Rund ein halbes Jahr nach dem gewaltsamen Tod eines fünfjährigen Mädchens in Berlin hat der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen. Der 20-Jährige soll am 21. Februar im Bürgerpark Pankow siebenmal auf das Kind eingestochen haben. Das Mädchen starb im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Totschlag vor. Das Tatmotiv ist unklar. Der Angeklagte hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Auch vor Gericht wolle er nicht aussagen, sagte der junge Mann am Dienstag zum Prozessauftakt vor dem Berliner Landgericht. Ohne erkennbare Regung verfolgte er die Aussage der Mutter des Opfers, die ebenfalls als Nebenklägerin auftritt. Die 25-Jährige kennt den Angeklagten nach eigenen Angaben seit der Grundschule. Auch weil sie zwischenzeitlich in Nordrhein-Westfalen lebte, hatten sie längere Zeit keinen Kontakt. Seit ihrer Rückkehr nach Berlin im Sommer 2022 habe sie sich aber viel um ihn gekümmert. Er habe zu Hause Probleme gehabt und Zuflucht bei ihr gesucht.
„Er hat mich seine große Schwester genannt“, erzählt sie. Mit ihren vier Kindern, darunter Zwillinge, habe er gespielt. Einige Male habe er allein auf sie aufgepasst – auch am Tattag. Während er sich mit den Geschwistern auf einem Spielplatz in der Nähe des Bürgerparks aufhielt, habe sie in der nahe gelegenen Wohnung Essen kochen wollen. Dann sei sie informiert worden, dass die Fünfjährige verschwunden sei. Zeugen berichteten, dass der Mann mit dem Kind weggegangen sei, angeblich, weil es auf die Toilette musste. Wenig später sei er allein zurückgekehrt. Er habe so getan, als würde er suchen, erzählte die Mutter unter Tränen.
„Er hat uns in die Irre geführt. Er wollte nicht, dass wir sie finden“, sagt sie mit tränenerstickter Stimme. Die 25-Jährige gibt sich selbst die Schuld. Als sie wenige Tage vor der Tat die Kleidung des Angeklagten waschen wollte, fand sie in seiner Jacke ein Küchenmesser. „Ich hätte es ihm wegnehmen können.“ Im Nachhinein sei es ein Fehler gewesen, ihm die Kinder anzuvertrauen, sagt sie.