Erst war es die größte jemals in Deutschland festgestellte Menge von 670 Kilo Heroin, die aus Afghanistan über Russland und Polen bis in die Niederlande geschmuggelt werden sollte. Und dann 250 Kilo Marihuana aus Spanien, die aber offenbar für den Brandenburger und Berliner Schwarzmarkt bestimmt waren.
Mit ihren Erfolgen sorgen Zollfahnder, Bundespolizisten sowie Brandenburger Landeskriminalisten seit Dienstag für Schlagzeilen. Und nachdem bei dem Heroin-Schmuggel am 31. Mai "nur" der 63-jährige türkische Fahrer eines Lkw verhaftet werden konnte, gerieten am vergangenen Freitag bei einem Einsatz in Großwoltersdorf bei Gransee (Oberhavel) gleich sechs Verdächtige in die Fänge der Ermittler.
"Das war ein echter Erfolg, zumal unsere Kollegen schon seit einem halben Jahr im Auftrag der Staatsanwaltschaft Cottbus auf den Spuren dieses Drogenrings sind", berichtet Christian Lanninger vom Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg. Mitarbeiter seiner Behörde, die mit Spezialisten vom Landeskriminalamt die "Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgiftkriminalität" bilden, schlugen in einer Lagerhalle in Großwoltersdorf zu, als dort ein Lastwagen das Marihuana anlieferte. "Die Drogen waren unter circa 20 Tonnen Salat versteckt", berichten die Ermittler.
Rauschgift und Waffen
Fünf Männer und eine Frau – zwischen 32 und 47 Jahre alt  und aus Deutschland und Litauen – wurden festgenommen und sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Die rund 100 Polizeikräfte, die an dem Zugriff beteiligt waren, stellten bei den Durchsuchungen von Wohn- und Lagerräumen weitere Betäubungsmittel und Verpackungsmaterial, aber auch ein ganzes Waffenarsenal fest. "Schusswaffen, eine professionelle Armbrust sowie Messer und Macheten lagen griffbereit in den durchsuchten Objekten", heißt es im Einsatzbericht.
"Der Tätergruppe wurde ein schwerer Schlag versetzt. Denn der Straßenverkaufswert der Betäubungsmittel wird auf 3,4 Millionen Euro geschätzt", bestätigt Christian Lanninger. Im Vergleich zu den 670 Kilo Heroin, die bei Frankfurt (Oder) festgestellt wurden und die einen Schwarzmarktwert bis zu 50 Millionen Euro haben, sei dies zwar eine kleinere Summe, "aber trotzdem ein großer Erfolg".
Die beiden spektakulären Zugriffe in so kurzer Zeit werfen freilich die Frage auf: Wie viel Rauschgift wird tatsächlich nach oder durch Brandenburg geschmuggelt? "Wenn ich die Dunkelziffer wüsste, säße ich nicht hier in meinem Büro, sondern wäre draußen auf der Straße und würde die Täter dort festnehmen", meint Lanninger etwa spaßhaft dazu.
"Nordroute" im Fokus
Doch im Ernst: Da bereits zu Beginn des Jahres eine größere Menge Heroin in Brandenburg festgestellt worden sei, könne man die Schlussfolgerung ziehen, dass auf dem von den Ermittlern als "Nordroute" bezeichneten Weg inzwischen mehr illegaler "Stoff" unterwegs sei, als auf der traditionellen Südroute. "Diese führt über das frühere Jugoslawien", erläutert Lanninger.
Die 670 Kilo Heroin vom Fund bei Frankfurt befänden sich derzeit zu Untersuchungen auf Fingerabdrücke im Bundeskriminalamt Wiesbaden. "In diesem Fall werden die Ermittlungen ja von den Niederlanden aus geführt", so der Zollmitarbeiter.
Natürlich werde man auch den Zollkollegen aus Litauen, wo der Lkw EU-Territorium erreichte und kontrolliert wurde, mitteilen, was für eine brisante Ladung sie übersehen haben. "Selbst nach Kirgisien und Afghanistan werden die Ermittler Kontakt aufzunehmen versuchen", sagt Lanninger. Ob man von den dortigen Behörden brauchbare Auskünfte erhalte, sei jedoch zweifelhaft.