Dieses Messer passt in keine Küchenschublade. Es ist aus Stahl, wiegt 15 Kilo und zerlegt Käse und Wurst sekundenschnell. In Wurstfabriken nimmt es die Schneide mit Salamibatterien auf: Mehrere drei bis fünf Meter lange Würste werden nebeneinandergepackt und dann von scharfem Stahl aus Spreenhagen zerhackt. Mit 1500 Schnitten pro Minute. So kommt zustande, was Käufer als akkurat gleiche Salamischeiben in der Plastikverpackung im Supermarkt kaufen.
Wurst, Käse, Fleisch, Gemüse, Tiefgefrorenes – damit nehmen es die Messer von BE Maschinenmesser aus Spreenhagen auf. "Wir sind Weltmarktführer bei Messern für die Lebensmittelindustrie", sagt Ivo Cozzini. Der Amerikaner mit italienischen Wurzeln ist Eigentümer des Spreenhagener Unternehmens mit rund 70 Beschäftigten. 2012 hat Cozzinis Firma PRIMEdge den 1993 gegründeten deutschen Betrieb gekauft; Sohn Alexander Cozzini ist heute Geschäftsführer von BE Maschinenmesser in Spreenhagen.
Hauptprodukt sind die sogenannten Kuttermesser, die in der Fleischherstellung eingesetzt werden zum Beispiel für die Herstellung von Fleischbrät, wie es für Bockwürste verwendet wird. Rund 35 000 Kuttermesser verkauft das Unternehmen im Jahr. "Jedes Messer hat seinen eigenen Charakter", erläutert Produktionsleiter Sebastian Knuth. Zum Sortiment gehören unter anderem Messer mit Zähnen für die Käseproduktion und riesige Kreismesser für das Durchteilen ganzer Schweine- und Rinderhälften. "Viele Arbeitsgänge werden noch per Hand erledigt", erklärt der studierte Wirtschaftsingenieur. Das Schleifen von Spezialklingen oder das Richten der Klingen erfordere viel handwerkliches Geschick. Die Rohlinge aus Stahl oder Edelstahl werden angeliefert und in Spreenhagen gerichtet, geschliffen, geschärft und poliert. Die fertigen Maschinenmesser gehen in über 60 Länder.
Die Branche selbst ist überschaubar. Deutschlandweit gibt es etwa eine Handvoll Hersteller, international sieht die Sache ähnlich aus. Eigentümer Ivo Cozzini will weiter investieren – in neue Technologien und neue Ausrüstung. Mit der Gemeinde sei er im Gespräch über Flächenkäufe, sagt der Besitzer. Das Unternehmen soll wachsen, nachdem erst 2013 die Produktionshalle erweitert worden war. BE Maschinenmesser sucht außerdem weiteres Personal, Fachleute mit Erfahrung an CNC-Maschinen, aber auch Produktionsarbeiter. Fachkräfte zu finden sei zunehmend schwierig, heißt es im Unternehmen. Produktionschef Sebastian Knuth hat 2006 als Praktikant im Betrieb angefangen. Er hat auch seine Diplomarbeit als Wirtschaftsingenieur bei BE Maschinenmesser geschrieben und ist dann geblieben. Weil er nicht weit entfernt wohnt. Und: "Bei BE Maschinenmesser herrscht ein sehr angenehmes Arbeitsklima, die Zusammenarbeit mit den Kollegen ist super", sagt der 41-Jährige.
Prämiensystem eingeführt
Die Firma zahle deutlich über dem Mindestlohn und es gebe ein Prämiensystem, erläutert er. Wenn der monatliche Umsatz erreicht wurde, gebe es eine Prämie. Wenn das Jahr erfolgreich gewesen sei, komme noch eine Jahresendprämie dazu. Der Betrieb bildet auch aus. Zwei junge Leute lernen derzeit im Unternehmen, davon hat ein Lehrling gerade neu angefangen.
Eine familiäre Atmosphäre sei ihm wichtig, sagt Firmenbesitzer Ivo Cozzini. Mehrmals im Jahr reist er aus den USA nach Spreenhagen, war erst vor kurzem zu einer verspäteten Feier zum Firmenjubiläum da. Sohn Alexander Cozzini, der Geschäftsführer des Spreenhagener Betriebs, lebt hingegen bereits seit einigen Jahren in Berlin.
Einer der wichtigen Kunden der Spreenhagener Firma hat seinen Sitz in Großbritannien. Dem Brexit sieht der Amerikaner Ivo Cozzini mit ziemlicher Gelassenheit entgegen. Probleme, meint er, werde es nicht geben. Höchstens vielleicht etwas längere Lieferzeiten.
Mit dem Fuhrwerk durch Chicago
Er suchte ein besseres Leben: Guiseppe Cozzini wurde 1905 von seiner Familie nach Amerika geschickt, um dort Geld zu verdienen – für sich und die Familie zu Hause. Cozinni war ein Moleta – ein Messerschleifer aus dem Städtchen Pinzolo in den Dolomiten. Mit seinem Werkzeug zog er dann durch die Straßen Chicagos. In den 1930er Jahren stiegen seine drei Söhne in das Geschäft ein. Mit Pferdewagen zogen sie durch die Stadt, schärften Messer für Restaurants und die Fleischindustrie. Chicagos Schlachthöfe waren die größte Fleischfabrik der Welt. Aus der Messerschleiferei ist ein international tätiges Unternehmen geworden. PRIMEdge hat Tochterunternehmen in Brasilien, Dänemark, Frankreich, Spanien und Deutschland und ist mit seinen Handelsvertretern in 65 Ländern präsent. red