Versehentlich oder absichtlich? Ein Anruf bringt Klarheit: Die 615 Euro seien nie auf ihren Konten gelandet, heißt es. Und tatsächlich: Das Geld floss in die Niederlande. Es handelt sich wohl um Betrug.
"Kein Einzelfall", sagt Erk Schaarschmidt von der Verbraucherzentrale Brandenburg. Illegale Abbuchungen meist kleinerer Beträge von Girokonten gibt es immer mehr. "Es ist eine Masche, die sich für den Täter lohnt", weiß der Finanzexperte. Nach der Polizeilichen Kriminalstatistik für Deutschland – für die 16 Landeskriminalämter Daten liefern – lag die Aufklärungsquote 2018 bei knapp 27 Prozent. Die Zahl der Überweisungsbetrügereien ist sprunghaft um 23,5 Prozent auf 20 697 Fälle angestiegen. "Die Dunkelziffer dürfte wie immer höher liegen", sagt Schaarschmidt.
Banken sind grundsätzlich dazu verpflichtet, jede Lastschrift zunächst einmal auszuführen und können die Rechtmäßigkeit bei Milliarden Abbuchungen jährlich nach eigener Aussage auch nicht in jedem Fall kontrollieren. Betrüger benötigen neben dem Namen vor allem die Kontodaten. Um Geld vom Konto eines Kunden einzuziehen, ist eigentlich ein sogenanntes Sepa-Lastschriftmandat Voraussetzung. Die Täter täuschen aber eine Einzugsermächtigung oder einen Abbuchungsauftrag vor. Genauer will sich etwa der Sparkassenverband Baden-Württemberg dazu nicht äußern – Nachahmungstaten drohen. Mit etwas Wissen und Zugang zu entsprechenden Nummern sei der Betrug relativ einfach möglich, heißt es dort lediglich.
Kontodaten bei Online-Plattformen und Internetauftritten werden immer wieder abgefischt. Der Autovermieter Buchbinder hatte jüngst online ein Riesenleck. "Außerdem gab es Fälle, bei denen Mitarbeiter mit den Daten stiften gegangen sind", weiß Schaarschmidt.
ZDF-Journalisten gelang es 2016, sich Geld von fremden Konten zu überweisen. Name und Unterschrift des Absenders interessierten die meisten Banken scheinbar nicht. Den Schein unterschrieben sie mit "Donald Duck", "Mainzelmännchen" oder drei gemalten Kreuzen. Banken führen fehlerhaft ausgefüllte Überweisungen in vielen Fällen auch aus, obwohl sie dies aufgrund fehlender Unterschrift oder anderer fehlerhafter Daten nicht hätten tun dürfen, hieß es damals. Oft werden Überweisungen erst geprüft, wenn eine bestimmte Überweisungssumme überschritten wird.
Die gute Nachricht: Sollte die Lastschrift nicht autorisiert sein, hat der Kunde 13 Monate lang Zeit, diese zurückzugeben und sich damit das Geld zurückzuholen, erklärt der Bankenverband auf Anfrage. Beim Onlinebanking gibt es in dem geschilderten Fall neben dem Kontoeintrag eine Schaltfläche, durch die die 615 Euro problemlos wieder auf das Konto zurückkommen. Dabei sollte man aber sicher sein, dass die Abbuchung wirklich illegal ist, warnt die Verbraucherzentrale. Wer seinen Einkauf vergessen und dann versehentlich zurückbucht hat, könnte Rücklastschriftgebühren bezahlen müssen.
Nicht zu lange warten
Auf die lange Bank sollte das Zurückholen zudem nicht geschoben werden: Wenn Institute die Buchung ihrerseits nicht zurückholen können, weil die Betrüger das Geld schon abgehoben haben und über alle Berge sind, drohen Schadenersatzansprüche.
Bei einem vom Kunden genehmigten Abbuchungsverfahren – wie etwa für Miete, Telefon und Strom üblich – ist die Stornierung nicht so einfach möglich. Hier sollte man mit der Einwilligung besonders vorsichtig sein.
Verbraucherschützer Schaarschmidt empfiehlt, bei einem Abbuchungsbetrug immer Anzeige bei der Polizei zu erstatten. "Dies ist auch nötig, um etwa bei Hausratversicherungen Geld zurückzubekommen."
Lieber kein Kundenkonto einrichten
Bankkunden sollten immer vorsichtig mit Ihren Bankdaten umgehen und regelmäßig ihre Kontoauszüge prüfen, empfiehlt der Bankenverband. Antivirenprogramm und Firewall müssen auf dem neusten Stand sein. Auch Smartphones sollten aktualisiert werden. Es gilt, nur autorisierte Banking Apps aus autorisierten App Stores zu laden und niemals "Hinweisen" aus E-Mails oder von Webseiten nachzugehen oder Zugangsdaten zu verraten.
Verbraucherschützer mahnen, sparsam mit den eigenen Daten wie (E-Mail-)Adresse und Telefonnummer zu sein. Bei Interneteinkäufen sollte lieber kein Kundenkonto eingerichtet und Gewinnspiele gemieden werden. red