter. Den Oberligisten soll er vor dem Abstieg bewahren. Die Vertragssituation: "Im Abstiegsfall endet der Vertrag nach der Saison. Beim Klassenerhalt würde er sich um ein Jahr verlängern. Ich habe es aktuell also nicht selbst in der Hand."