Gute Nachrichten vom größten Arbeitgeber in der Region rund um Schwedt: Die PCK-Raffinerie läuft zwar weiterhin nicht unter Volldampf, aber immerhin mit der bisher höchsten Auslastung in diesem Jahr: mehr als 70 Prozent. Möglich wird das durch den Zufluss von monatlich 100.000 Tonnen Rohöl aus Kasachstan.
Dazu hat sich nun PCK-Sprecherin Viola Brocker zu Wort gemeldet: „Am 20. Juni 2023 wurde von der Rosneft Deutschland ein Vertrag mit KazMunayGas (KMG) unterzeichnet. Dieser sieht ab Juli 2023 eine monatliche Lieferung von 100.000 Tonnen kasachischem Rohöl bis Ende 2024 vor. Das ist ein weiterer wichtiger Schritt, um die Raffinerie insgesamt resilienter zu machen und die Auslastung zu erhöhen“, schreibt sie in einer Pressemitteilung.
Rosneft steht weiter unter Treuhandverwaltung
Rosneft ist der größte Anteilseigner der PCK-Raffinerie. Doch die Anteile werden zurzeit nicht von den Russen verwaltet, sondern im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums von der Bundesnetzagentur. Der Vertrag war unterzeichnet worden, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Kasachstan weilte. Zuvor hatte es monatelange, zähe Verhandlungen gegeben.
Auch zur bisherigen Versorgung mit Rohöl äußert sich Viola Brocker: „Seit dem 1. Januar 2023 wird PCK jetzt schon mit alternativen Rohölen versorgt, die hauptsächlich durch Schiffseinlieferungen über Rostock eingeliefert werden. Weitere Einlieferungen erfolgten über Gdansk und das polnische Pipeline-System (PERN) sowie aus Kasachstan. Russisches Erdöl wurde damit vollständig abgelöst.“
60 Jahre kam das Rohöl aus Sibirien
Zuvor liefen die Anlagen in Schwedt rund 60 Jahre mit Rohöl aus Sibirien, selbst die Wende änderte daran nichts. Nachdem Russland im Winter 2022 aber in sein Nachbarland, die Ukraine einfiel und die Region mit Krieg überzog, belegte die Europäische Union in der Folge Öl aus Russland mit Sanktionen. Deutschland und Polen entschlossen sich daraufhin, die Druschba-Pipeline nicht mehr für Lieferungen aus Russland zu nutzen und diese Verbindung, sowie die Geschäftsbeziehungen zu kappen.
Seit dem Jahreswechsel nun kam kein russisches Öl mehr. Die Hauptlast der Versorgung trägt seitdem die Pipeline zwischen Rostock und Schwedt. Brocker schreibt dazu: „Die Verfügbarkeit der Rostock-Pipeline war stabil, es gab keine größeren Unterbrechungen, welche sich auf den Raffineriebetrieb ausgewirkt haben. Dank der Bemühungen unserer Gesellschafter konnte eine stabile Versorgung mit Rohöl sichergestellt werden.“
Alle Anlagen stehen wieder zur Verfügung
PCK geht auch auf die große Revision ein, in der die Anlagen in den vergangenen Monaten geartet worden sind: „Im Rahmen des Verbundstillstand ‚Rallye23‘, der von Mitte April bis Anfang Juni dauerte, wurden zahlreiche Anlagen und Equipments überprüft und für den nächsten Laufzyklus vorbereitet. Aktuell stehen wieder alle Anlagen zur Verfügung, auch die Rohöldestillation 1, die aufgrund geringer Auslastung zum Jahresbeginn auf Kreislauf gestellt wurde.“
Dabei sei im Juni erstmals wieder eine Auslastung von mehr als 70 Prozent erreicht worden. Das bedeutet, dass in Schwedt auch wieder Bitumen produziert werden kann. Das Material, das bei der Raffinierung übrig bleibt, ist ein wichtiger Bestandteil beim Straßenbau.
PCK will Kapazitäten weiter erhöhen
Dennoch blickt PCK weiter in die Zukunft, wie Brocker ebenfalls betont: „PCK ist darauf fokussiert, einen langfristig stabilen Betrieb der Raffinerie sicherzustellen. Hauptaugenmerke liegen weiter auf dem Maßnahmenpaket zur Kapazitäts- und Verfügbarkeitserhöhung der Rohöllogistik über Rostock sowie der operativen Anpassung der Raffinerie auf alternative Rohöle.“
Gleichzeitig treibt das Unternehmen die Transformation des Standortes voran, auch dazu äußert sich PCK: „Zudem arbeitet das Unternehmen an zwei Zukunftsprojekten, die den Einstieg in die Transformation einläuten. Neben der Planung einer Wasserstoffelektrolyse gemeinsam mit Siemens Energy werden die Arbeiten am HYPE+ Projekt mit Enertrag SE intensiviert.“