Er hat an einem geschichtsträchtigen Tag Geburtstag: Am 9. November, dem Tag der Pogrome gegen Juden in Nazideutschland 1938 und dem Tag der Maueröffnung in Berlin 1989, feiert Altlandsbergs Ehrenbürger und MTV-Ehrenpräsident Klaus-Jürgen Jahn seinen 85. Eigentlich wollte er mit 50 Mitstreitern den Ehrentag und das 20-jährige Jubiläum seiner Baumanagementfirma begehen, doch aus bekannten Gründen wird es nun eine sehr kleine Runde.
Jahn wurde in Berlin geboren und wuchs in Kleinmachnow auf. Er erlebte den zweiten Weltkrieg mit Bombenangriffen auf Berlin und den Einmarsch der Roten Armee in Kleinmachnow. Gemeinsam mit seinem Bruder Wolfram überlebte er am 28. April 1945 den Einsturz des Wohnhauses nach dem Treffer eines Geschosses einer Stalinorgel. Die Brüder blieben noch bis 1950 in Kleinmachnow sesshaft.

Mit dem Bruder 1964 ein eigenes Unternehmen gegründet

Er lernte Chemotechniker und gründete nach den Stationen Berlin, Schweiz und Karlsruhe schließlich mit dem Bruder 1964 in Berlin das eigene Spezial­unternehmen für Baudichtstoffe. Ihre Fugendichtmasse und Fugenbänder für Plattenbauten kamen unter anderem im Märkischen Viertel und der Gropius Stadt in Berlin oder in Hamburg-Steilshoop zum Einsatz. Produziert wurde bis 1990 in Berlin-Reinickendorf.
Nach der Wende in der DDR kaufte Jahn ein Grundstück in Altlandsberg An der Mühle. Er investierte rund 7,5 Millionen Mark und zog 1991 mit der Firma Euroteam dorthin um. 60 Angestellte hatten Arbeit. Nun wurden die Produkte in DDR-Plattenbaugebieten eingesetzt. Wenig später entstand ein Neubau. „Zu meinem 60. wurde der übergeben“, erinnert sich der Jubilar.

Gleich nach dem Umzug nach Altlandsberg hat ihn der MTV angesprochen

Er habe Anfang der 1990er „kaum den Schreibtisch aufgestellt und den Koffer ausgepackt“ gehabt, da sei er schon von Verantwortlichen des MTV angesprochen worden, ob er nicht den Verein unterstützen wolle, berichtet er. Er wollte. Weil er seit jeher auf die persönlichkeitsfördernde und erzieherische Wirkung des Sports setzt und den mit Werbung und eigenem Sponsoring unterstützt. Ob im Vorstand des Berliner Schlittschuhclubs in der noch geteilten Stadt, später als Präsident im SC Berlin, beim Sechstagerennen der Radsportler und im MTV 1860, zu dessen 1. Vorsitzenden er 1998 gewählt wurde.
Er erlebte die Eröffnung der Erlengrundhalle mit, den Aufstieg der Handball-Frauen in die 2. Bundesliga und das Altlandsberger Stadtjubiläum, wurde 2005 zum zweiten Ehrenbürger gekürt. 2010 wurde der MTV unter seiner Führung von der Bundesregierung für besondere Verdienste im Sport ausgezeichnet. In Kooperation mit der Schule hatte der Verein nicht nur die Handballtradition in der Stadt wiederbelebt, sondern auch Jugendliche von der Straße geholt und ihnen Perspektiven im Sport geboten. Und mit für die niedrigste Jugendkriminalitätsrate in Brandenburg gesorgt. Für seine Verdienste speziell um den Berliner Sport wurde Jahn dann 2016 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Rückzug aus den Chefposten aus gesundheitlichen Gründen

Nachdem der Unternehmer aus gesundheitlichen Gründen schon die Führung im SC Berlin abgegeben hatte, verließ er 2012 auch den Chefsessel beim MTV, ist seitdem dessen Ehrenvorsitzender. „So lange es ging“, habe er noch jedes Handballspiel der Randberliner verfolgt, erzählt Jahn, den starke Augenprobleme plagen. Er werde dem Verein immer verbunden bleiben, verspricht er.
Verbunden blieb der Mitinitiator des Lions Clubs Altlandsberg auch dem hiesigen Firmenstandort, obwohl er 1998 das Unternehmen verkauft hatte. Als BASF gut zehn Jahre später den Betrieb stilllegen wollte, fand er einen neuen Käufer, der weitermachte.

Jahns Initiative „Sport gegen Gewalt“ ist vielfach präsent

Auf vielen Trikots ist zudem das Logo seiner Initiative „Sport gegen Gewalt“ zu finden, die Jugendarbeit in Vereinen fördert. „Ein Unternehmer hat soziale Verantwortung – wo und wie auch immer“, so seine Maxime. Die Jugend brauche Vorbilder – Unternehmer, Sportler und Politiker – an denen sie sich orientieren könne. Soziale Verantwortung zu übernehmen, sei eine Tugend, die aber leider in der heutigen Zeit verloren gegangen scheine, bemängelt Jahn.