Noch immer müssen sich Hausbesitzer gedulden. Die geplante Aktualisierung des Heizungsgesetzes schwebt im Status eines Entwurfs, weshalb an der Frage, ob sich die Investition in eine Wärmepumpe lohnt, noch viele Fragezeichen kleben. Wobei abzusehen ist, dass fossile Energiequellen in mittelfristiger Zukunft deutlich teurer werden. Ab 2027 soll auch der Heizungssektor zum Emissionshandel verpflichtet werden – schon heute kann eine Tonne CO₂ um die Hundert Euro kosten.
Doch für die Umrüstung auf nachhaltigere Heizungssysteme braucht es nicht nur den Willen, sondern Geld. Ein Energieberater der Verbraucherzentrale Brandenburg schätzte in einem Fachvortrag die Investitionskosten für Wärmepumpen, je nach Art, aktuell zwischen 24.000 bis 37.000 Euro.

Planung, Betrieb und Wartung von Wärmepumpen auslagern

Angesichts gestiegener Preise und Zinsen handelt es sich um Summen, die nicht jeder Eigentümer ohne größeren Vorlauf aufbringen oder sich leihen kann. Hinzu kommen der Planungsaufwand sowie die Eigenverantwortung hinsichtlich der Wartung. Aber es gibt eine Abkürzung: Wärmepumpen lassen sich auch pachten, in manchen Fällen Contracting genannt. „Durch die Auslagerung von Betrieb und Wartung ist diese Form insbesondere bei Mietwohnungsgesellschaften oder Wohneigentümergemeinschaften (WEG) beliebt“, erläutert die Verbraucherzentrale Brandenburg (VBZ) auf Nachfrage. Diese Möglichkeit könne „auch für jeden anderen ein Grund sein, sich für ein Contracting-Angebot zu entscheiden.“
Beim Contracting kümmert sich der Energieversorger um die Planung, den Einbau und die Wartung der Wärmepumpe, die so etwas wie eine Leihgabe an den Nutzer ist. Dieser zahlt wiederum eine monatliche Rate, die sich unter anderem aus Investitionskosten, Energielieferung und dem Arbeitspreis zusammensetzen – allerdings können sich die Modalitäten unter den Anbietern im Detail unterscheiden. Die Pacht oder das Contracting wird von den meisten größeren Energieversorgern angeboten, in Brandenburg beispielsweise von EWE oder EMB Energie Mark Brandenburg. Mitunter lassen sich solche Verträge auch mit lokalen Stadtwerken schließen.

Umrüstung auf Wärmepumpe: Knackpunkt Warmwasser

Einer, der sich für das Wärmepumpen-Contracting entschieden hat, ist der Investor Benjamin Rohé. Allerdings nicht für seinen privaten Haushalt, sondern für einen Vierseithof nahe Jüterbog in Teltow-Fläming. Unter dem Namen „Project June“ wurde die Immobilie von Rohé und seinen Partnern zu einem Ort für Co-Working, mehrtägigen Arbeitstreffen, Tagungen oder Veranstaltungen umgebaut. „Es ist uns eine Herzensangelegenheit, das Projekt, so weit wie es möglich ist, klimaneutral zu gestalten“, erklärt Rohé. Zugutekam dem Vorhaben, dass die 170 Jahre alte Immobilie beim Kauf schon zu großen Teilen saniert war, jedoch noch mit fossiler Energie heizte. „Wir wollten uns nach der Übernahme möglichst schnell von der Ölheizung trennen“, schildert der Investor.
Doch für einen Hotelbetrieb mit 2000 Quadratmetern zu beheizender Fläche und entsprechend intensiverer Warmwassernutzung ist der gewerbliche Einsatz von Wärmepumpen deutlich komplexer als in Ein- oder Zweifamilienhäusern – gerade bei einer Gebäude-Anlage aus dem vorletzten Jahrhundert. Zu den Herausforderungen zählte, dass einige Räume noch von Bestandsheizkörpern geheizt wurden und über Lüftungsanlagen verfügten.
Zwar hatten Rohé und seine Partner bei der Erneuerung der Hotel-Appartements Fußbodenheizungen einbauen lassen, allerdings bedeutet der Hotelbetrieb wiederum, dass insbesondere in der Früh viele Mengen Wasser für beispielsweise die Dusche erwärmt werden müssen. „Das ist mit einer einzelnen Luft-Wasser-Wärmepumpe nicht zu schaffen“, erklärt Thomas Schelk, Projektleiter vom Energieunternehmen EWE, das mit der Umrüstung im Rahmen eines Contractings beauftragt wurde.

