Am 23. September 2021 fanden Pilzsucher im Wald bei Oranienburg Knochen. Der Fund nahm schnell eine rasante Wendung: Wie sich wenig später herausstellte, handelte es sich bei den Knochen um menschliche Überreste. Die Mordkommission wurde eingeschaltet, als sich der Knochenfund als Leichnam herausstellte. Ein Tatverdächtiger wurde im Ausland gefunden. Jetzt gibt es neue Informationen zu dem Fall.
Doch der Reihe nach. Der genaue Fundort liegt zwischen Schmachtenhagen und Bernöwe. Wenige Wochen nach dem Knochenfund äußerte sich die Polizeidirektion Nord zur Identität des Opfers. Es handelt sich um einen vermissten Mann aus Berlin. Polizeisprecherin Dörte Röhrs sagte, es wurden mehreren Knochen gefunden.

DNA-Spuren führten zu vermisstem Mann aus Berlin

Die DNA-Spuren führten die Polizei zu dem Vermisstenfall. Am 29. November 2019 fanden die Beamten am Malzer Weg in Schmachtenhagen das Auto des Mannes aus Moabit. Vom Fahrer fehlte jede Spur. Er sei an jenem Sonntag gegen 14.35 Uhr noch gesehen worden, als er sein Auto parkte, teilte die Polizei damals mit. Dann verliert sich die Spur, über sein Handy war der Mann, der als zuverlässig galt, nicht mehr erreichbar.
Die Angehörigen gingen lange von einem Unglücksfall aus. Fast zwei Jahre später dann der Knochenfund und die Gewissheit für seine Familie. Der 50-Jährige könnte Opfer eines Mordes geworden sein. Die Polizei schloss einen Unfall aus. Der Vermisste sei „offenbar Opfer eines Tötungsverbrechens“ geworden, sagte Dörte Röhrs. Erste Erkenntnisse hatten ergeben, dass „stumpfe Gewalteinwirkung todesursächlich“ gewesen war. Die Mordkommission der Polizeidirektion Nord ermittelte unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Neuruppin.
Oberstaatsanwalt Andreas Pelzer hatte über Monate keine neuen Erkenntnisse zum Fall. Zumindest keine, die für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Die Ermittlungen sollten nicht gefährdet werden. Am 15. September 2022 wurde klar, warum. Es wurde europaweit gefahndet. „Es gibt einen dringenden Tatverdacht gegen einen 40-jährigen ukrainischen Staatsbürger“, teilte Andreas Pelzer auf Nachfrage mit.
Gegen den Mann konnte die Staatsanwaltschaft einen internationalen Haftbefehl erwirken. „Er ist in den Niederlanden festgenommen worden.“ Anfang August 2022 wurde er geschnappt, das mit vielen Formalien behaftete Auslieferungsverfahren in die Wege geleitet.
Andreas Pelzer hat nur wenige neue Informationen zu dem möglichen Mordfall. „Der Tatverdächtige wurde im November 2022 ausgeliefert“, sagte er am Mittwoch (15. März). Er sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Hat er den Berliner ermordet? Wann wird Anklage erhoben? „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen“, sagt Pelzer. Mit dem Tatverdächtigen in Deutschland würden sich neue Ansätze für die Ermittlungen ergeben. Andreas Pelzer will und kann hier aber nicht ins Detail gehen.
Zu weiteren offenen Fragen nach der Tatwaffe oder möglichen Anhaltspunkten und Hinweisen, die zum mutmaßlichen Täter führten, können weiterhin keine Auskünfte an die Öffentlichkeit gegeben werden. Es handelt sich um Täterwissen. „Doch wir handeln nach dem Beschleunigungsgebot“, sagt er. Das heißt, es wird versucht, so schnell wie möglich die Ermittlungen abzuschließen. Grundsätzlich darf ein Verdächtiger maximal sechs Monate in U-Haft bleiben. „Ich rechne in Kürze mit einer abschließenden Entscheidung“, sagt Pelzer.