In Brandenburg ist der Erwerb von Wohneigentum immer noch preiswerter als in Berlin. Bei einem Umzug nach Brandenburg muss jedoch berücksichtigt werden, welche Kosten für das Pendeln in die Bundeshauptstadt zur Arbeit entstehen.
Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat für die Postbank eine Modellrechnung erstellt, aus der sich ablesen lässt, wie viele Jahre man von den preiswerteren Immobilienpreisen im Berliner Umland profitiert und ab wann, bei welchen Verkehrsmitteln man bei der Fahrt zur Arbeit nach Berlin draufzahlt. Am meisten lohnt sich der Berechnung zufolge der Kauf von Wohneigentum in Bernau und Ludwigsfelde.
Mittlere Wohnung und Nutzung des ÖPNV
Konkret wurde untersucht, wie lange der Kostenvorteil beim Kauf einer 70-Quadratmeter-Wohnung anhält, wenn der Käufer weiter in Berlin arbeitet. Für die Fahrt mit Bus und Bahn wurden 0,13 Euro je Kilometer berechnet, ab einem Fahrtweg von 21 Kilometer 0,12 Euro. Demnach würde es bei einem Immobilienkauf in Bernau 31,5 Jahre dauern, bis die Kosten für das Pendeln den Preisvorteil gegenüber Berlin aufgezehrt haben. Auf Platz zwei folgt Ludwigsfelde mit einem Zeitraum von 24,4 Jahren, Blankenfelde-Mahlow mit 22 Jahren und Panketal mit 19,1.
Sowohl in berlinferneren Städten wie Eisenhüttenstadt (4,6 Jahre) oder Lübben (4,2), als auch in teuren Umlandgemeinden wie Kleinmachnow (4,6) und Potsdam (2,2) hält der Vorteil durch den Umzug nur kurze Zeit an.
Mittlere Wohnung und Pendeln mit dem eigenen Auto
Für das Pendeln mit dem Pkw wurden 0,45 Euro pro Kilometer und ab 21 Kilometer 0,43 Euro für die Rechnung zugrunde gelegt. Demnach besteht der Vorteil für Bernau 12,7 Jahre lang, für das näher an Berlin gelegene Panketal dagegen 14,5 Jahre. In Städten wie Hennigsdorf ist der Unterschied zwischen ÖPNV und Pkw relativ gering – 12,7 Jahre gegen 10,4. Ähnliches wurde für Seelow errechnet, wo man mit den Öffentlichen 6 Jahre lang profitieren würde und mit dem Auto 5 Jahre.
Größere Wohnungen rechnen sich länger
Ganz anders sehen die Rechnungen aus, wenn größeres Wohneigentum erworben wird – nämlich 120 Quadratmeter. Dort schlagen die Kostenunterschiede zwischen Berlin und Brandenburg deutlicher zu Buche. Von Bernau aus könnte man mit dem ÖPNV 54 Jahre lang pendeln, bevor der Preisvorteil aufgebraucht wäre. Für Ludwigsfelde wären es 41,8 und für Panketal noch 37,5. In Lübben wären es 7,2 Jahre und in Potsdam mit dem teuersten Immobilienmarkt ganz am Ende der Tabelle 3,8 Jahre. Die Nutzung eines Pkw für den Arbeitsweg wurde in diesem Fall nicht berechnet.
Homeoffice macht den Umzug attraktiver
Der Kauf eine Wohnung in Brandenburg lohnt sich besonders, wenn man nicht jeden Tag nach Berlin pendeln muss, sondern im Homeoffice arbeiten kann. In der Studie wurde für zwei Tage Homeoffice errechnet, dass der Preisvorteil beim Umzug von Berlin nach Bernau 91,4 Jahre reichen würde, in Ludwigsfelde mehr als 70 Jahre und in Eberswalde noch reichlich 50 Jahre. In Potsdam ist auch bei zwei Tagen Homeoffice der Preisvorteil nach rund 6 Jahren aufgebraucht. Gerechnet wurde im Postbank-Wohnatlas, dass jeweils eine Person je Haushalt nach Berlin pendelt.
Christian Hesse, Regionalbereichsleiter und Mitglied der regionalen Geschäftsleitung Süd & Ost von der Postbank Immobilien GmbH, warnte davor, sich den Umzug von Berlin nach Brandenburg schönzurechnen. Die Zeit für das Pendeln müsse in jedem Fall eingerechnet werden. Allerdings mache die Möglichkeit von Homeoffice einen Wechsel nach Brandenburg für mehr Berliner attraktiver.