Einst haben Bianca Gerner und Stefan Thierbach zu Ausbildungszwecken den fiktiven Betrieb „Gernbach“ gegründet. Seit 2016 gibt es ihn tatsächlich mit inzwischen sieben Angestellte. Alles begann 2015.
Damals kreuzten sich die Wege der beiden Garten- und Landschaftsbauer an der Meisterschule in Pillnitz bei Dresden. Stefan Thierbach kommt ursprünglich aus dem Vogtland, lernte dort auch. Die Liebe zu Pflanzen und Natur hatte er von klein auf. „Ich habe schon immer gerne bei meinen Großeltern im Garten mitgeholfen“, berichtet er. Bianca Gerner ist in Halle (Saale) aufgewachsen. Das praktische Arbeiten sagte ihr stets zu, weshalb sie sich für eine Ausbildung im Bereich Garten- und Landschaftsbau bei der Stadt Halle entschied.
Fiktive Firma „Gernbach“ wird in Bad Saarow gegründet
Auf der Meisterschule lernen sie sich nicht nur kennen, sondern auch lieben. Gemeinsam hatten sie im zweiten Semester die Aufgabe, einen fiktiven Betrieb zu gründen. Sie wählten den Projekttitel „Gernbach“ mit Bedacht: Der Name setzt sich aus Teilen ihrer beiden Nachnamen zusammen. Den Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit teilten die Landschaftsbauer von Anfang an. Eigentlich wollten sie den Betrieb in Stefan Thierbachs Heimat gründen. Das schien aufgrund der dortigen Konkurrenz wenig lukrativ. Da Bianca Gerner in Bad Saarow Familie hat und sie schon als Jugendliche dorthin ziehen wollte, rückte der Kurort am Scharmützelsee in den Fokus der beiden.
So gründeten sie mit Leidenschaft und dem Know-how aus ihren Ausbildungszeiten 2016 ihren eigenen Betrieb, die Garten- und Landschaftsbau GbR „Gernbach“ in Bad Saarow. Die ersten Jahre haben beide ohne Mitarbeiter bestritten. Doch mit der Zeit erhielten sie immer mehr Aufträge. „Das war dann allein nicht mehr zu meistern“, sagt Bianca Gerner. Sie stellten einen dualen Studenten ein und ermöglichten dem jungen Mann den Traum, Theorie mit Praxis zu verbinden.
Mitarbeiter können sich frei entwickeln
Ihren Auszubildenden und Mitarbeitern bietet das Geschäftspaar immer Raum zur freien Entwicklung im Beruf. „Zu uns kann jeder mit neuen Ideen kommen, und wir versuchen immer finanziell zu unterstützen“, sagt Bianca Gerner. Sie selbst ist vornehmlich für den Pflanzenbereich verantwortlich, während Stefan Thierbach weitestgehend mit seinen Angestellten zu Baustellen fährt. Dennoch agieren sie immer als Team.
Gruppenmeetings und Weiterbildung sind selbstverständlich
Teamfähigkeit ist beiden Unternehmern auch bei ihren Mitarbeitern wichtig. Zwar schätzen sie ehrgeizige und mutige Charaktere, aber eine funktionierende Mannschaft erleichtert die Arbeit ungemein. Und Zeitmanagement sei wichtig, sagt Bianca Gerner. Um Mitarbeiter und Betrieb unter einen Hut zu bekommen, bedürfe es einer durchdachten Planung. Stefan Thierbach erzählt, dass sie einmal pro Woche ein Gruppenmeeting abhalten, um die Arbeit sinnvoll aufzuteilen. Doch für Bianca hat der Begriff Zeitmanagement noch einen anderen Wesenszug – Zeit in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu investieren. „Die kommen ja nicht fertig an“, lächelt die Unternehmerin.
Ebenso viel Wert legen die beiden auf eine klare und verständliche Kommunikation. Dafür haben sie sich sogar einen Business-Coach geholt. „Man kann dadurch Charakterzüge besser einschätzen und sich untereinander besser verstehen“, erklärt die Geschäftsführerin. So könnten Konflikte und Missverständnisse vermieden werden. In ihren Augen gehöre zu einer gesunden Unternehmensführung auch eine große Portion Selbstreflexion und Wertschätzung. Deswegen organisieren Bianca und Stefan einen monatlichen Grillabend für ihre Mitarbeiter und stellen Arbeitskleidung inklusive T-Shirts zur Verfügung.
Kopfrechnen und handwerkliche Begabung
Wer sich für eine Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer bei Gernbach entscheidet, sollte Interesse und Leidenschaft für die praxisnahe Arbeit in der Natur mitbringen. Dem Unternehmerpaar geht es weniger um einen perfekten Notendurchschnitt oder ein Abitur. „Wichtig wäre, dass man Kopfrechnen kann und ein wenig handwerklich begabt ist“, sagt Stefan Thierbach. Dennoch geben sie grundsätzlich jedem Interessenten eine Chance in Form eines Probearbeitstags.
Neue Lebensräume werden geschaffen
Das Schöne an dem Beruf, findet Stefan Thierbach, ist das Schaffen von neuen Lebensräumen. „Das sieht man am besten, wenn man einen Teich baut. Schon eine Stunde später ist das erste Lebewesen im Wasser.“ Auch das nachhaltige Arbeiten motiviert beide sehr. Dazu gehört der Erhalt von Pflanzen und Bäumen. „In dem Punkt ist es mir wichtig, Kunden dementsprechend zu beraten“, sagt Bianca Gerner.
Beide sind gleichermaßen von der breiten Vielfalt an Arbeitsbereichen in ihrem Beruf angetan. Ob technisch, maschinell, handwerklich, das Kreative, die Pflanzen oder beim Kunden vor Ort sein – Garten- und Landschaftsbauer sind Allroundtalente, die am Ende eines Tages ihr fertiges Projekt mit eigenen Augen bestaunen können. Es ist mehr als „nur der Gärtner zu sein“. Und die Berufschancen nach einer abgeschlossenen Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer seien sehr hoch.
Gutes für Mensch und Natur
Das Unternehmerpaar ist überzeugt, dass die Ausbildung Jugendlichen eine hervorragende Grundlage bietet, um ein erfolgreiches Arbeitsleben zu führen. Perspektiven sind nach der Ausbildung gut möglich. „Du kannst danach immer noch einen Techniker oder Meister absolvieren oder eben ein Studium starten, um als Bauleiter zu arbeiten“, erklärt Stefan Thierbach.
Das Schönste an dem Beruf ist für Bianca Gerner, Mensch und Natur etwas Gutes zu tun und mit ihren Händen einen hohen Wert zu erschaffen. „Rhododendren, die schon 20 Jahre alt sind, kosten auch mal 11.000 Euro in der Baumschule“, erklärt sie. Die Leidenschaft am Beruf möchten sie und ihr Mann mit jungen Menschen teilen, die sich dadurch sowohl eine Perspektive erarbeiten als auch der Umwelt neue Kraft und Energie schenken können.
IHK-Serie vom Azubi zum Unternehmer
„Wer etwas erreichen will, muss studieren“ – so lautet ein Vorurteil. In der Ostbrandenburger Wirtschaft zeigt sich: Auch eine Ausbildung kann eine gute Voraussetzung sein, um es zum Chef einer erfolgreichen Firma zu schaffen. In Kooperation mit der IHK Ostbrandenburg stellen wir einige Beispiele vor.