Es ist eine ganz abgebrühte Show zum Auftakt einer heißen Sommerparty in der Wuhlheide: Mit Jeans, weißem Top und Lederband am Oberarm schlendern ausgerechnet zwei Brandenburgerinnen über die Berliner Parkbühne. Die zwei Powerfrauen im Freddie-Mercury-Outfit singen „We will rock you“, das Publikum klatscht brav im Takt – auch wenn die Hitze sie ordentlich ins Schwitzen bringt. „Hallo, Brandenburg“, schreit Vicki Zlobinski aus Fredersdorf ins Mikrofon. Die Antwort ist ein lauter Aufschrei, der durch das Stadion schallt. Die Brandenburger in Berlin klatschen, stampfen mit den Füßen und jubeln, was das Zeug hält.
Die Reaktion zeigt: Es sind viele Brandenburger auf der Berliner Rundfunk 1980er-Party, um den Stars ihrer Kindheit zuzujubeln und ein Autogramm abzugreifen. Autogramme geben mussten auch die 29-Jährige Vicki Zlobinski aus Fredersdorf und ihre Freundin Juliane Jenzewski aus Eggersdorf (beides Märkisch-Oderland). Die Brandenburgerinnen haben den Wettbewerb „Berlins schönste Stimme“ gewonnen und stellten ihr Talent zum Auftakt auf der Parkbühne Wuhlheide unter Beweis.
Dann geht es los: Mit Konfettikanone und Raumschiff-Kult-Hit „Major Tom“ landen Peter Schilling & Band gegen
19 Uhr in der Parkbühne Wuhlheide. Der mittlerweile 63-Jährige – Sonnenbrille- Käppi und Jackett – singt einen Neue-Deutsche-Welle-Hit nach dem anderen: „Die Wüste lebt“, „Ozean“ und „Terra Titanic“. Kurz vor seinem Auftritt treffen die Gewinnerinnen des MOZ-Gewinnspiels Kerstin G. und Freundin aus Berlin Peter Schilling hinter der Bühne. „Er war sehr nett, hat nach dem Fototermin noch mit uns für ein Selfie posiert“, freut sich Kerstin G.. Und tatsächlich, der Weltstar gibt sich nah, wirkt uneitel und ist begeistert über die weiblichen Fans. Zum Dank singen sie „Major Tom“, eines ihrer Lieblingslieder.
Zurück in der Menge: Der Brite Nik Kershaw übernimmt eine aufgeheizte und glücklich-gefeierte Menge. Er schmettert seine 1980er-Super-Hits „The Riddle“, „Wouldn`t It Be Good“ oder „I Won`t Let the Sun Go Down on Me“ mit Herzblut – sein Auftritt ist einer der Höhepunkte des Abends. Zwei Jungs mit Sonnenbrillen schreien laut mit, neben ihnen tanzt ein Mann mit Regenschirm-Hut, etwas weiter feiern zwei Herren mit Polizeimützen.
Das Publikum ist an diesem Abend völlig losgelöst in der Wuhlheide: „Wir sind hier, weil die 1980er uns geprägt haben“, sagt Patrick aus Berlin-Prenzlauer Berg in der Menschentraube. „Und weil der Berliner Rundfunk unser Lieblingssender ist“, ergänzt sein Freund Florian-Michael. Neben den beiden Jungs tanzt Kumpel Simon Trottier aus Kanada.
„Die 1980er waren das beste Jahrzehnt aller Zeiten“, sagt Sebastian Berndt aus Neuseddin (Potsdam-Mittelmark). Er hat seine Freundin Carmen Klabisch aus Dreetz (Ostprignitz-Ruppin) im Arm. Es gibt noch viele Liebesgeschichten an diesem Abend, wie knutschende Pärchen immer wieder beweisen.
Der Berliner Vico Galinski ist nicht nur da, weil er auf Jimmy Somerville steht. Er feiert den Jahrestag seiner Beziehung mit Nicole Hupfeld aus Hoppegarten in der Wuhlheide. Etwas weiter vor der Bühne tanzt die Familie von Gudrun Stiewe mit goldenen Glitzerhüten. Die Rentnerin kam eigens von der Ostsee her, ihre Kinder aus Berlin und Brandenburg haben sie eingeladen. „Die Stimmung ist super in Berlin“, sagt die 65-Jährige und legt zum Beweis eine flotte Tanzeinlage hin. Enkelin Nele Sorgatz war schon vor zwei Jahren in Berlin – hatte es damals jedoch nicht zum Festival geschafft, erklärt sie und freut sich, dass es diesmal geklappt hat.
Einer der Höhepunkte des Abends ist der Auftritt von Paul Young. Der ehemalige Automechaniker und Weltstar aus dem englischen Luton bezaubert mit seiner tollen Stimme und offensichtlicher Freude an der ausgelassenen Stimmung und dem mitfeiernden Publikum. Die Feuerzeuge und Blinklichter tanzen im Takt zu Hits wie „Come Back and Stay“, „Some People“ & „Everytime You Go Away“. Mit einer Lichtlaola, dem „Smalltown Boy“ Jimmy Somerville und einem Feuerwerk verabschiedet der BRF die feiernde Menge in die Nacht.