Höhere Vorlauftemperatur durch zwei Wärmepumpen

Das ausgewählte Luft-Wasser-Wärmepumpen-Modell schaffe eine Vorlauftemperatur von 60 Grad, jedoch nur bis zu einer Außentemperatur von 3 Grad Celsius. Deswegen kam das Team von Schelk gemeinsam mit dem amerikanischen Hersteller auf die Idee, noch eine zweite Wärmepumpe an die erste anzuschließen. Die etwas schmalere Wasser-Wasser-Wärmepumpe, erhält und nutzt die Energie der ersten, um so die Vorlauftemperatur auf 70 Grad zu erhöhen und die Warmwasserversorgung auch bei -14 Grad Celsius zu ermöglichen. Dafür arbeiten beide Wärmepumpen synchron miteinander. „Das bauen wir so zum ersten Mal“, sagt Schelk.
Daher rechnen die Projektverantwortlichen damit, dass möglicherweise nachjustiert und optimiert werden muss, nachdem die Anlage in Betrieb genommen wurde. „Jedes Grad, das wir im Vorlauf reduzieren können, steigert die Effizienz.“ Zudem wird auf dem Dach der Heizzentrale noch eine Thermosolaranlage für die Trinkwarmwassererwärmung installiert. Laut EWE kostet die gesamte Investition 300.000 Euro. Zudem liefert eine auf dem Dach eines Pferdestalls installierte Photovoltaikanlage laut Rohé etwa 30 Prozent des benötigten Stroms.
Zwei miteinander gekoppelte Wärmepumpen sollen künftig einen 170 Jahre alten Vierseithof in Jüterbog mit grüner Energie heizen.
Zwei miteinander gekoppelte Wärmepumpen sollen künftig einen 170 Jahre alten Vierseithof in Jüterbog mit grüner Energie heizen.
© Foto: Nadine Auras/EWE

Verbraucherzentrale: Pachten meist teurer als Anschaffung

Durch das Contracting ist für Benjamin Rohé und seine Partner von „Project June“ der Aufwand rund um die Planung, Koordination und Optimierung der Anlage entfallen. Dafür haben sie sich für einen Vertrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren verpflichtet, der noch einmal um fünf Jahre verlängert werden könne.
Bei Privathaushalten sind Planung und Einbau von Wärmepumpen zwar deutlich standardisierter und unkomplizierter, doch die Pflichten sowie Vor- und Nachteile sind ähnlich. Ein Energieexperte der Verbraucherzentrale Brandenburg lobt die Pacht als sehr bequem, „da der Anbieter als Betreiber die Funktion überwacht, die Anlage wartet und im Falle des Ausfalls auch Ersatz leisten muss.“ Jedoch schätzt er die laufenden Kosten höher als bei einer eigenen Anschaffung ein. Zudem müssen sich Nutzer auf lange Vertragslaufzeiten einstellen, mitunter können es 15 Jahre sein. Und die Prüfung der Verträge erfordere auch einen gewissen Aufwand. Zudem entfalle laut VBZ bei einer Pacht beziehungsweise beim Contracting der Anspruch auf öffentliche Förderung – auch hier müssen Interessierte prüfen, ob der potenzielle Anbieter die staatlichen Gelder weitergibt.