Eyecatcher sagt man heute neudeutsch. Blickfang heißt das übersetzt. Und ganz viele Blickfänge davon gibt es in Karin Kochs Haus. Allen gemein: Sie sind Ölgemälde. Und sie sind Produkt einer schier nicht enden wollenden Leidenschaft einer begabten, sehr sympathischen Künstlerin, die sich nicht entscheiden kann und will, ob sie gegenständlich oder abstrakt malt. Beides kann sie ganz hervorragend.
Da sieht man die Leidenschaft eines Bassspielers. Der Fischer ist mit seinem Boot auf dem Wasser, die Enkel tollen am Meer. Die Luft knistert geradezu bei ihrer Tangotänzerin. Das Bild ganz rot, die Bewegungen wie eingefroren, und dennoch ist dieses Bild unglaublich heiß. Gleich daneben ist die Museumsinsel in Berlin zu erkennen, gibt es Szenen aus Potsdam, wird der Blick von einem verrotteten Baumstamm angezogen. Faszinierend sind ihre Sportler, zum neidisch werden das Porträt ihres Mannes Mariam. Da war der gerade 18.
13 Jahre jung war Karin Koch, als sie von ihrer Deutschlehrerin angesprochen wurde. Unweit der Komischen Oper  hatte das Patenunternehmen der Schule – Dampferzeugerbau Berlin – einen Malkurs eröffnet, der von einem freischaffenden Künstler betreut wurde. Eine Hand voll Schüler bekamen die Chance, dort mitzutun. Karin Koch war die einzige, die blieb. Sie zeichnete zunächst nur. Ihr späterer Mann war es, der ihr zuriet, es doch mal mit Farbe zu probieren. Gott sei Dank, möchte man ihm zurufen. Dass Karin Koch Talent hat, war schon klar, dass noch mehr in ihr steckt, zeigte sich dann. Zeitgleich bewarb sie sich nach der Schule an der Fachschule für Werbung und Gestaltung in Schöneweide und an der Kunst-Hochschule Weißensee. Beide Einrichtungen wollten sie haben. Sie entschied sich, Grafikerin zu werden. Und übt diesen Beruf bis heute in ihrer Werbeagentur Blackpoint aus. In der Freizeit, zwei-, dreimal in der Woche, steigt sie die uralte Treppe in ihrem Häuschen empor. In die nur sechs Quadratmeter kleine Malstube, die ihrer Lust, besonders großformatig zu malen, Grenzen setzt. "Andere Menschen haben Musik im Kopf. Ich sehe Bilder, die ich gern malen möchte. Doch wenn ich beginne, ist das erst einmal meist ohne Plan", erzählt die Mutter zweier erwachsener Töchter, die sie mit den Enkeln Elva, Kira, Tayo und Dorian beschenkt haben. Diese vier und die Töchter sind eines ihrer Lieblingsmotive. Aber eben auch Bewegung, Dynamik, Tänzer. "Ich male mich warm mit Gegenständlichem und dann geht es abstrakt weiter. Das ist für mich die beste Variante", erzählt die 58-Jährige, die vor rund zehn Jahren nach Neuenhagen zog.
Ob ihre Bilder wirklich gut sind? Karin Koch zweifelt da an sich selbst. Bisher fehlte ihr – völlig zu Unrecht – der Mut, sich für den Brandenburgischen Kunstpreis zu bewerben. Erkannt haben ihr Talent hingegen die Stolzes. Im ersten Kalender, den die Mitstreiter der Gruppe machart 2016 veröffentlichten, ist ein Bild Karin Kochs von einem Pferderennen. Und im November erst zeigte sie das Porträt eines Mädchens im Hönower Kunstschaufenster. "Na ja, ich habe nicht die Traute. Aber schön wäre es schon, wenn sich vielleicht eine Galerie fände, die sich meine Bilder mal anschaut", sagt zaghaft Karin Koch. Sie hat vor einiger Zeit im A 10-Center einige ihrer Riesenbilder verkauft, nachdem die zwei Sekunden im Fernsehen zu sehen waren.