Bei blauem Himmel und Sonnenscheine sind Schneepflüge eher selten unterwegs. Ihre Zeit kommt erst bei winterlichen Straßenverhältnissen. In Hohen Neuendorf waren am Dienstag, 15. August, gleich mehrere Winterfahrzeuge unterwegs. In Stolpe warteten die Fahrerinnen und Fahrer ganz besondere Herausforderungen.
Beim Vorentscheid für die Deutsche Meisterschaft im Schneepflugfahren gingen auf dem Niederlassungsgelände der Autobahn GmbH in Stolpe jeweils sechs Teams für die Autobahnmeistereien und sechs für die Straßenmeistereien ins Rennen. Gesucht wurden die Besten der Niederlassung Nordost der Autobahn GmbH (umfasst die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin) und des Landesbetriebs Straßenwesen Brandenburg.

Parcours in Stolpe mit Aufgaben und harten Regeln

Ziel war es, einen der drei Startplätze für die Deutsche Meisterschaft zu ergattern. Dementsprechend motiviert waren alle Teilnehmer, wie Thomas Müller von der Autobahnmeisterei Süderholz aus Mecklenburg-Vorpommern betonte. „Jeder will hier gewinnen und keiner möchte verlieren.“ Doch es ging noch um mehr: Für Müller ist der Wettkampf auch eine gute Möglichkeit, um sich mit den Kollegen auszutauschen.
Den Fahrern werde bei dem Wettbewerb einiges abverlangt. „Es ist etwas ganz anderes, als das, was wir sonst im Winterdienst machen. Hier zählt Geschicklichkeit.“ Bevor die Wettkämpfe begannen, gab es Erklärungen und Sicherheitsanweisungen. Dabei wurde genau erklärt, was alles auf dem abwechslungsreichen Parcours erfüllt werden musste.

Diese Aufgaben mussten bewältigt werden

Dann wurde es laut, denn das erste Team ließ den Motor an und es erklang das unverwechselbare Dröhnen des Unimog. 300 Pferdestärken warteten darauf, durch den Kurs gesteuert zu werden.
Ralph Brodel, Pressesprecher der Autobahn GmbH, fasste die Aufgaben so zusammen: „Bei dem Wettbewerb ging es in erster Linie darum, mit den Kolleginnen und Kollegen zu messen.“ Dabei hätten sie gezeigt, „wie routiniert, feinfühlig und konzentriert“ sie mit den großen Maschinen selbst die kleinteiligsten Aufgaben und schwierigsten Manöver ausführen. „Fähigkeiten, mit denen sie im Winterdienst für Sicherheit auf den Autobahnen sorgen.“

Geschichte der Wettkämpfe

Im Jahr 2017 wurden in Deutschland zum ersten Mal Schneepflug-Meisterschaften durchgeführt – ein besonderes Event, das im Ausland teilweise schon länger stattfindet.
Nach dem Erfolg der ersten Meisterschaft in Stolpe (Oberhavel) wurde beschlossen, diese künftig im zweijährigen Turnus durchzuführen.
2019 waren in Gudensberg/Hessen über 30 Teams dabei. 2021 verhinderte die Corona-Pandemie eine Durchführung.
Die bislang letzte Weltmeisterschaft wurde 2018 in Danzig/Polen veranstaltet.
Alle Aufgaben seien anhand der im Winterbetrieb erforderlichen Fähigkeiten entwickelt worden. „Der Winterdienst stellt die Fahrerinnen und Fahrer immer wieder vor erhebliche Herausforderungen, da sie innerhalb kurzer Zeit und im fließenden Verkehr mit den großen Maschinen verkehrssicher unterwegs sein müssen.“
Möglichst genau musste das Fass mithilfe der Schneeschaufel in ein auf den Boden gemaltes Viereck manövriert werden.
Möglichst genau musste das Fass mithilfe der Schneeschaufel in ein auf den Boden gemaltes Viereck manövriert werden.
© Foto: Sebastian Appianing
Die erste Aufgabe bestand darin, mit der Schneeschaufel ein Fass sicher und möglichst zügig um Verkehrshütchen zu schieben und dann in einem kleinen Viereck abzustellen. Je genauer das Fass platziert wurde, desto mehr Punkte erhielt das Team. Danach mussten Holzkegel mit dem Pflug abgeräumt und große Rohre zielgenau verschoben werden. Eine sehr schwierige Aufgabe, die neben Geschicklichkeit auch ein gutes Timing verlangte, bestand darin, einen Metallring mit einer Vorrichtung, die an der Schaufel angebracht war, zu greifen, dann zu beschleunigen und den Ring durch eine Vollbremsung abzustreifen.

