Schon zur Eröffnung des Bauhaus-Archivs 1979 hieß es, das Museum in Berlin-Tiergarten sei zu klein, um alles zu zeigen, was es bewahren wollte. Denn das vom Bauhaus-Gründer Walter Gropius (1883–1969) selbst noch in den 1960er-Jahren entworfene Haus mit seinen markanten Wellen-Dächern und der geschwungenen Brückenrampe am Berliner Lützowplatz beheimatet die umfangreichste Sammlung zur Geschichte des Bauhauses (1919–1933) weltweit.
Am Dienstag nun wurde Richtfest für einen Erweiterungsbau gefeiert. Der fünfgeschossige, 20 Meter hohe Turm aus Stahl, Holz und Glas ist zwar noch in Bauplanen gewickelt, wird aber bereits jetzt schon als architektonisches Wahrzeichen gehandelt. „Es ist für mich ein baulogistisches Wunder, wie schnell seine Teile wie bei einem Setzkasten aufgebaut wurden“, sagte Architekt Volker Staab, kurz bevor der Richtkranz in die Höhe gezogen wurde.
Der Berliner Architekt Volker Staab steht vor seinem Sieger-Entwurf für den Anbau für das "Bauhaus-Archiv", für den am Dienstag, 9. Mai 2023, Richtfest gefeiert wurde. Insgesamt hatten sich im Jahre 2015 rund 40 Architekturbüros an dem Wettbewerb beteiligt.
Der Berliner Architekt Volker Staab steht vor seinem Sieger-Entwurf für den Anbau für das „Bauhaus-Archiv“, für den am Dienstag, 9. Mai 2023, Richtfest gefeiert wurde. Insgesamt hatten sich im Jahre 2015 rund 40 Architekturbüros an dem Wettbewerb beteiligt.
© Foto: Jörg Carstensen/dpa

2000 Quadratmeter für neue Ausstellungsflächen

Auch der Rohbau des langgestreckten, zweigeschossigen Gebäuderiegels mit Bauhaus-Shop und Bistro ist fertig. Er soll entlang der Von-der-Heydt-Straße den neu entstehenden Platz um den zukünftigen Haupteingang an der Klingelhöferstraße abschirmen. Insgesamt soll das historische Museum mit dem U-förmigen Anbau zusätzlich unterirdisch 2000 Quadratmeter für Ausstellungsflächen, Depots, Foyer und Technikzentralen bekommen.
Der neue Turm für die Erweiterung des Bauhaus-Archivs in Berlin-Tiergarten wurde in den vergangenen Monaten aus vorgefertigten Teilen zusammengesetzt.
Der neue Turm für die Erweiterung des Bauhaus-Archivs in Berlin-Tiergarten wurde in den vergangenen Monaten aus vorgefertigten Teilen zusammengesetzt.
© Foto: Catrin Schmitt
Doch ein offizieller Öffnungstermin steht weiterhin nicht fest. Ursprünglich sollte das Museum bereits im vergangenen Jahr wieder aufmachen. Probleme bei der Vergabe an Baufirmen, Lieferengpässe und statische Schwierigkeiten hätten zu Verzögerungen geführt, hieß es auf der Richtfestfeier, auf der intern auf das Eröffnungsjahr 2025 gehofft wurde. Im Haushalt des Landes Berlin sind für das Bauvorhaben, für das ursprünglich 65 Millionen Euro veranschlagt waren, inzwischen 92 Millionen Euro verankert. Der Bund hat seinen Anteil von 29 Millionen auf 43,38 Millionen Euro angehoben.
An dem ambitionierten Projekt sind alleine 46 Baufirmen beteiligt. Den Bestand im denkmalgeschützten Altbau zu sichern, ist Aufgabe der Restaurierungswerkstätten Berlin GmbH. „Wir mussten alles komplett demontieren und einlagern“, berichtet Restaurator Holger Velten. Dazu gehören nicht nur Zehntausende Fotos, Möbel- und Designobjekte von Bauhaus-Lehrern wie Walter Gropius, Johannes Itten, Paul Klee, Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Ludwig Mies van der Rohe. Sondern auch historische Leuchten und Handläufe, die überarbeitet werden müssten, über originale Einbauschränke bis hin zum besonderen Bodenparkett mit senkrecht stehenden statt liegenden Holzfasern, erklärt der 59-Jährige.

Artgerechte Nistkästen für Spatzen

Damit auch die Spatzen, die vorher in der Altbau-Fassade brüteten, einen Anbau bekommen, haben die Handwerker ihnen 40 artgerechte Nistkästen aus Holz gezimmert. „Der Bruterfolg spricht für sich“, freut sich Velten.
Menschlichen Nachwuchs soll vor allem der moderne Anbau anziehen. Mit dem Turm erhält das Museum Flächen für „Bildung und Vermittlung“. Bis zur Schließung 2018 besuchten jährlich rund 120.000 Menschen das Bauhaus-Archiv. Der Anteil der ausländischen Gäste machte mehr als 80 Prozent aus.
Das Baustellen-Infocenter „the bauhaus view“ an der Klingelhöfer Straße 14 hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Das Baustellen-Infocenter „the bauhaus view“ an der Klingelhöfer Straße 14 hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
© Foto: Maria Neuendorff
Mit den Erweiterungsflächen könnte man künftig auch den Berlinern selbst mehr Angebote machen, meinte die frisch gekürte Staatssekretärin für Kultur, Sarah Wedl-Wilson.
Während das Bauhaus-Archiv, das den Untertitel „Museum für Gestaltung“ trägt, saniert und erweitert wird, gibt es im kleinen Ausweichquartier, dem „Temporary Bauhaus-Archiv“ an der Knesebeckstraße 1 in Charlottenburg regelmäßig kleine Ausstellungen, Diskussionsrunden und Mitmach-Werkstätten.
Wer sich über den Baufortschritt in Tiergarten informieren will, kann das vor Ort an der Klingelhöferstraße 14 täglich von 10 bis 18 Uhr auf der Dachterrasse des Baustellen-Infocenters „the-bauhaus-view“ tun.