„Es handelt sich um eine vorsorgliche, wohl eintägige Schließung dieser einen Schule“, teilte die Senatsverwaltung für Bildung am Donnerstag mit. „Der Schulleitung wurde am späten Mittwochnachmittag bekannt, dass eine Lehrkraft positiv getestet wurde. Um sicherzustellen, dass keine der möglichen Kontaktpersonen am darauffolgenden Morgen in die Schule kommt, wurde dieses fürsorgliche Vorgehen beschlossen.“
Nach der Schließung ist die Schulleitung im Kontakt mit dem zuständigen Gesundheitsamt. Schulleiter Thomas Hähnert sagte der dpa: „Ich habe gestern Abend erst von dem positiven Testergebnis der Lehrkraft erfahren und habe in Rücksprache mit der Schulaufsicht entschieden, dass wir aus reiner Vorsicht und um das Verfahren mit dem Gesundheitsamt abstimmen zu können, die Schule geschlossen halten.“
Ob das Gymnasium mit rund 800 Schülerinnen und Schülern am Freitag wieder öffne, könne er noch nicht sagen. Er stehe jetzt im Kontakt mit dem Gesundheitsamt, das sich anschaue, wie wie viele Kontakte die Lehrkraft gehabt habe. Hähnert sagte, er habe am Mittwoch über einen Rundbrief per E-Mail und über die digitale Plattform der Schule die Schüler beziehungsweise Eltern informiert, dass das Gymnasium am Donnerstag geschlossen sei.

Alle Lehrer und eine Schulklasse müssen zum Test

Alle Lehrerinnen und Lehrer des Gerhart-Hauptmann-Gymnasiums im Bezirk Treptow-Köpenick sowie eine Schulklasse sollen noch am Donnerstag auf Sars-CoV-2 getestet werden. Das teilte der zuständige Bezirksstadtrat Bernd Geschanowski am Donnerstag mit. Die Schule im Stadtteil Friedrichshagen war am selben Tag geschlossen worden, nachdem eine Lehrkraft angegeben hatte, positiv getestet worden zu sein.
Tom Erdmann, Berliner Vorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW, lobte die angekündigten Tests. „Da hat das Gesundheitsamt gut und richtig reagiert“, sagte er. Die nächsten regulären Testtermine für Lehrkräften wären erst Anfang September gewesen.
Geschanowski zufolge lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einschätzen, wann das Gymnasium wieder öffnen kann. Das Gesundheitsamt des Bezirks werde über das weitere Vorgehen entscheiden, wenn die Testergebnisse vorliegen. „Die Schließung der Schule erfolgte durch die Schulleitung, nicht von meinem Gesundheitsamt“, so der Gesundheits-Stadtrat.
Das Gerhart-Hauptmann-Gymnasium ist die erste Schule in Berlin, die nur wenige Tage nach den Sommerferien wegen eines möglichen Corona-Falls wieder geschlossen wurde.

Elternvertreter fordern Diskussion um die maskenpflicht im Unterricht

Elternvertreter verlangten unterdessen eine erneute Diskussion über die Maskenpflicht im Unterricht. „Natürlich war damit zu rechnen, dass es Infektionsfälle geben wird“, sagte der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise. „Die Frage ist: Sind die Hygienekonzepte der Schulen wirksam, oder braucht es eine Nachsteuerung? Etwa weil es mit dem Lüften nicht funktioniert, weil es zu wenig Waschbecken gibt oder zu wenig Masken für die Schülerinnen und Schüler, die sie vergessen haben.“

„Ich glaube auch, dass die Schulen sich mit allen Beteiligten über das Thema Mund-Nasen-Schutz im Unterricht Gedanken machen müssen“, bemerkte Heise. In Berlin gilt seit Schuljahresbeginn eine Maskenpflicht in Schulgebäuden, aber nicht während des Unterrichts und nicht auf dem Schulhof.

Amtsarzt warnt vor schnellen Schulschließungen 

Reinickendorfs Amtsarzt Patrick Larscheid hat sich dagegen ausgesprochen, Schulen wegen einzelner Corona-Fälle komplett zu schließen. Das sei nicht nachvollziehbar, sagte Larscheid am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Die positiven Tests einzelner Schüler oder Lehrer würden hochstilisiert zu einem großen Schulproblem. „Was es nicht ist. Kein Mensch redet darüber, dass diese Schüler zum Beispiel auch Mitglieder in Fußballvereinen oder und Ähnlichem sind“, sagte Larscheid. „Der Kontext Schule wird völlig überbewertet.“ 

Corona-Fälle an acht Schulen

In Berlin hat es wenige Tage nach Beginn des neuen Schuljahres nach Angaben der Senatsbildungsverwaltung an acht Schulen Corona-Fälle gegeben. Bisher sei mit dem Gerhart-Hauptmann-Gymnasium im Bezirk Treptow-Köpenick aber nur eine Schule geschlossen worden, sagte der Sprecher der Bildungsverwaltung, Martin Klesmann, am Donnerstag auf Anfrage. In keinem der Fälle habe es eine Infektion in der Schule gegeben. An den Schulen in verschiedenen Bezirken wie Steglitz-Zehlendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf und Reinickendorf sei jeweils ein Schüler beziehungsweise eine Schülerin positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden. In Neukölln waren elf Beschäftigte einer Schule unter Quarantäne gestellt worden, die noch vor Schulstart Kontakt zu einem Infizierten hatten, der vorübergehend in der Schule gewesen war.
Bereits am Montag hatte ein Schüler gleich nach der Ankunft an einer Gemeinschaftsschule in Lichterfelde von Symptomen gesprochen, die auf eine solche Infektion hindeuteten, wie am Mittwoch bekannt wurde. Daraufhin sei er nach Hause geschickt worden, später sei das positive Testergebnis bekannt geworden. Eine Lerngruppe und drei Lehrkräfte, zu denen der Schüler Kontakt gehabt habe, wurden daraufhin unter Quarantäne gestellt.

Giffey: Schulschließeungen nur als letztes Mittel

Schulschließungen dürfen nach den Worten von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey in der Corona-Pandemie nur das letzte Mittel sein. „Das ist für Eltern, Lehrer und Schüler keine leichte Situation, die wir unter allen Umständen verhindern wollen“, sagte Giffey am Donnerstag nach einem Besuch der Berliner Polizeiakademie. „Deshalb ist es auch notwendig, dass in den Schulen, in den Kitas die Hygienemaßnahmen entsprechend erfolgen, dass das regelmäßige Lüften eingehalten wird, dass Infektionsketten sehr schnell verfolgt werden“, so die SPD-Politikerin.

Wenn es Schließungen geben sollte, dann nicht flächendeckend, sondern punktuell oder regional. Darüber sei anhand der Situation und des Infektionsgeschehens zu entscheiden.
Der Unterricht in Berlin hatte am Montag begonnen - ohne Mindestabstand, dafür mit Maskenpflicht in Schulgebäuden außer im Unterricht und Hygienekonzept. Der Schritt war heftig umstritten. Unter anderem die Bildungsgewerkschaft GEW hatte eine Öffnung in dieser Form als fahrlässig kritisiert und kleinere Lerngruppen und eine Mischung aus Präsenzunterricht und häuslichem Lernen gefordert. Die Wirtschaft wiederum hatte sich trotz Corona-Pandemie für einen Schulbeginn mit Präsenzunterricht für alle Schüler ausgesprochen.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern hatten Gesundheitsämter wenige Tage nach Schuljahresbeginn Schulen wieder geschlossen.