Sogar aus Dresden, Rostock und Nürnberg sind die Teilnehmer mit Trabant, Wartburg und Co. angereist – schon mittags waren es am Pfingstsamstag (4. Juni) über 700 Aussteller beim IFA- und Oldtimertreffen in Herzfelde (Rüdersdorf). Darunter ein Trabi mit speziellen Autogrammen auf der Kühlerhaube, der den Anfang bei der Vorstellung einiger Fahrzeuge machte. Die Mitglieder der Puhdys haben dort unterschrieben, es ist der einst offizielle Puhdys-Rallyetrabant, der schon bis nach Tripolis in Libyen unterwegs war. Gleich dahinter rollte ein Schwalben-Duo aus Kagel zur Vorstellung: Paul Schlönvoigt und Florian Krüger waren so mit ihren Töchtern Eva (6) und Lotta (5) unterwegs. „Die sind ja Kult“, sagte Schlönvoigt mit Blick auf sein Moped, das er jetzt rund vier Jahre hat. Nachdem ihm eine frühere Maschine gestohlen wurde, hatte er diese aufbereitet – wie die von Krüger ist sie Baujahr 1984.
Viele Originale zu Besuch bei Oldtimerfreunden Herzfelde
Etwa jünger ist mit Baujahr 1991 der VW T3 Turbodiesel mit Doppelkabine, dessen Fahrer Udo Gadow aus Waldesruh nach Herzfelde gekommen war. Viel Aufbauarbeit steckt in dem guten Stück, das einst 15 Jahre unbeachtet in einer Ecke stand. „Alle Teile noch original“, ist bei der kleinen Präsentation zu erfahren. Zwei Fredersdorfer Herren auf ihren Jawa-Maschinen und ein Dresdner in seinem blitzenden weißen Trabi-Cabrio ließen sich auch noch von den Moderatoren vorstellen, dann durften Tobias Zorn und seine rechte Hand Daniel Drews die Mikrofone erst einmal aus der Hand legen. Die beiden stehen an der Spitze der Oldtimerfreunde Herzfelde, die das stetig wachsende Event auf die Beine stellen.
Am ersten der beiden Veranstaltungstage rollten die ankommenden Teilnehmer-Fahrzeuge und Gäste seit mindestens 9 Uhr nahezu ohne Unterlass an – mit 50 Helferinnen und Helfern an Einlass, Parkplatz-Einweisung, Versorgung und Technik war das Team im Einsatz. Vielen hatten wie Zorn selbst zuvor gleich eine ganze Woche freigenommen, um alles vorzubereiten. Zumal die Zahl der Camper, die meist von weiter her kommen, deutlich höher war als in den Vorjahren und die Ersten schon am Mittwoch statt erst am Freitag eingetroffen waren.
Heute Massen-Event – mit einer Schwalbe fing es an
Angefangen hatte alles damals mit einer einzelnen Schwalbe und später der Idee, die eigenen Fahrzeuge samt einigen anderen zu präsentieren. Vor sechs Jahren kamen neben den IFA-Fabrikaten auch die anderen Oldtimer hinzu. Inzwischen war es die zwölfte Auflage, erstmals wieder nach zwei Jahren Corona-Pause, und längst ist das Treffen zur Massenveranstaltung geworden. Dennoch sind es immer wieder vor allem bestimmte Exemplare und die Geschichten dazu, die besonders faszinieren.
Zum Beispiel der funkelnde Opel 1196, der mit Baujahr 1938 eins der ältesten Stücke auf dem Platz war. „Ein Einzelstück“, erklärt Marvin Wenger aus Kagel. Lediglich 65 Vertreter dieser Baureihe waren dereinst für die Förster gebaut worden. „Als der Krieg begann, wurden sie für den Transport eingezogen“, der Besitzer dieses Stückes machte den Wagen allerdings fahruntauglich. Mutmaßlich als einziger hat er den Krieg überstanden, und es war Marvins Opa, der ihn etwa 1990 in einer Scheune fand und über viele Jahre wieder instandsetzte. „Wir sind schon Wiederholungstäter, kommen seit wenigstens fünf oder sechs Jahren immer wieder her“, erzählte noch seine Mutter Iris Wenger.
