Die Corona-Krise hat das Leben vieler Menschen so stark beeinflusst, wie kein zweites Ereignis in den vergangenen Jahrzehnten. Doch welche dieser Veränderungen werden bleiben? Und wie haben die Menschen ihr persönliches Verhalten schon jetzt verändert?
Um solche Fragen wissenschaftlich zu untersuchen, hatte die Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde schon im Frühjahr ein „Logbuch der Veränderungen“ geschaffen, an das man seine persönlichen Erfahrungen schreiben kann. „Wir waren überwältigt von der sehr guten Beteiligung“, sagt Professor Benjamin Nölting, der das Projekt leitet. Denn innerhalb weniger Wochen hatten 508 Logbuchschreiberinnen und -schreiber insgesamt 828 Einträge zu ihren Alltagsbeobachtungen in der Corona-Pandemie zusammengetragen.

Offenbar ein Bedürfnis getroffen

In einer Zeit, die von solch großer Unsicherheit geprägt ist, scheint es einen Bedarf zu geben, sich mit Erlebnissen und Fragen, die einen beschäftigen, in strukturierter Form auseinander zu setzen. „Ich bin froh, dass es jetzt weniger Verkehr gibt und ich entspannter mit dem Fahrrad fahren kann.“ „Ich genieße die Ruhe, fühle mich aber auch oft einsam“, sind nur einige Beispiele von vielen Äußerungen.
„Ursprünglich wollten wir das Projekt schon im Mai abschließen“, berichtet Nölting. „Doch nun stellen wir fest, dass die Pandemie noch immer nicht vorbei ist, und es wächst die Erkenntnis, dass unser Leben vielleicht nie mehr so wird, wie vor Corona.“

Logbuch der Veränderungen

Deshalb hat sich das vierköpfige Forscherteam entschieden, das Logbuch noch für eine weitere Phase zu öffnen. Noch bis zum 15. September werden Erfahrungen gesucht, welche Veränderungen die Bürgerinnen und Bürger in der Gesellschaft und in ihrem persönlichen Leben schon jetzt beobachten. Aus diesen Erkenntnissen möchten die Wissenschaftler Schlussfolgerungen ziehen, wie man Veränderungsprozesse tatsächlich nachhaltig gestaltet kann. Für die Hochschule in Eberswalde, die sich bisher vor allem mit Projekten zur Natur-, Forst- und Landwirtschaftsprojekten gemacht hat, ist dies zudem auch einige einzigartige Gelegenheit, sich Veränderungen in sozialen Fragen stärker zu widmen. Die Einträge werden anonym behandelt.