Ein Jahr lang mussten Verbraucher in Deutschland stets neue Hiobsbotschaften über steigende Energiepreise hinnehmen. Die Bundesregierung hat mit der Einführung der Energiepreisbremsen reagiert. Nun gibt es gute Nachrichten: Einige Energieversorger senken die Preise – so wie die EMB Energie Mark Brandenburg GmbH – ein wichtiger Versorger im Land Brandenburg. Fast 143.000 Privat-, Gewerbe- und Industriekunden hat die EMB nach eigenen Angaben. In der Grundversorgung zählt das Unternehmen direkt 18.500 Kunden, 63.000 Kunden haben Laufzeitverträge, so Pressesprecher Jochen-Christian Werner.
Wie das Unternehmen am Dienstag (14.3.) mitteilte, sinkt der Arbeitspreis in der Grundversorgung zum 1. Mai 2023 um 9,17 Cent pro Kilowattstunde (kWh) und damit unter 12 Cent je Kilowattstunde (alle Beträge inklusive 7 Prozent Umsatzsteuer). Der neue Arbeitspreis liegt demnach nicht mehr im Geltungsbereich der Gaspreisbremse – die bei 12 Cent liegt.
Warum sinkt der Preis?
Als Grund gibt die EMB an, dass die Preise auf dem Großhandelsmarkt in den letzten Monaten deutlich gefallen sind. So konnten größere Mengen günstig eingekauft werden, die nun an die Kundinnen und Kunden weitergeben werden. Der Grundpreis bleibt stabil, er liegt bei 9,36 Euro pro Monat bei einem jährlichen Verbrauch über 6000 Kilowattstunden.
Auch die Kundinnen und Kunden mit Laufzeitverträgen sollen ab Mai von den gesunkenen Energiepreisen profitieren, so die Mitteilung der EMB. Ausnahmen gelten allerdings, wenn die Festpreisphase eines Vertrages endet und der bisherige Arbeitspreis unter dem aktuellen Marktpreis liegt.
So viel spart eine Familie mit einem eigenen Haus
Eine Beispielrechnung der EMB: Für ein Einfamilienhaus mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 18.000 Kilowattstunden ergibt sich bei dem neuen Arbeitspreis von 11,06 ct/kWh und einem stabilen Grundpreis gegenüber dem seit Januar geltenden vertraglichen Preis eine Preissenkung in der Gas-Grundversorgung von rund 1.650 Euro im Jahr.
Zu bedenken sei allerdings: Für 80 Prozent des Jahresverbrauchs übernimmt der Staat seit Januar die Preisdifferenz zwischen dem bisherigen Vertragspreis und der Gaspreisbremse von 12 ct/kWh und sorgt damit bereits seitdem für eine finanzielle Entlastung. Mit der Preissenkung unter die 12-Cent-Grenze der Gaspreisbremse würden die Kundinnen und Kunden der EMB mit diesem Verbrauchsprofil daher ab Mai im Ergebnis um rund 465 Euro pro Jahr entlastet.
Wie hoch die Entlastung tatsächlich ausfällt, hängt vom Verbrauch und der genauen Vertragsgestaltung ab, erklärt Jochen-Christian Werner, Pressesprecher der EMB. Einige Kundinnen und Kunden seien bereits per Post oder E-Mail über eine Preissenkung informiert worden. Nicht immer würde der Arbeitspreis unter die Preisbremse sinken – bei Laufzeitverträgen würden die Preise angepasst, in einzelnen Fällen könne es sogar zu einer Erhöhung kommen. Alle Kunden – die in Brandenburg vor allem aus den Landkreisen in den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin, Oberhavel, Havelland, Teltow-Fläming und Potsdam-Mittelmark kommen – würden momentan über die Preisgestaltung ab 1. Mai 2023 informiert.
Die Verbraucherzentrale Brandenburg sieht die Entwicklung mit starkem Interesse. „Es ist sehr erfreulich, dass ein Anbieter günstigere Einkaufspreise an seine Kundschaft weitergibt“, erklärt Experten Rico Dulinski. Gegenüber Bestandskunden sei dies nämlich nicht selbstverständlich. Mit den benannten neuen Preisen würde der Anbieter heute zum Drittel der günstigsten Gasgrundversorger in Brandenburg gehören.
Auch andere Versorger kündigen Preissenkungen an
Nach Auskunft von Dulinski haben auch andere Versorger in Brandenburg bereits Preissenkungen angekündigt. Dazu gehören beispielsweise die EWE AG, die Stadtwerke Forst GmbH und die Stadt- und Überlandwerke GmbH Luckau Lübbenau. Auch für die rund 250.000 Gaskunden des Versorgers Gasag sinkt der Preis in Berlin in der Grundversorgung auf unter 12 Cent pro Kilowattstunde, teilte das Unternehmen mit.
Wie sollten sich Brandenburgerinnen und Brandenburger verhalten, die noch höhere Preise zahlen müssen? Lohnt sich ein Wechsel? Wenn man nicht in einem Vertrag mit längeren Laufzeiten steckt und die Möglichkeit zum Wechsel hat, kann sich ein Wechsel lohnen, so Experte Rico Dulinski. Auf den bekannten Vergleichsportalen könnten sich Verbraucher einen Überblick über die aktuelle Marktsituation verschaffen, wo es für Neukunden zahlreiche Angebote unterhalb der Preisbremsen gibt.
Worauf Verbraucher achten sollten
Wichtig sei, ein Angebot auszuwählen, das zur Person und zum Verbrauch passt: Die Angebote reichen nämlich von langfristig laufenden Verträgen mit entsprechender Preisgarantie bis zu Verträgen ohne Laufzeiten und ohne Preisgarantie, so Dulinski. Und hinsichtlich der Preisgestaltung gäbe es Angebote mit niedrigen Arbeits- und hohen Grundpreisen sowie Angebote mit höheren Arbeits- und niedrigeren Grundpreisen. Wer sich nicht regelmäßig mit dem Thema beschäftigen möchte, könne Laufzeitangebote wählen. Und bei einem hohen Verbrauch habe der Arbeitspreis den größeren Anteil am Gesamtpreis.
In der Verbraucherzentrale haben sich in den vergangenen Monaten zahlreiche Brandenburgerinnen und Brandenburger gemeldet, die Fragen zu ihren Energiepreisverträgen hatten. „Angesichts der plötzlich gestiegenen Preise sahen sich viele mit existenziellen Sorgen und Nöten konfrontiert“, so Rico Dulinski. In diesen Beratungen sei es durchaus emotional geworden. Andere befassten sich aufgrund der Entwicklungen erstmalig mit dem Thema Energie und wussten deshalb nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollten.
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Stichwort Gaspreisbremse
Von der Gaspreisbremse profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher, deren Gasverbrauch unter 1,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr liegt. Diese zahlen ab März und rückwirkend für Januar und Februar 80 Prozent des im September 2022 prognostizierten Gasverbrauches zu einem festgelegten Arbeitspreis von 12 Cent je Kilowattstunde. Für jede mehr verbrauchte Kilowattstunde zahlen sie den mit dem Versorger vertraglich vereinbarten Arbeitspreis.