Der Oranienburger HC lud am Mittwochabend, 12. Oktober, zu einem Pressegespräch ein. Thema: künftige sportliche Ausrichtung bei der ersten Männermannschaft. Klar war schnell, dass es um die Besetzung des Trainerpostens beim Drittligateam geht. Präsentiert wurde dann eine Lösung, mit der überhaupt nicht zu rechnen war. Das Team aus der Kreisstadt von Oberhavel installiert einen ehemaligen Spieler als Übungsleiter.
„Wir möchten für uns eine elementar wichtige Personalie für die kommende Saison bekannt geben“, lauteten die einleitenden Worte des Präsidenten Thomas Stahlberg. Bekannt sei, dass Trainer Christian Pahl – der 2013 beim OHC angeheuert hatte – nach der laufenden Spielzeit freiwillig aus dem Amt ausscheiden will. Nachdem es in der vergangenen Spielzeit nicht gelungen war, einen passenden Nachfolger zu finden, habe der Vorstand den Markt sondiert. Das Anforderungsprofil: Wer kann die Mannschaft entwickeln und hat dabei vielleicht sogar das OHC-Gen? „Wir sind auf mehrere Kandidaten gekommen, aber nicht auf sehr viele“, so Stahlberg.
Oranienburger HC stellt ungewöhnliches Konstrukt für die Besetzung des Trainerpostens vor
Handball 3. Liga
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Oranienburg
Relativ schnell sei mit Darius Krai Einigkeit erzielt worden. Als Rückraumspieler hatte dieser im Jahr 2015 das erste Mal beim OHC angeheuert, machte dann einen beruflichen Abstecher nach Schleswig-Holstein und spielte dort für die HSG Ostsee N/G – um über den Umweg Füchse Berlin II 2018 wieder nach Oranienburg zu kommen. Im September 2020 verließ Krai die Kreisstadt von Oberhavel, wurde Frauentrainer bei der HSG Neukölln. In der Oberliga Ostsee-Spree steht er noch bis zum Saisonende in der Verantwortung.

Thomas Stahlberg begründet die Wahl

Sicherlich bestehe zwischen dem Handball in der 3. Liga der Männer und der 4. Liga der Frauen ein Unterschied, bemerkt Stahlberg. Dennoch habe auch er nie an den Qualitäten von Krai gezweifelt. „Ich bin stolz, dass wir einen jungen und engagierten Trainer bekommen, der sicherlich eine moderne Philosophie mitbringt. In Lichtenrade ist er seit zwei Jahren nicht unerfolgreich. Er weiß, was er beim OHC zu erwarten hat, hat selbst in dieser Liga auf hohem Niveau gespielt, kennt die Mannschaft und das Umfeld. Wir freuen uns, dass er das Selbstbewusstsein hat, um sich dieser Aufgabe zu stellen.“
Der Umstand, dass Krai mit einem Vertrag für drei Jahre ausgestattet wird, sei „ein klares Bekenntnis dafür, dass Darius Zeit bekommen wird, etwas zu entwickeln und aufzubauen“.
Der aktuelle Trainer Christian Pahl und sein Nachfolger Darus Krai.
Der aktuelle Trainer Christian Pahl und sein Nachfolger Darus Krai.
© Foto: Stefan Zwahr
Aus Sicht des künftigen Übungsleiters – der wie Pahl Inhaber der B-Lizenz ist – sei es nicht selbstverständlich, dass ein 27-Jähriger in seinem vierten Trainerjahr eine solche Aufgabe übertragen bekommt. In seiner Zeit in Neukölln habe er sehr viel gelernt. „Ich konnte ausprobieren, was funktioniert und was nicht funktioniert.“ Daher übernehme er den OHC nicht aus dem Nichts. „Die Gespräche waren durchweg positiv. Wir haben relativ schnell kommuniziert, wie die Erwartungshaltung für die kommenden Jahre ist.“ In der Mannschaft und dem Verein stecke unglaublich viel Potenzial. „Wir haben viele talentierte Spieler. Ich freue mich darauf, mit diesen Jungs zu arbeiten und sie zu entwickeln. Da habe ich unglaublich Bock drauf.“

Parallelen zwischen Pahl und Krai

Christian Pahl – der 2020 Sportlicher Leiter des OHC wurde, nach einem Jahr aber auch wieder das Traineramt übernahm – ist froh, dass schon zu diesem frühen Zeitpunkt Faken geschaffen wurden. „Wir haben jemanden für die Perspektive gefunden. Auch aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen brauchten wir jemanden, der in diesem Verein und mit der Mannschaft mitwachsen kann.“
Die Situation vergleicht Pahl mit seiner eigenen Trainerlaufbahn. Er sei 2013 nach drei Jahren bei Werder nach Oranienburg gekommen. „Da gehört eine Menge Vertrauen mit dazu, keine Frage. Ich habe das damals bekommen und wir werden dieses Vertrauen auch Darius geben.“
Der Oranienburger HC und Trainer Silvio Krause gehen getrennte Wege
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Der aktuelle Trainer ist davon überzeugt, dass unter seinem Nachfolger – mit dem er sich regelmäßig austauscht – die Ambitionen und Ziele erreicht werden können. Wie sehen diese aus? Die große Vorgabe für die laufende Saison war, sich nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. „Gerade aufgrund der wirtschaftlichen Situation wollen und können wir keine Riesensprünge machen“, betont Thomas Stahlberg. Wichtig sei es, auch in den kommenden Jahren Teil der 3. Liga zu bleiben. „Sicherlich wollen wir auch mal in das obere Drittel schielen.“

Darius Krai trainiert beim OHC seinen Bruder

Der Umstand, dass er in Oranienburg einige ehemalige Mitspieler und sogar seinen Bruder Aaron trainieren wird, war für Krai – der sich als sehr akribisch, perfektionistisch und extrem erfolgsorientiert bezeichnet – kein Hinderungsgrund. „Inhaltlich ist das für mich kein Riesenthema. Es ist dann eine Spieler-Trainer-Konstellation. Viel kannst du da mit guter Kommunikation lösen. Wir werden professionell zusammenarbeiten.“
Ob Krai dabei vom bisherigen Co-Trainer unterstützt wird, ist noch offen. „Dass Mario Müller Bestandteil des Trainerteams bleibt, ist mein klarer Wunsch. Den habe ich auch bei Mario hinterlegt.“ Stahlberg unterstreicht: „Er ist vom OHC nicht mehr wegzudenken.“