So manche der vielen Hingucker tragen noch unverkennbar die Zeichen, in welchem Rahmen sie dereinst sozusagen „beruflich“ im aktiven Dienst standen. „VEB Kraftverkehr Fürstenwalde, BT-Taxi“ lautet der Aufdruck auf der Fahrertür eines hellbraunen Wartburgs, der oben auch noch das Taxischild trägt. So wie das ähnliche Modell gleich daneben, das nicht nur zufällig leuchtend rot ist. „Freiwillige Feuerwehr Troistedt“, kündet der Aufkleber. „Feuerwehr i.R.“, also im Ruhestand, hat jemand mit Humor wiederum in großen Lettern auf einen B1000 ein Stück weiter geschrieben. Und die Trabi-Freunde aus Steinbeck bei Bad Freienwalde sind unter anderem mit einem besonders frühen Vertreter der Trabant-Familie erschienen, dessen hellblaue Karosserie noch der Schriftzug „VE KIM Schweinezucht und Mastkombinat Eberswalde“ ziert.
Gewissermaßen einen früheren „Dienstausweis“ im gesamten Outfit hat der Lada Baujahr 1985, der einst in Diensten der Volkspolizei stand, nach Wende und Einheit auch noch eine Weile bei der Gesamtberliner Polizei fuhr. Eigentümer dieses guten Stücks, das zum Bestand der Blaulicht- und Oldtimerfreunde MOL gehört, ist der Strausberger Christian Paul, der für alle schraubenden und prüfenden Einsätze auf seinen Mechaniker Uwe Martin schwört.
Anderthalb Jahre Arbeit stecken im „Duo Krause“ von 1971
Alles selbst restauriert, sandgestrahlt, lackiert und gepolstert hat wiederum Tim Garske am Duo Krause – etwa anderthalb Jahre Einsatz, bis das DDR-Behindertenfahrzeug, von dem laut seiner Schätzung heute vielleicht noch 3000 oder 4000 Stück rollen, in ganz neuem Glanz erstrahlte. Dabei ist es bereits Baujahr 1971. Auf der Bodenplatte hat Garske eine Fotocollage der Instandsetzungsschritte verewigt. Er gehört zum Verein IFA-Halle Ladeburg aus Bernau, der auch noch einen W50 von der ehemaligen Seenotrettung der DDR mitgebracht hatte.
Der hat zwar schon eine imposante Größe. Noch ein bisschen mächtiger, die Räder noch breiter, ist allerdings der KAS, mit dem der Lieberoser Carsten Theilig aus Lindenberg bei Storkow angereist war. „Der ist Baujahr 1980, war einst in Diensten der NVA und ging dann erst mal nach Finnland.“ Dort hat er ihn von einem Händler gekauft und zurückgeholt. 35 bis 38 Liter Sprit frisst der Koloss auf 100 Kilometer. „Immerhin nicht so viel wie der Ural“, so Theilig. Gebaut wurde der KAS einst in der Ukraine, damals noch zur Sowjetunion gehörig. Für einen Moment darf die kleine Emily im großen Führerhaus Platz nehmen – ein besonderes Erlebnis für die Sechsjährige, die mit ihrem Papa aus Blankenfelde-Mahlow gekommen ist.
Ebenfalls aus der Produktion des untergegangenen Vielvölkerstaats stammt der UAZ Hunter, den Dirk Schwonke mitgebracht hatte. Er trägt ein bulgarisches Nummernschild – dort hatte ihn der Müncheberger bei einem Urlaub gekauft. Schwonke ist Kfz-Mechaniker und Landwirt, ihm kommt es vor allem auf das Basteln an, erklärte er. Längst habe er weitere Projekte im Visier.
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