Die Jugendband „Riverpearl“ aus Wriezen, der Kunststudent Florian Männelin, Naturfreunde, Fotografen, Schulutensilien wie ein Abakus, künstlerisch tätige Jugendliche – wie passt das alles in ein Museum? Die Akteure im Oderbruch-Museum Altranft beschreiben ihre Einrichtung selbst gern als eine Werkstatt für ländliche Kultur, in der regionalhistorische und gegenwartsbezogene Perspektiven miteinander verknüpft werden. Wie vielfältig das aussehen kann und wie gut es ihnen gelingt, dafür künstlerische und kulturelle Formen der regionalen Selbstbeschreibung zu nutzen, zeigte sich erneut am vergangenen Sonnabend.
Zu einem großen Saisonstart präsentierte das Team des Museums Gästen in einer Buchvorstellung sowie einer Fotoschau nicht nur Ergebnisse ihrer Vorjahrestätigkeit, sondern stimmten mit mehreren Präsentationen und Aktionen zugleich auf ihr neues Jahresthema „Jugend“ ein. Zur Begrüßung spielte die Jugendband „Riverpearl“ aus Wriezen. Anschließend berichtete der Programmleiter im Oderbruch-Museum, Kenneth Anders: „Wir sprachen im vergangenen Jahr mit vielen Menschen, die zum Thema etwas beitragen konnten, die durch berufliche oder private Aktivitäten mit der Natur verbunden sind.“
Lesung im Oderbruch-Museum Altranft: Kenneth Anders, Almut Undizs, Tina Veihelmann und Axel Schirmer (v.l.) stellten von ihnen erstellte Porträts und Interwievs eines neuen Werkstattbuches zum Thema "Natur" vor.
Lesung im Oderbruch-Museum Altranft: Kenneth Anders, Almut Undizs, Tina Veihelmann und Axel Schirmer (v.l.) stellten von ihnen erstellte Porträts und Interwievs eines neuen Werkstattbuches zum Thema "Natur" vor.
© Foto: Cornelia Mikat

Werkstattbuch mit 27 Beiträgen zum Thema „Natur“

Die gesamte Bestandsaufnahme diente, wie er weiter vermittelte, der Widerspiegelung des reichen Erfahrungsschatzes und des Wissens der im Kulturraum Oderbruch lebenden Menschen. Anschließend lasen Kenneth Anders, Tina Veihelmann, Axel Schirmer und Almut Undizs aus von ihnen erstellten Porträts und Interviews – zusammengefasst in einem neuen Werkstattbuch – zum Vorjahresthema „Natur“ vor.
Zusammen mit dem Einführungsstück von Kenneth Anders enthält das Buch insgesamt 27 Beiträge mit Fotos. So kommen beispielsweise der pensionierte Förster Conrad Phillipps aus Wriezen, der Naturfotografin Renate Melz aus Altwustrow, die Vogelschützerin Simone Müller aus Chorin sowie die Landschaftspfleger Reinhard Tietz aus Podelzig und Otto Christoph aus Lebus zu Wort. Weitere Texte stellen unter anderem den Mitbegründer des NABU, Peter Streckenbach aus Vierlinden, die Pilzexpertin Hannelore Kretzke aus Bad Freienwalde und Martin Merk vom Ökospeicher in Wulkow sowie Michael Saß, Bibermanager beim Gedo Seelow, vor.
Spielerische Erfahrung im Museum: Edda Sendzik (vier Jahre) probierte mit ihrer Mama Nova Scholz aus, wie Kinder vor 60 Jahren auf Tafeln Schreiben lernten.
Spielerische Erfahrung im Museum: Edda Sendzik (vier Jahre) probierte mit ihrer Mama Nova Scholz aus, wie Kinder vor 60 Jahren auf Tafeln Schreiben lernten.
© Foto: Cornelia Mikat

„Jugend im Bruch“ – eine Fotoausstellung

Im Mittelpunkt einer nachfolgenden Diskussion standen Fragen der Aneignung und dem Wert von Natur. Die Zuhörer bekundeten besondere Zustimmung zu der Formel: „Nur was du kennst, kannst du schützen.“ und formulierten daraus die Aufgabe, besonders Kinder- und Jugendliche noch stärker, nicht nur wissenschaftlich, sondern auch sinnlich, emotional die Einzigartigkeit von Natur zu vermitteln.
Passend dazu liefen im Museum parallel schon Aktivitäten für das neue Jahresthema „Jugend“. Dazu wurde unter anderem eine Fotoausstellung unter dem Motto: „Jugend im Bruch“ gezeigt. Die Fotos – historische und aktuelle – wurden von einzelnen Jugendlichen, in Schulen und Jugendgruppen, aber auch von Familien im Rahmen eines Fotowettbewerbes seit Anfang des Jahres an das Museum übergeben.
In der offenen Werkstatt: Unter Anleitung von Peggy Neumann (2.v.l.) erstellten Lotta Köhler sowie Emilie und Erasmus Anders Collagen zur Frage: "Wer bin ich?"
In der offenen Werkstatt: Unter Anleitung von Peggy Neumann (2.v.l.) erstellten Lotta Köhler sowie Emilie und Erasmus Anders Collagen zur Frage: „Wer bin ich?“
© Foto: Cornelia Mikat

Kunststudent zeichnete Porträts von Jugendlichen

Direkt am Tag der Saisoneröffnung setzte sich zudem eine Gruppe Jugendlicher unter Anleitung von Peggy Neumann in einer offenen Werkstatt mit der künstlerischen Reflexion der Frage: „Wer bin ich?“, auseinander. Mit Scheren, Stiften und Kleber entstanden viele Collagen. Neu eröffnet wurde zudem im Bildersalon des Museums die Ausstellung „Seelenbilder“ von Florian Männelin. Der in Wilhelmsaue aufgewachsene Kunststudenten zeichnete und malte dafür Porträts von Jugendlichen.
Im neu gestalteten Bildersalon: Der in Wilhelmsaue aufgewachsene Kunststudenten Florian Männelin präsentierte eine Ausstellung mit Selbstbildnissen und Porträts Jugendlicher.
Im neu gestalteten Bildersalon: Der in Wilhelmsaue aufgewachsene Kunststudenten Florian Männelin präsentierte eine Ausstellung mit Selbstbildnissen und Porträts Jugendlicher.
© Foto: Cornelia Mikat
Zu einem weiteren Höhepunkt gestaltete sich am Nachmittag im Fischerhaus des Museumsparks die Eröffnung zwei neuer, der historischen Schule Altranfts gewidmeten Ausstellungsräume. Die von Antje Scholz inhaltlich konzipierte und gemeinsam mit Maritta Köhn und Dorothee Rüdrich erstellte Präsentation regt Besucher an, sich an die eigene Schulzeit zu erinnern. Spielerisch animiert sie darüber nachzudenken, welche Bedeutung der Lebensraum Schule für einen selbst hatte und wie er zukünftig gestaltet werden sollte.