Die Adresse lautet: „Vor dem Haveltor 1“. Großeltern und nicht mehr ganz junge Eltern aus Rathenow und Umland dürften sich erinnern. Ehe nach Umbau das Haveltorkino mit mehreren Sälen eröffnet wurde (1997), flimmerten Filme nur über eine Leinwand. Vor 1990 hieß das Kino „Aktivist“. Vor dem Zweiten Weltkrieg war vom „Biograph“ bzw. „Bellevue“ die Rede. Es war nicht die angesagteste Adresse, beliebter waren „Apollo“ und „Capitol“ im Stadtkern. Das Kino vor dem Haveltor hatte aber den Zweiten Weltkrieg überstanden und wurde in der Folge zur einzigen Lichtspielstätte.
Marodes Kino in Rathenow wurde Kulisse für Filmszenen
1987, also im Jahr 38 der sozialistischen DDR, wurden dort Szenen für den Jugendfilm „Vorspiel“ gedreht. Regisseur war Peter Kahane, der seine Karriere nach 1990 erfolgreich fortsetzte. Sein letztes Projekt war 2015. Für Hauptdarsteller Hendrik Duryn war es die zweite Rolle in einer bis in die Gegenwart andauernden Schauspielkarriere.
Damals spielte Duryn den Dekorateur-Lehrling Tom, der sich in Corinna (gespielt von Susanne Hoss), die Tochter des örtlichen, aber aus Berlin stammenden Museumsdirektors verliebt. Zur ersten Begegnung kommt es vor dem Kino, vor dem die halbwüchsige Jugend des Provinzortes abhängt. Regisseur Kahane hatte für seinen Film ein marode wirkendes Objekt gesucht und in Rathenow gefunden. Im „Aktivist“ entdeckt Tom die Schauspielerei für sich, da er Corinna imponieren will. Ihr Plan ist es, mit 18 aus der Provinz zu flüchten – am besten nach Berlin.
Regisseur Peter Kahane und Hauptdarsteller Hendrik Duryn zu Gast im Haveltorkino
Für Schüler aus Rathenow und Umgebung sowie das zuständige Lehrpersonal könnte „Vorspiel“ zum sozialgeschichtlichen Aha-Erlebnis werden. Der Film ist ab Klasse 8 geeignet. Fragen zu dieser Produktion sind ausdrücklich erlaubt. Denn Regisseur Kahane und Hauptdarsteller Duryn werden am 16. März 2023 im Haveltorkino erwartet. Ferner wird Steffen Freiberg angekündigt, der im Brandenburger Ministerium für Bildung, Jugend und Sport als Staatssekretär tätig ist. Mehr Informationen zu „Vorspiel“ und allen anderen Filmen in den Schulkinowochen 2023 gibt es online auf www.filmernst.de.
Laut Veranstalterangaben wird schulisches Publikum an drei Tagen – am 16., 28. und 29. März 2023 – zu insgesamt neun Vorführungen ins Haveltorkino eingeladen. Das Spektrum reicht von Kinderfilmen (1. bis 3. Klasse) bis hin zu Filmen, die erst ab der 9. Klasse empfohlen werden. Landesweit laufen insgesamt 30 Filme in 26 Kinos. 2022 sahen rund 11.000 junge Leute aus 147 Schulen einen oder mehrere der angebotenen Produktionen.