Die einen wollen dem Alltagsstress entfliehen, andere ihre Grenzen austesten, wieder andere einfach nur eine Zeit lang der Natur sehr nahe sein, nicht zuletzt gibt es spirituelle Gründe. Unterwegs auf Schusters Rappen, Wandern, Pilgern ist angesagt und geht in der Uckermark sogar vor der Haustür.
Man muss auch gar keine großen Ziele haben, denn der Weg ist bekanntlich das Ziel. Deshalb wandern manche Pilger auch nur an einem Wochenende und setzen ihre Wanderung später fort. Doch wer es drauf anlegt, gelangt eben auch auf dem Jakobsweg in der Uckermark bis nach Santiago de Compostela
Vier Abschnitte gliedern den Jakobsweg Uckermark
Seit einigen Jahren wird die alte mittelalterliche Fernhandelsstraße, die Via Imperii, die von Stettin über Berlin-Leipzig-Nürnberg-Florenz nach Rom führt, für das Pilgern wiederbelebt. Auf dieser waren im Mittelalter nachweislich Pilger nach Jerusalem, Rom oder eben Santiago de Compostela unterwegs. Auf deutscher Seite gelangt man auf dem sogenannten Jakobsweg Uckermark von Mescherin nach Angermünde.
Den Weg hat die Jakobusgesellschaft Brandenburg-Oderregion in vier Abschnitte gegliedert. Auf dem Jakobsweg Uckermark, der auf der Via Imperii entlangführt, werden in der ersten Etappe 19 Kilometer von Mescherin nach Groß Pinnow vorgeschlagen. Weiter geht es in einem zweiten Abschnitt von Groß Pinnow nach Schwedt (17 Kilometer), dann von Schwedt nach Stolpe (24 Kilometer) und schließlich in einer vierten Etappe von Stolpe nach Angermünde (15 Kilometer). Die Wanderer erwarten eine herrliche weitläufige Natur, schöne Blicke über das Odertal, Alleen, Hohl-, Feld- und Waldwege.
Jakobusgesellschaft forscht, kennzeichnet Wege und sorgt für Unterkünfte
Sie können Wasservögel beobachten, aber auch bei den zahlreichen Sehenswürdigkeiten Halt machen, die Ihnen auf dem Weg begegnen. „Den meisten Pilgern kommt es eher darauf an, auf ihrem Weg voranzukommen, als sich beispielsweise in Schwedt oder Angermünde noch ausgiebig Sehenswürdigkeiten anzusehen“, weiß Olaf Schilling, Wegebeauftragter für die Jakobusgesellschaft Brandenburg-Oderregion, die übrigens 2011 ins Leben gerufen wurde und sich seitdem um die Wanderrouten kümmert. Dabei geht es sowohl um die Erforschung, Erhaltung und Pflege der Traditionen der Jakobspilger und des damit in Verbindung stehenden Kulturgutes als auch um die Ausschilderung der Wege und um Unterkünfte für die Pilger.
„Der Weg von Mescherin bis Bernau ist komplett ausgeschildert. Auf der polnischen Seite besteht noch Nachholbedarf“, schildert Schilling die Situation. In Stettin beginnt der Jakobsweg, und damit die Via Imperii, an der Jakobuskirche und führt durch die Stadt bis Mescherin. Ausgeschildert wird traditionell mit der gelben Jakobsmuschel auf blauem Grund. Mit diesem Zeichen erkennen Pilger an Bäumen, Laternenmasten und Gebäuden den Weg.
Neue Übernachtungsmöglichkeiten sollen geschaffen werden
Unterstützt wird die Jakobusgesellschaft von den touristischen Akteuren vor Ort, insbesondere den Gemeinden. Durch diese Zusammenarbeit sind auch schon einige Unterkünfte entlang des Jakobswegs Uckermark entstanden. Die Pilger seien in dieser Hinsicht wenig anspruchsvoll. Sie brauchen ein Dach über den Kopf, die Möglichkeit sich zu duschen oder zu waschen, und die Gelegenheit, ein Abendessen und ein Frühstück zu bekommen oder sich zubereiten zu können. Was die Schlafmöglichkeiten angeht, seien sogar Mehrbettzimmer kein Problem. Wer pilgernd unterwegs ist, möchte in der Regel Kosten sparen, weil er mehrmals die Übernachtungen wechselt. Es gebe aber auch mitunter Pilgerer, die lieber ein Hotel nehmen.
Quartiere fehlen noch in Mescherin und Angermünde. Aber auch in Gartz und Umgebung, wo bislang offiziell nur die Pommernstube als Übernachtungsquartier ausgeschrieben wird, möchte man weitere Möglichkeiten schaffen. Das jedenfalls liegt dem Amtsdirektor Frank Gotzmann am Herzen. Deshalb hat er ein Vernetzungstreffen zum Ideenaustausch und zum weiteren Vorgehen vorgeschlagen, das demnächst in Gartz stattfinden wird. Dort soll über eine bessere Ausschilderung, Unterkünfte, Stempel und Stempelstellen beraten werden.
Verschiedene Stempelstellen für die Pilger
Pilger führen einen Ausweis mit, in dem sie ihre Stationen per Stempel nachweisen. So können sich Wanderer in Schwedt in der Tourist-Information in der Vierradener Straße und im Nationalparkladen in Criewen einen Stempel abholen. Sogar die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt hat einen eigenen Stempel, den Pilger dort bekommen. Frank Gotzmann hatte die Idee, einen Pilgerer mit Hund auf einem eigenen Stempel für Gartz abzubilden. Die Standesbeamte Stephanie Meier setzte diese zeichnerisch um. So können sich Pilger künftig auch im Amt Gartz ihren Stempel holen. Dabei geht es dem Amtsdirektor aber nicht nur um die Pilgerer, die er in seinem Amt willkommen heißen möchte, sondern auch darum, dass Einheimische ihre Gegend, beispielsweise am Wochenende, besser erkunden können. Dazu stellte der Amtsausschuss Geld zur Verfügung. Frank Gotzmann hat den Bahnhof Tantow als wichtigen Anlaufpunkt für die Pilgerer erkannt. Diese reisen ja aus ganz Deutschland und sogar aus England und Skandinavien an, um in der Gartzer Region zu starten.
Sie möchten dann mit der Bahn bis Tantow gelangen, um den Ausgangsort Menscherin anzusteuern. Weiterhin bietet der Bahnhof Interessierten die Möglichkeit, an einem Tag nach Stettin zu wandern und an einem Wochenende die Grenzregion zu erkunden.