Großflächige Werbung am Straßenrand, Banner im Internet, Flyer im Briefkasten: Firmen und Unternehmen bewerben ihre Waren und Leistungen in vielfältiger Form. Doch sind alle Angebote seriös? Nicht jeder Anbieter ist in der Region seit Jahren unterwegs und hat sich damit schon einen vertrauensvollen Namen gemacht. Die Verbraucherzentrale mahnt daher zur Vorsicht und hat für Schnäppchenjäger einige Tipps parat.
Mit unseriösen Firmen, die mit reißerischen Flyern auf Kundenfang gehen, hat Martina Roggenkamp immer mal wieder zu tun. Seit 30 Jahren arbeitet sie für die Verbraucherzentrale Brandenburg und hat in dieser Zeit einiges erlebt. „Der Job ist abwechslungsreich und ich kann sehr vielen Leuten weiterhelfen“, beschreibt die gelernte Ingenieurin die schönen Seiten ihres Berufs.
Vorsicht bei groß angekündigten Rabatten
Natürlich würde es aber auch Schattenseiten geben. Täglich hat Roggenkamp mit Menschen zu tun, die auf Fehlinformationen oder geschickte Täuschungen hereingefallen sind. Häufig berät sie aber auch bei Problemen zu Alltagsverträgen. „Hinsichtlich Handwerksverträgen gibt es bei uns Verbraucherbeschwerden zu Schlechtleistung, also Reklamationsfälle, Verzögerungen bei der Vertragserfüllung oder auch zur Überschreitung von Kostenanschlägen beziehungsweise generell überhöhten Preisen.“ Kunden rät sie: „Seien Sie bitte wachsam und machen Sie die Augen auf“.
Die Verbraucherexpertin rät dazu, bei groß angekündigten Rabattaktionen immer vorsichtig zu sein. „Niemand hat etwas zu verschenken.“ Wenn beispielsweise damit geworben werde, dass die ersten Anrufer einen Rabatt erhalten, wisse man durch die Werbung oft nicht, worauf die angegebenen Prozente gegeben werden. Geht es um den Gesamtpreis? Liegt diesem ein überteuerter Preis zugrunde?
Solche Sätze seien nach den Worten von Roggenkamp nur da, um eine künstliche Verknappung zu schaffen und damit einen schnelleren Kaufimpuls auszulösen. Auch Slogans mit dicken roten Balken und großer Schrift würden nicht automatisch dazu führen, dass die Angebote glaubwürdig sind.
Telefonnummer kann Aufschluss geben
Misstrauisch wird die Expertin auch sofort, wenn auf Werbeflyern jeglicher Art nur eine Handynummer angegeben wird. „Wer ein seriöses Unternehmen führt und gefunden werden will, hat eine Festnetznummer und einen Eintrag im Telefonbuch.“ Eine Handynummer könne auch ein einfaches Prepaid-Handy sein. „Das kann ganz schnell und einfach abgemeldet werden“, weiß die Verbraucherschützerin.
Wie seriös ein Unternehmen ist, könne auch leicht herausgefunden werden, indem die Adresse, die auf dem Flyer oder der dazugehörigen Webseite angegeben ist, auf einer Karte überprüft wird. „Wer mit der Firma Ärger hat, muss wissen, wo jemand zu erreichen ist.“
Tipps für das erste Telefonat
Auch für das erste Telefonat mit dem werbenden Anbieter hat die Fachfrau einige Tipps parat.
■ Verfügbarkeit: Stelle sich heraus, dass die Firma spontan und sogar schon am nächsten Tag Zeit hat, sei Vorsicht geboten. „Schnelle Verfügbarkeit kann häufig ein Zeichen sein, bei dem man hellhörig werden sollte – gerade in Zeiten des Mangels an Handwerkern.“
■ Referenzen: „Gut ist es immer, wenn es Referenzen gibt, vielleicht sogar Referenzobjekte, die besichtigt werden können“, lautet die Empfehlung von Martina Roggenkamp.
■ Kosten und Bezahlung: Die Zahlungsmöglichkeit in bar und Vorkasse sollte potenzielle Kunden wachsam werden lassen. „Auf jeden Fall sollte man sich mehrere Kostenvoranschläge von verschiedenen Firmen einholen.“ Enthalte ein Kostenvoranschlag als Text lediglich so etwas wie „komplette Sanierung gemäß mündlicher Absprache“ und dazu einen Gesamtpreis, sei dieser nicht aussagekräftig. Besser sei die Aufzählung einzelner Arbeitsschritte und des Arbeitsmaterials mit dem jeweils dazugehörigen Preis. „Hier sind dann auch die Kosten nachvollziehbar, wenn zum Beispiel ein Arbeitsschritt nicht ausgeführt wird.“
Um ganz sicher zu sein, ob Kosten angemessen sind, könne man den ortsüblichen Preis beim Innungsmeister erfragen, weiß die Verbraucherexpertin. „Ist es eine Firma, die nicht schon jahrelang vor Ort tätig ist, kann es hilfreich sein, sich im Internet oder bei der jeweiligen Handwerkskammer über die Firma zu informieren“, rät Roggenkamp.
Tipps zum Schutz gegen Handwerker-Abzocke
■ Bei Angeboten im Zweifelsfall nach dem Firmeninhaber und der vollständigen Adresse fragen und diese nachprüfen: Gibt es das Unternehmen wirklich?
■ Vorsicht mit Haustürgeschäften! Häufig sind sie unseriös. Im Zweifelsfall die behördliche Genehmigung der Handwerker verlangen.
■ Empfehlungen von Bekannten können bei der Handwerkersuche hilfreich sein.
■ Nichts übereilen: Seriöse Firmen liefern auf Anfrage einen individuellen, schriftlichen Kostenvoranschlag für die anstehenden Arbeiten, die nötigen Materialien sowie Fahrtkosten. Zwei bis drei Angebote verschiedener Firmen ermöglichen einen guten Kostenvergleich.
■ Rechtssicherheit beim Auftrag gibt ein Vertrag, in dem Arbeiten, Zeitraum, Anforderungen und Preise genau festgelegt sind.
■ Auf keinen Fall den vollen Preis in bar bezahlen, sondern allenfalls eine Anzahlung leisten. Eine vollständige Rechnung ist wichtig für den Fall, dass nachträglich Mängel auffallen. Die Rechnung muss Lohn-, Fahrt- und Materialkosten sowie die Kontaktdaten und Steuernummer oder Umsatzsteueridentifikationsnummer des Anbieters enthalten. Außerdem wichtig zu wissen: Barzahlungen an Handwerker sind nicht von der Steuer absetzbar. Auch deshalb ist die Zahlung per Rechnung der bessere Weg.
■ Nicht nötigen lassen. Niemand ist gezwungen, nicht vereinbarte Regelungen und Preise zu akzeptieren. In kritischen Situationen Nachbarn als Zeugen hinzuholen und bei aggressivem Verhalten des Anbieters die Polizei rufen.
Quelle: www.Verbraucherzentrale.sh
Quelle: www.Verbraucherzentrale.sh
Falls es doch einmal dazu kommt, dass der Verbraucher einem unseriösen Angebot auf den Leim gegangen ist, empfiehlt die Verbraucherschützerin Folgendes: „Zunächst eine Anzeige bei der Polizei machen und danach rechtliche Beratung bei einem Rechtsanwalt oder der Verbraucherzentrale einholen.“ Informationen gibt es im Internet unter diesem Link.