Von einer Katzenplage spricht Giny Feldhahn nur ungern. „Aber dieses Wort bringt es nun mal auf den Punkt“, sagt die Vorsitzende vom Tierschutzverein Seelow und Umgebung. Kaum ein Tag vergehe, an dem keine Fundkatze gemeldet wird. Zurzeit streunen laut Giny Feldhahn 25 Tiere durch Marxdorf, 20 durch Falkenhagen und 15 durch Platkow. Aber auch in Seelow, Treplin, Lebus, Mallnow und vielen anderen Orten im Oderland sei die Lage nicht entspannter.
Dass die Anwohner sich bei der Versorgung von freilaufenden Katzen auf die ehrenamtlichen Tierschützer verlassen, könne die Vereinsvorsitzende schon schwer nachvollziehen, wie sie gegenüber MOZ.de meint. „Aber dass die Politik sich nicht kümmert, ist überhaupt nicht zu verstehen.“
Kater Nepomuk.
Kater Nepomuk.
© Foto: Bettina Bienwald

Wild geborene Katzen sind schwer zu zähmen

In eine Tierschutzfalle tappte neulich erst ein Kätzchen, das zu diesem Zeitpunkt um die fünf Wochen alt gewesen sein muss. Solch’ junge Tiere können die Tierschützer noch aufpäppeln und fit für ein Leben bei lieben Menschen machen, erklärt die Expertin. Bei älteren Tieren funktioniere das nicht mehr. „Sechs Wochen alte Katzen, die wild geboren wurden, kriegen wir nicht mehr zahm.“
Kater Donner.
Kater Donner.
© Foto: Bettina Bienwald
Giny Feldhahns Empfehlung an die Anrufer lautet dann: „Bitte füttern Sie die Katzen.“ Sind die Tiere dann alt genug, veranlassen die Leute vom Tierschutzverein die Kastration. Kosten dafür kämen auf die Finder nicht zu. „Das müssen wir aus Spendengeldern oder Fördermittel finanzieren“, so die Vorsitzende vom Tierschutzverein Seelow und Umgebung.
Katze Fritzi.
Katze Fritzi.
© Foto: Bettina Bienwald

Fundtiere müssen gemeldet werden

Mehr Vernetzung wäre gut, sagt Giny Feldhahn. „Zwischen der Polizei, der Ordnungsämter und den Leuten.“ Nicht überall im Oderland funktioniere die Zusammenarbeit so gut wie im Amt Golzow. Dort mache sich das Ordnungsamt auch schon mal selbst auf den Weg, um Fundtiere einzusammeln und dann auch kurzfristig unterzubringen. Giny Feldhahn: „Golzow ist wirklich das Vorzeigeamt.“
Was viele nicht wissen: jedes zugelaufene Tier gilt als Fundtier. Per Gesetz müssen Finder das Tier der zuständigen Fundbehörde (Gemeinde) melden und diese ist dann zur Aufnahme und Betreuung des Fundtieres verpflichtet. „Ordnungsämter wollen eine Unterbringung lieber umgehen, weil sie mit Kosten verbunden ist.“ Die Verantwortlichen in den Verwaltungen beriefen sich gern auf die Optik der Tiere, stempeln sie als wildlebend ohne Besitzer ab. Aber eine Katze, die nicht mehr nach Hause findet, das Leben draußen nicht gewohnt ist, sehe laut Giny Feldhahn schon nach ein paar Tagen verwildert aus. Schon allein deshalb, weil sie nicht gelernt haben, sich selbst Fressen zu suchen.
Katze Tilly.
Katze Tilly.
© Foto: Katja Gehring

Veterinäramt überprüft Pflegestellen für Katzen

Auch die fehlende Kastrationspflicht trägt zur Verstärkung der Katzenplage bei. Die Mitglieder vom Tierschutzverein Seelow und Umgebung starten regelmäßig Einfang-Aktionen mit Tierschutzfallen. Gerät ein Tier in eine solche Vorrichtung, muss es binnen zwei Stunden befreit werden. „Deshalb bleiben wir meistens vor Ort und nehmen die Katzen gleich mit“, berichtet Giny Feldhahn.
Katze Milli.
Katze Milli.
© Foto: Katja Gehring
Katzenbabys werden dann in eine der drei Pflegestellen, die der Tierschutzverein mithilfe von Ehrenamtlern in Seelow und Lietzen betreiben. Dabei handelt es sich nicht um extra angemietete Immobilien, sondern um Räumlichkeiten, die die Tierschützer bei sich zu Hause vorhalten. Die Pflegestellen müssen vom Veterinäramt genehmigt sein. „Die Vorgaben sind hoch“, informiert die Vereinsvorsitzende. Deshalb seien es nur drei.
Katze Lilly.
Katze Lilly.
© Foto: Katja Gehring

Tierschutzverein Seelow braucht dringend Räumlichkeiten

„Eine Fundtierproblematik hätten wir gar nicht, wenn Katzenhalter ihrer Tiere kastrieren und chippen lassen sowie bei Tasso.net anmelden lassen würde“, sagt Giny Feldhahn mit kritischem Unterton im Gespräch mit MOZ.de. „Das machen viele nicht.“ Auch Tierärzte würden viel zu selten darauf hinweisen.
Kater Burki.
Kater Burki.
© Foto: Katja Gehring
Versuche, einen festen Sitz für den Tierschutzverein Seelow und Umgebung in der Kreisstadt zu etablieren, seien bisher immer gescheitert. Schon oft hätten die Tierschützer versucht, Räume anzumieten. „Aber sie wollen darin keine Tiere unterbringen?“, seien sie dann stets gefragt worden, berichtet Giny Feldhahn. In den vergangenen 25 Jahren ist der Tierschutzverein immer mehr gewachsen. „Wir haben nicht mal einen Raum, um beispielsweise die Futterspenden unterzustellen“, erzählt die Vereinsvorsitzende. „Und von einer Katzenauffangstation können wir nur träumen.“

Katzenbabys abzugeben

● Kater Burki (etwa zehn Wochen alt) ist ein kleiner Rabauke, aber auch ein ganz großer Schmuser. Er könnte sofort in sein neues Zuhause umziehen.
● Katze Milli wird als energiegeladen, aber auch anpassungsfähig beschrieben. Sie ist die Schwester von Burki. Am besten wäre es, wenn die beiden zusammenbleiben könnten.
● Katze Lilly ist die dritte der Geschwister und die Kleinste aus dem Wurf – dafür aber sehr neugierig. In ein bis zwei Wochen kann sie abgegeben werden.
● Katze Tilly (acht Wochen) versteht sich sehr gut mit Lilly, ist aber viel scheuer. Es kann dauern, bis sie aus der Reserve kommt. Sie braucht ein Zuhause bei ruhigen, ausgeglichenen Menschen – am besten zusammen mit ihrer Freundin Lilly.
● Katze Fritzi (neun Wochen) ist sehr menschenbezogen, sucht Kuscheleinheiten und mag Kinder.
● Kater Donner (neun Wochen) ist eher verschlafen und möchte besonders beim Fressen seine Ruhe haben.
● Kater Nepomuk (neun Wochen) schläft gerne eingekuschelt und liebt Schmusen.
► Alle hier aufgeführten Katzenbabys wurden in den Pflegestellen als Stubenkatzen gehalten und bereits mit Geräuschen von Fernseher und Staubsauger vertraut gemacht. Sie sind nicht kastriert und noch nicht gechippt.
Interessenten melden sich bitte bei Bettina Bienwald vom Tierschutzverein Seelow und Umgebung unter der Rufnummer 03346 845380.