Feuerstöße. Leuchtkugeln am Himmel. Für eine Westberliner Zollstreife, die in Frohnau Dienst tut, sind das untrügerische Zeichen, dass es in dieser Nacht, der zum 3. Dezember 1964, in unmittelbarer Nähe zu einem Fluchtversuch gekommen ist. Die beiden Beamten, so beschreibt es Christine Brecht in dem Handbuch „Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961-1989“, entdecken im Todesstreifen von Bergfelde zwei durch Schüsse verletzte Männer, die noch leben. Dann fallen erneut Schüsse. Obwohl sich Joachim Mehr und Hans-Jürgen K. bereits verletzt im Stacheldrahtzaun verfangen haben, feuert ein Unteroffizier nochmals auf sie. Joachim Mehr wird tödlich getroffen. Sein Kumpel wird wegen des Fluchtversuchs zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Schüsse haben ihn so schwer verletzt, dass er darunter lebenslang leiden wird.

Die Mauer in Berlin forderte 140 Todesopfer

Das Schicksal des 19-jährigen Joachim Mehr ist eines von 140. So viele Menschen haben ihr Leben an der Berliner Mauer verloren. Erschossen, verblutet, ertrunken - ihre Geschichten sind besonders tragisch. Viele von ihnen mittlerweile weltberühmt.
Aber mit der Mauer verbanden sich natürlich noch weitaus mehr Schicksale. MOZ.de begibt sich in einer großen Serie auf Spurensuche und erzählt sie Ihnen auf MOZplus. Mit einem Webabo können Sie, liebe Leserinnen und Leser, vier Wochen alle spannenden Teile in vollem Umfang mitverfolgen.
In rund 20 Teilen widmen wir uns Fragen, die die Menschen in der DDR bewegt haben und noch heute bewegen.
● Wie tief saß die Angst am Tag des Mauerbaus in den Köpfen der DDR-Bürger?
● Trauten sie sich, darüber zu reden?
● Und was bekam die Stasi davon mit?
● Wie erklärten Eltern ihren Kindern den Mauerbau?

DDR-Zeitzeugen berichten: An der Grenze im Dienst der Stasi

Viele spannende Zeitzeugen haben wir für Sie getroffen - von Menschen, die in Sichtweite der Mauer lebten bis hin zu einem, der bewusst im Dienst des Grenzregimes stand. Wir haben sie gefragt:
● Wie lebte es sich im Schatten der Mauer, direkt am Grenzstreifen?
● Welchen Schikanen waren die Menschen in Grenzorten wie Hohen Neuendorf oder Bergfelde ausgesetzt?
● Was für ein Gefühl war es, über Jahre als im Dienst der Stasi stehender Zöllner Menschen an der Bornholmer Brücke zu kontrollieren und gen Westen ziehen zu sehen?
● Wie viel Angst ließ die Kamera zittern, wenn Jens Arndt heimlich im Grenzgebiet bei Sacrow und Klein Glienicke drehte?

Per Tunnel von Glienicke nach Frohnau für die Flucht in die BRD

Kann sich die Berliner Mauer in eine Friedhofsmauer verlieben? Im Trickfilm ja. Matthias Zágon Hohl-Stein, ein jetzt in Neuruppin lebender Künstler, erzählt, weshalb niemals Zuschauer den Film zu sehen bekamen.
Und wie viel Mut, Verzweiflung und physische Kraft müssen aufgebracht werden, um von Glienicke nach Frohnau einen Fluchttunnel zu graben? Unsere exklusive MOZplus-Serie lässt die Geschichte der Familie Aagaard wieder aufleben, die sich im März 1963 durch 50 Meter märkischen Sand buddelte.
57 Menschen konnte der Westberliner Klaus-Michael von Keussler durch einen Tunnel retten. Die Archivaufnahme zeigt ihn beim Tunnelbau im November 1963. Der damalige Student gehörte zu der Gruppe um den Schauspieler Wolfgang Fuchs, die nach dem Mauerbau Menschen zur Flucht verholfen haben.
57 Menschen konnte der Westberliner Klaus-Michael von Keussler durch einen Tunnel retten. Die Archivaufnahme zeigt ihn beim Tunnelbau im November 1963. Der damalige Student gehörte zu der Gruppe um den Schauspieler Wolfgang Fuchs, die nach dem Mauerbau Menschen zur Flucht verholfen haben.
© Foto: von Keussler/dpa
Geschichten voller Emotionen, Hoffnung und Verzweiflung. MOZ.de erzählt sie. Seien Sie ab dem 13. Juli dabei und lesen Sie die Artikel exklusiv bei MOZplus!
Probieren Sie uns aus: Unser Webabo ist im ersten Monat gratis. Sie erhalten außerdem vollen Zugriff auf alle anderen Plus-Beiträge. Wer schon eines unserer Print-Abos bezieht, zahlt nach dem Gratismonat nur 1,99 Euro, alle anderen 7,99 Euro. Alle Abos sind monatlich kündbar.
Alle Beiträge der Serie finden Sie auf unserer großen Themenseite zum Mauerbau.

Mit MOZplus haben Sie vollen Zugang zu allen Serienteilen sowie den Inhalten von MOZ.de.

Kostenlosen Probemonat abschließen und keinen Teil der Serie verpassen:

Jetzt Testen

„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“

Die Berliner Mauer hat wie kein anderes Symbol der DDR-Diktatur tief in das Leben der Menschen in Ost und West eingegriffen. Es sind zwei Sätze, die 28 Jahre der Trennung von Ostdeutschland und Westdeutschland beschreiben. „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, sagte SED- und DDR-Staatschef Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 auf einer Pressekonferenz. Zwei Monate später wurde die Mauer gebaut. Und der zweite Satz?
„Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich“, stammelte der damalige Berliner SED-Chef Günter Schabowski wiederum auf einer Pressekonferenz. Es war der Abend des 9. November 1989.
Stunden später erzwangen DDR-Bürger die Öffnung der Grenze. Zuerst am Grenzübergang Bornholmer Straße in Berlin, danach überall in der geteilten Stadt. Plötzlich gab es keinen Schießbefehl mehr. Die Mauer war nicht mehr Ort des Schreckens, sie wurde zur Partymeile. Die Menschen tanzten auf ihr.