Rückwärtsfahren – eine besondere Aufgabe

Für André Vogel von der Straßenmeisterei Rathenow ist dieser Wettkampf „ein gutes Training, um den Umgang mit der Maschine zu üben“. Es sei allerdings ganz anders als im Winter auf der Straße – wobei man natürlich auch dort sein Gefährt beherrschen müsse.
Vogel hatte sich mit seinem Teamgefährten Dennis Bollmann über einen regionalen Vorentscheid qualifiziert und wollte natürlich gewinnen. Er sah eine Aufgabe als besonders knifflig an: „Der Rückwärts-Slalom ist sehr schwierig, weil er sehr eng abgesteckt ist und man den Pflug dabei auch noch bewegen muss.“

Vorbereitung auf die kalte Saison ab September

Die Frage, warum der Vorentscheid im Hochsommer stattfindet, beantwortet Thomas Heyne, Vorstandsvorsitzender Landesbetrieb Straßen, so: „Im Winter sind unsere Mitarbeiter im Winterdienst und da haben wir einfach keine Zeit.“ Der Wettbewerb biete den Fahrerinnen und Fahrern eine gute Möglichkeit, ihr Können im Umgang mit der Maschine zu demonstrieren.
Die Vorbereitungen für den Winterdienst beginnen laut Heyne ab Ende September. Dann werden die Fahrzeuge bereit gemacht, die Schneepflüge befestigt und die Streuer gefüllt. „Wenn das Wetter kommt, müssen wir bereit sein“, sagt Heyne.

Viele Straßen- und Autobahnen in Oberhavel zu räumen

● bei den Straßenmeistereien sind im Schnitt 15 Mitarbeiter in zwei und gegebenenfalls auch in drei Schichten im Einsatz
● bei Bedarf können noch zusätzliche Firmen zur Unterstützung beauftragt werden
● im Bereich des Landkreises Oberhavel betreuen die Straßenmeistereien Nassenheide und Altlüdersdorf Landesstraßen mit einer Länge von 271 km und Bundesstraßen mit einer Länge von 152 Kilometern
● Kreisstraßen betreut der Landkreis, alle anderen Straßen die Kommunen
● im Winter verdoppelt sich gewissermaßen die Länge der Straßen, weil der Winterdienst zunächst in einer Fahrtrichtung unterwegs ist, dann in der Gegenrichtung.
● ebenfalls von den Straßenmeistereien geräumt werden Radwege an Landesstraßen (etwa 128 Kilometer) und an Bundesstraßen (rund 86 Kilometer)
● die rund 50 Kilometer Autobahn in Oberhavel werden im Landkreis von der Autobahn GmbH betreut, der überwiegende Teil davon durch die private Havellandautobahn GmbH
Der Spaß stand beim Vorentscheid im Vordergrund. Das betonte auch Steffen Streu, Pressesprecher vom Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg. „Spaß bei der Arbeit zu haben, ist immer gut. Hier geht es aber auch um Übung und den verkehrssicheren Umgang mit der Technik. Alle Kollegen und Kolleginnen aus dem Winterdienst machen regelmäßige Trainings. Bei der Meisterschaft zeigen sie, dass der Winterdienst eine herausfordernde Aufgabe ist, die Geschicklichkeit und Ausdauer erfordert.“
Die Schiedsrichter schauten bei jeder Aufgabe ganz genau hin und verteilten dann die Punkte.
Die Schiedsrichter schauten bei jeder Aufgabe ganz genau hin und verteilten dann die Punkte.
© Foto: Sebastian Appianing
Am Ende absolvierte das Team von der Straßenmeisterei Bad Belzig mit Josef Neumann und Maik Franke den anspruchsvollen Parcours am besten. Sie holten 1040 von 1470 möglichen Punkten und setzten sich damit knapp vor dem Team Waldstadt/Herzberg (Mathias Pötsch und Marcus Lopp) durch, die mit 1020 Punkten knapp den Sieg verpassten. Beide Teams dürfen die Straßenmeistereien am 15. und 16. September bei der Deutschen Meisterschaft in Koblenz vertreten.
Um die Meisterkrone kämpfen darf auch das Team von der Autobahnmeisterei Gallinchen (Henry Noack und Willy Schkrock), das sich aus der Gruppe der Autobahnmeistereien für die Teilnahme in Koblenz qualifizierte. Für Dennis Bollmann und André Vogel (Rathenow) wurde es am Ende Platz drei.
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