Nach dem schweren Erdbeben vom Montagmorgen in der Türkei und in Syrien warten die Menschen vielerorts auf Hilfe. Tausende Gebäude sind eingestürzt. Allein in der Türkei starben nach Angaben Erdogans bislang mehr als 8500 Menschen. Aus Syrien wurden zuletzt 2662 Tote gemeldet. Mehr als 53.000 Menschen wurden in den beiden Ländern verletzt.
Es wird befürchtet, dass angesichts vieler Vermisster noch mehr Leichen gefunden werden. Vor allem im Norden Syriens gestalten sich die Arbeiten schwierig. Retter in Syrien vermuten, dass noch immer Hunderte Familien unter den Trümmern begraben sind. Eines der am schwersten betroffenen Gebiete in dem Land ist die von Rebellen kontrollierte Region Idlib.

Verein steht in telefonischem Kontakt mit Betroffenen in Syrien

„Die Lage in Syrien ist total schwierig“, sagt Axel Grafmanns im Gespräch mit diesem Nachrichtenportal. Mit seinen Mitstreitern des Vereins „Wir packen‘s an“ aus Bad Freienwalde organisiert er gerade Hilfe für die Menschen in Nordsyrien. „Es gibt kaum Zugang zu den betroffenen Regionen, denn die Grenze zu Syrien ist dicht“, sagt Vorstandsmitglied Lisa Clara Burger. Der Verein steht in telefonischem Kontakt mit Betroffenen in Syrien. „Die Menschen hausen auf den Straßen, es gibt keine Versorgung und kaum Decken – und es ist eisig kalt“, beschreibt Axel Grafmanns die Situation.
In dem Verein aus Bad Freienwalde engagieren sich Brandenburger und kurdische Menschen aus Syrien, die jetzt in Deutschland leben. Und nach der Nachricht vom Erdbeben wurde die spontane Hilfsaktion ins Leben gerufen. „Wir werden uns auf die Hilfe von Binnengeflüchteten in Syrien fokussieren, denn sie sind vom Erdbeben besonders hart betroffen. Sie wohnen entweder in baufälligen Gebäuden oder unter sehr schlechten Bedingungen in großen Geflüchtetenlagern“, erklärt Lisa Clara Burger. Tausende seien nun über Nacht obdachlos geworden und es sei damit zu rechnen, dass die Zahl derjenigen, die in provisorischen Lagern unterkommen müssen, weiter steigen wird. Der Verein aus Brandenburg hatte bereits 2020/2021 einen Truck mit Hilfsgütern nach Rojava in Syrien geschickt.

Syrien wird immer noch vom Bürgerkrieg beherrscht

Weil es allerdings kaum möglich sei, Hilfsgüter aus Deutschland nach Syrien zu bringen, sollen Partnerorganisationen vor Ort finanziell gestärkt werden. Denn es herrscht nach wie vor Bürgerkrieg in Syrien und die Lage im Grenzgebiet ist zu unübersichtlich. „Wir wollen aber zwei Personen direkt ins Erdbebengebiet schicken, die sich ein Bild von der Lage machen werden“, informiert Axel Grafmanns.
Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, erschwert vor Ort nicht zuletzt die politische Lage die Hilfe – so etwa am einzigen offenen Grenzübergang Bab al-Hawa zwischen der Türkei und Syrien. Wegen Straßenschäden verzögere sich dort die Lieferung humanitärer Hilfe, sagten UN-Quellen. Bab al-Hawa sei der letzte von einst vier Grenzübergängen, über den Hilfen auch in die Teile Syriens gelangen können, die nicht von der Regierung kontrolliert werden.
Hilfsgüter, die über die Hauptstadt Damaskus ins Land kommen, würden von der Regierung von Präsident Baschar al-Assad verteilt. Es gab mehrfach Berichte darüber, dass die Regierung sich daran selbst bereichert, etwa durch den Verkauf ans eigene Volk.

Der Verein „Wir packen‘s an“

Der Verein „Wir packen‘s an“ hat sich 2020 in Bad Freienwalde gegründet, weil viele Mitstreiter aus Ost-Brandenburg kommen. Auslöser waren die Bilder aus Flüchtlingslagern in Griechenland. Die Hilfe für Geflüchtete steht im Zentrum der Vereinsarbeit. „Wir leisten Nothilfe für Menschen auf der Flucht, und vorwiegend da, wo niemand hinschaut“, heißt es auf der Internetseite. Im vergangenen Jahr hat der Verein zahlreiche Aktionen zur Hilfe für Menschen in und aus der Ukraine gestartet.
Wer den Verein mit Spenden unterstützen will, kann dies über die Internetseite https://wir-packens-an.info/spende/.
Der Verein ruft momentan nicht zu Sachspenden auf, weil unklar ist, wie sie ins Land kommen sollen.