Der US-Autobauer Tesla sucht nach Grundwasservorkommen in der Region Fürstenwalde. Dies hatten zunächst Stern und RTL am Mittwoch berichtet. Der Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Fürstenwalde (ZVWA) hat gegenüber MOZ.de bestätigt, dass er über Erkundungen informiert ist. Auch das Umweltministerium hat das auf Nachfrage bejaht. „Tesla kann wie jeder Wasserversorger, Industriebetrieb oder Landwirt eigene Möglichkeiten der Wasserversorgung prüfen“, teilte das Ministerium mit. Nach MOZ-Informationen soll das Unternehmen angeblich alte DDR-Unterlagen zu Wasservorkommen der Region bei den Behörden eingesehen haben und unter anderem zwischen Spreenhagen und Storkow bei Lebbin fündig geworden sein.

Tesla will Wasservorräte erkunden

Nach Informationen von Tesla soll es sich um eine Erkundung und um Pumpversuche handeln. Der Autobauer habe nicht vor, selbst Wasser zu fördern. Das Unternehmen wolle Daten sammeln und diese dem Land beziehungsweise den Kommunen zu Verfügung stellen, um die Datenlage für wasserwirtschaftliche Entscheidungen zu verbessern. Dafür investiere Tesla einen siebenstelligen Betrag.

Behörden müssen das Vorhaben genehmigen

Um Vorkommen zu erkunden und Pumpversuche zu unternehmen, braucht Tesla die Genehmigung der zuständigen Wasserbehörden und des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe. Mit dem Landesamt sei Tesla im Gespräch, hieß es. Das Amt selbst äußerte sich am Mittwoch nicht dazu. Bereits im September habe es eine frühzeitige Beteiligung der Träger öffentlicher Belange im Landkreis Oder-Spree zu dem Anliegen von Tesla gegeben, teilte das Umweltministerium auf Nachfrage mit. Tesla beabsichtige nun, die Unterlagen zu überarbeiten.
„Falls Tesla fündig wird und Wasser fördern will, müssen die dafür üblicherweise notwendigen Anträge gestellt werden“, teilte das Umweltministerium weiter mit. „Es sind weiterhin die Nachweise zu erbringen, dass die Wassermengen zur Verfügung stehen und dass eine Förderung ohne nachteilige Auswirkungen auf Natur und Umwelt sowie auf bereits bestehende Wassernutzungen Dritter ist.“ Insbesondere dürfe es keine Nutzungskonkurrenz gegenüber der öffentlichen Trinkwasserversorgung geben.

Unternehmen plant Ausbau

Tesla will die Autofabrik weiter ausbauen. Auf dem Gelände in Grünheide sollen weitere Fabrikhallen entstehen. Der derzeit für dieses Gebiet gültige Bebauungsplan erlaubt dafür eine maximale Wassermenge von etwas über 3 Millionen Kubikmetern im Jahr. Bislang sind für die Fabrik maximal 1,6 Millionen Kubikmeter im Jahr zugesichert. Diese Menge bezieht Tesla vom Wasserverband Strausberg-Erkner, der bereits jetzt an den Grenzen seiner Kapazität ist und den Verbrauch für seine Kunden deckelt. Wie viel Wasser Tesla für Erweiterungen tatsächlich benötigt, ist bislang unklar. Es wird erwartet, dass das Unternehmen bis zum Jahresende die Antragsunterlagen für weitere Fabrikgebäude einreicht, die auch dazu Angaben enthalten.

Wasserverband bestätigt Gespräche mit Tesla

Laut Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Fürstenwalde (ZVWA) habe es mit Tesla im Juli und September Gespräche zum Vorhaben gegeben. Den Erkundungen stehe von Verbandsseite aus nichts im Wege, informierte die technische Geschäftsführerin Marlies Görsdorf auf der Verbandsversammlung am Mittwochnachmittag. Tesla habe einen Zeitplan vorgestellt und sei auch mit der Stadt Fürstenwalde im Gespräch.

Bürgermeister bleibt angesichts Wassersuche „entspannt“

Auch in Fürstenwalde sind die Tesla-Pläne nicht unbekannt. Im nicht öffentlichen Teil der Stadtverordnetenversammlung sei im September über die Erkundungen für Wasserreservoirs gesprochen worden, sagte Bürgermeister Matthias Rudolph (BFZ) nach der Verbandsversammlung der MOZ. Allerdings habe er das Gefühl, dass der Fürstenwalder Zweckverband bzw. einzelne Mitglieder der Verbandsversammlung außen vor blieben. Dies könne daran liegen, dass etwa der Bürgermeister von Grünheide, Arne Christiani, und der Amtsdirektor von Spreenhagen, Joachim Schröder, auch Mitglieder des Erkneraner Verbandes (WSE) sind und dort andere Informationen bekämen. Richtig finde er das aber nicht, sagte Rudolph, zumal der Grünheider Ortsteil Hangelsberg im Gebiet des Fürstenwalder Verbandes liege.
Rudolph selbst sieht den Erkundungen gelassen entgegen. Die letzten Untersuchungen dieser Art habe es im Bereich des Fürstenwalder Zweckverbandes in den 1970er-Jahren gegeben. Da die Stadt aber im Urstromtal der Spree liege, sei zu vermuten, dass sich darunter ein gigantischer Grundwasserleiter befinde. „Uns wird hier keiner das Wasser abgraben“, sagte Rudolph. Das liege schlicht daran, dass das Wasser aus Fürstenwalder Sicht zu Tesla hinfließe. „Ich bin als Bürgermeister von Fürstenwalde relativ entspannt, was Zuzug und industrielle Ansiedlungen anbelangt.“
Dass Erkundungen im Bereich Spreeau stattfinden sollen, davon habe Rudolph schon gehört. Der Ort Lebbin sei ihm diesbezüglich nicht untergekommen.

Umweltverbände stemmen sich gegen Tesla-Pläne

Der Plan Teslas trifft bei Umweltverbänden auf heftigen Widerstand. „Nicht nur die Natur wird unter weiteren Wasserentnahmen massiv leiden, sondern es wird auch die Trinkwasserversorgung für eine ganze Region gefährdet“, sagt Christiane Schroeder, Geschäftsführerin des Naturschutzbundes Brandenburg (NABU). Der Verband möchte sich die Planungen von Tesla zur Wasserentnahme genau ansehen und juristische Schritte prüfen.
Die Wassertafel Berlin-Brandenburg verurteilt eine mögliche Privatisierung der Wassernutzung für Tesla „aufs Schärfste“. „Die prekäre Wassersituation in der Region wird sich dadurch weiter zuspitzen“, befürchtet Wassertafel-Mitbegründerin Ulrike von Wiesenau. Nicht nur die Quantität, auch die Qualität des Trinkwassers sowie Flora und Fauna seien in Gefahr.

Bürgerinitiative aus Grünheide: „Es gibt nicht genug Wasser“

Auch die Bürgerinitiative Grünheide ist alarmiert: „Es gibt nicht genug Wasser hier. Das wäre ein massiver Eingriff in die Wasservorräte unserer Region. Weder darf Tesla selbstständig Wasser fördern, noch die Fabrik erweitern. Der Wasserverbrauch ist ja in einigen Gebieten schon gedeckelt. Dass Tesla uns das Wasser abgräbt, ist nicht hinnehmbar“, sagt Erkneraner Steffen Schorcht von der BI.