Es sei die erste Veranstaltung in der „Krimischeune“ mit Maskierten gewesen, scherzt Wolfgang Raeke. Der heute in Frankfurt lebende ehemalige Trepliner und Kriminaltechniker hat auch die 23. Auflage in der beliebten Veranstaltungsreihe organisiert. Mit fünf Monaten Verspätung hat ein dem Krimischeunen-Stammpublikum bestens bekannter Kriminalist, Frank Rainer Schurig, über Polizistenmorde in der DDR gesprochen.
Vier Polizistenmorde aufgearbeitet
Vor diesmal nur 34 Zuhörern – mehr Plätze gab die Einhaltung der Abstandsregel im Versammlungsraum der Trepliner Amtsscheune nicht her – schlug Schurig ein bislang kaum beleuchtetes Kapitel der DDR-Kriminalgeschichte auf. Gemeinsam mit seinem Co-Autor Remo Kroll, der kurzfristig verhindert war, in die Krimischeune zu kommen, hat Schurig vier Polizistenmorde, die sich in der DDR ereignet haben, aufgearbeitet. – Nachzulesen im Buch „Polizistenmorde: Vier authentische Kriminalfälle aus der DDR“.
Staatstragende Papiere vermisst
Doch bevor es ums eigentliche Thema des Nachmittags ging, begrüßten Egon Olsen alias der Frankfurter Schauspieler Diether Jäger und Polizist Jensen in Gestalt von Wolfgang Raeke das Krimischeunen-Publikum mit einer von Wolfgang Raeke erdachten, Corona-gerechten kurzen Parodie.
In der verhört Jensen den Chef-Ganoven der Olsenbande und fragt, wo die Lkw-Ladung mit „Papieren von nationaler Bedeutung“ geblieben sei, die im April 2020 verschwunden ist? Der Fall sei durch die Medien gegangen und habe in der Bevölkerung großes Aufsehen erregt, erklärt Jensen das Aufklärungsinteresse. Er bringt Egon zum Geständnis: Bei den staatstragenden Papieren handelte es sich um Toilettenpapier. Die Pointe, bei der Egon die Rollen zurück gab, wurde vom Publikum mit lautem Lachen bejubelt.
Kalaschnikow war die Mordwaffe
Dann wurde es ernst im Saal. Und Diether Jäger las aus einer der vier Polizistenmord-Geschichten. In ihr geht es um einen Fall, der sich am 15. Januar 1981 in Leipzig ereignet hat und bei dem ein Streifenwagen durchlöchert und der Polizist Gerhard G. ermordet wurde.
Bei der Mordwaffe handelte es sich um eine Maschinenpistole Kalaschnikow sowjetischer Bauart, die von einem Posten der Nationalen Volksarmee (NVA) stammte, wie die Ermittlungen ergaben. Schnell habe sich in selbige damals die Staatssicherheit eingeschaltet, erinnerte Kriminalist Frank Rainer Schurig in seinem Bericht vor einem gespannt lauschenden Krimischeunen-Publikum.
Auf der Basis der originalen Akten hat das Autoren-Duo den Tathergang dieses und der drei anderen Polizistenmordfälle, von denen sich zwei in Berlin ereignet haben, rekonstruiert. Schurig und Kroll lassen ihre Leser an der Spurensuche und Aufklärung der Fälle minutiös teilhaben.
Spenden für den Martin-Heinze-Fonds
Doch Polizistenmorde gab es nicht nur in der DDR, es gab und gibt sie auch seit der Wende hierzulande. Nach dem ersten Brandenburger Polizisten, der in der Nacht vom 19. August 1995 ermordet wurde, Martin Heinze, ist der Fonds benannt, aus dem die Hinterbliebenen getöteter Polizisten unterstützt werden. Wolfgang Raeke und der gastgebende Dorfentwicklungsverein (DEV) Treplin hatten Ullrich Papperitz eingeladen, die Veranstaltung für eine Spendensammlung zu nutzen. Der einstige Polizist und Leiter des Schutzbereiches Märkisch-Oderland engagiert sich für die Arbeit im Martin-Heinze-Fonds. Die Krimischeunen-Besucher zeigten sich spendenfreudig.
Dagmar Kanzki und Klara Jagosch vom Dorfentwicklungsverein verwöhnten die Gäste in der Pause der rund zweieinhalbstündigen Veranstaltung mit Kaffee und Kuchen.
Der nächste Krimischeunen-Termin steht noch nicht fest. Eigentlich sei für November eine Veranstaltung geplant, sagt Wolfgang Raeke. Doch dann könnten die Arbeiten zum Ausbau der Amtsscheune schon begonnen haben.