Die Ersterwähnung erfolgte sogar im Zusammenhang mit diesem Oberhirten. 1370 war das ein Mann namens Albrecht von Sternberg. Böhne wurde in der entsprechenden Urkunde aus dem Jahr als ein Lehen des Erzbistums genannt. Im Gegensatz zu anderen geistlichen Herren verfügten die benachbarten Erzbischöfe über reichlich weltlichen Grund und Boden. In Besitz des Jerichower Landes, das an die Untere Havel grenzte, gelangten sie 1144. Der Gesamtbesitz wurde Erzstift genannt. Im Grunde waren die damaligen Burgen in Plaue und Milow erzbischöfliche Grenzbefestigungen.
Von dauerhaft friedlicher Koexistenz zwischen den magdeburgischen und brandenburgischen Nachbarn kann keine Rede sein. Nachweislich ging in einem Gefecht des Jahres 1244 die hölzerne Havelbrücke vor der Plauer Burg in Flammen auf. Hier siegten die Märker gegen Erzbischof Wilbrand von Käfernburg.
Die Rivalität zwischen den Lagern an der Unteren Havel scheint nach der Mitte des 13. Jahrhunderts halbwegs befriedet gewesen zu sein. Denn 1276 kam es zur Unterzeichnung eines Vertrags, in denen die Brandenburger die Havel zwischen Milow und Rathenow als Grenze zum Magdeburgischen anerkannten. Selbstredend, warum das zwischen Milow und dem westlichen Rathenow liegende Böhne ein erzbischöfliches Lehen war.
Ende des 14. Jahrhunderts scheinen durchaus friedlichere Zeiten im Grenzraum beendet gewesen zu sein. Märkische Adlige besetzten zunächst die Burg Milow, fielen von dort aus plündernd ins Jerichower Land ein. Den Magdeburgischen gelang aber die Rückeroberung. Die Burg wurde niedergebrannt, später erneut aufgebaut und einige Jahre danach wieder von Brandenburgischen belagert, um sie zu erobern. Der Plan misslang. Das war 1391. Für die Belagerer ging der Schuss im wahrsten Sinne nach hinten los. Eine gewaltige Kanone kam zum Einsatz, mit der die Brandenburger vermutlich erstmals hantierten. Wohl schon beim ersten Schuss flog ein Funken ins Pulverfass. Es gab eine mächtige Explosion, die Belagerer wurden überwältigt und gerieten in Gefangenschaft.
1394, so ist es überliefert, eroberte der Erzbischof, nun war es Albrecht IV. von Querfurth, das am östlichen Ufer der Havel gelegene Rathenow. Eine Burg hatte die Stadt nicht mehr. Die Bevölkerung wurde vertrieben, die Besetzung dauerte etwa zwei Jahre. Erst der König konnte Frieden zwischen Magdeburgern und Brandenburgern vermitteln.
Der Standort der ab 1295 abgetragenen märkischen Grenzfeste soll in Rathenow in etwa durch die Kleine und die Große Burgstraße angezeigt sein. Derweil markiert ein Bodendenkmal am westlichen Rathenower Havelufer, nahe der B188- und Eisenbahnbrücke, eine Stelle, die als "Alt-Rathenow" bezeichnet wird. Es ist der Standort eines im Ursprung wohl slawischen Burgwalls des 11. Jahrhunderts, der im Laufe des 12. Jahrhunderts von Deutschen übernommen wurde. Noch längst nicht ausdiskutiert ist, wer später in Alt-Rathenow saß und von dort einen Havelübergang schützte: Magdeburger oder Brandenburger?
Als ein schlagendes Argument für die Brandenburger gibt Rathenows Geschichtsfreund Wolfram Bleis ihre 1259 erfolgte Belehnung mit dem gesamten Jerichower Land durch den Erzbischof aus. Zu der Zeit war das Rudolf von Dingelstädt. Bleis’ Quelle ist das 1910 erschienene Sachbuch "Regesten der Markgrafen von Brandenburg" des renommierten Historikers Hermann Krabbo. Im Original online auf https://digital.ub.uni-potsdam.de/content/pageview/63795 zu lesen.
Auf das Burgenthema geht Wolfram Bleis im aktuellen Rathenower Heimatkalender ein. Wie er dort auch schreibt, sei das Jerichower Land 1354 wieder an den Erzbischof zurückgefallen. Das könnte erklären, warum anschließend alte Rivalitäten wieder aufflammen konnten. Das 1370 erstmals erwähnte Böhne lag daher mitten im mageburgisch-brandenburgischen Spannungsfeld.
Genau 305 Jahre schrieb der Ort ein wenig an der Weltgeschichte mit. Das war, als der brandenburgische Kurfürst im Böhner Haus des damaligen havelländischen Landrats eine Nacht verbrachte. Die Truppen bereiteten sich derweil auf einen Überraschungsangriff vor. Im Juni 1675 eroberten die Brandenburger die Stadt Rathenow von den Schweden zurück.
Magdeburg hatte zu der Zeit längst die geringste Bedrohung dargestellt. Denn nach der Reformation dauerte es nicht mehr lange, bis auch dort die neue Konfession Einzug hielt. Erzbischöfe gab es dann nicht mehr. Das Erzstift wurde indes zu einem weltlichen Herzogtum umgewandelt, auf das Kurfürst Friedrich-Wilhelm Anspruch hatte. Im Grunde war es bereits sein Land. Daher konnten die Truppen problemlos von Westen her die Havel überqueren und Rathenow befreien.
1680 kam dann das Herzogtum Magdeburg mit dem Jerichower Land ganz offiziell zu Brandenburg-Preußen. Diese Phase dauerte bis 1807, als der siegreiche französische Kaiser Napoleon Bonaparte das Magdeburgische dem damaligen Königreich Westfalen angliederte. Die Rolle rückwärts erfolgte nach der der Befreiung Preußens. Allerdings waren das Magdeburgische und damit das Jerichower Land nun Teil der preußischen Provinz Sachsen.
Dieser Zustand hielt bis ins 20. Jahrhundert. Böhne erlebte nach 1945 eine kleine politische Odyssee, was seine Zugehörigkeit betrifft. Bis 1950 gehörte das Dorf zum Landkreis Jerichow II in der Nachbarprovinz westlich der Havel, bis 1952 zum Landkreis Genthin, bis 1957 zum Landkreis Havelberg im DDR-Bezirk Magdeburg und erst ab 1958 zum Kreis Rathenow, seit 2002 als Ortsteil zu dieser brandenburgischen Stadt.
FRÜHGESCHICHTE
Wolfram Bleis gastiert am 27. Februar, ab 18.00 Uhr, im Böhner Gemeindezentrum. Er referiert zur großen Frage: "Wo kommen wir her?" Es geht um die frühgeschichtliche Besiedlung der Region, also um Zeiten, als an Christen bzw. Deutsche noch nicht zu denken war.