Sie wurde am 18. Dezember in dem Postamt abgestempelt, das nur einen Kilometer von der Oderbrücke entfernt ist. Und diesmal von der Absenderin – einer Mitarbeiterin der Słubicer Stadtverwaltung – noch mit Expresszuschlag und Zustellungsbestätigung versehen, damit es schneller gehen sollte als in früheren Jahren.
Genützt hat es am Ende nicht viel: Der Transport bis zum Westufer der Oder hat wieder geschlagene zwei Wochen gedauert. So wie schon vor 16 Jahren, als wir erstmals über dieses Problem berichteten. Damals – Anfang 2014 – stand Polens Beitritt zur Europäischen Union kurz bevor. Und man konnte noch hoffen, dass sich dadurch auch bei den Postverbindungen einiges verbessern würde.
Der (Um-)Weg, den so ein Brief nimmt, ist aber auch beachtlich. Denn vom Grenzort Słubice gehen die Sendungen erst mal in ein größeres Zentrum der polnischen Post bei Posen oder Warschau. Von dort ins Internationale Zentrum Frankfurt/Main des zur Deutschen Post gehörenden Paket-, Brief- und Express-Dienstes DHL. Anschließend wieder retour an die Oder. Rund 2000 Kilometer kommen da schon zusammen.
Freude hat die Karte trotzdem wie in jedem Jahr ausgelöst, schließlich bekommt sie ihren Ehrenplatz an der Büro-Pinnwand. Und mit der Absenderin wurden bereits zu Weihnachten wie auch in der Silvesternacht SMS-Grüße ausgetauscht.
"Das ist aber noch gar nichts", sagt ein Kollege, als er von der Geschichte hört. Sein Bruder lebt auf den fernen Färöer – einer Inselgruppe im Atlantik, die südöstlich von Island und nördlich von Schottland liegt. "Dort hat er am 11. Dezember ein Weihnachtspaket an unser Familie abgeschickt, damit es auch pünktlich ankommt", so der Kollege. Fünf Tage später – am 16. Dezember – hatte dieses Paket dann immerhin schon deutschen Boden erreicht, wie er aus der Sendungsverfolgung per Internet erfahren konnte. "Doch seither steckt es in Hamburg fest."
"Ein bedauerlicher Fall, dem wir nachgehen werden", wie ein Sprecher von DHL am Donnerstag am Telefon versprach. Möglicherweise läge das Problem auch beim Zoll. Denn die Färöer-Inseln gehören zwar zu Dänemark, sind aber kein Teil der EU und damit auch nicht ihres Zollgebiets.
Dass es auch besser geht, bewiesen die Transport-Unternehmen in der Gegenrichtung. Denn das in Frankfurt (Oder) abgesendete Weihnachtspaket an den fernen Bruder erreichte diesen schon neun Tage später.
"Ansonsten dürften aber so ziemlich alle Weihnachtspakete in Brandenburg ihr Ziel rechtzeitig erreicht haben", fügt der DHL-Sprecher mit Hoffnung in der Stimme hinzu. Dies sei schon am 23. Dezember von den beiden großen Paketzentren in Rüdersdorf (Märkisch-Oderland) und Börnicke bei Nauen (Havelland) so berichtet worden.
"Kurz vor Weihnachten haben unsere Kollegen in ganz Deutschland täglich bis zu elf Millionen Pakete ausgeliefert, doppelt so viele wie sonst im Jahr", berichtet der Sprecher weiter. Weil die Paketpost – im Gegensatz zu den Briefen – immer mehr zunimmt, errichte DHL in Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) gerade ein drittes Zentrum für Berlin und Brandenburg. 35 solcher Zentren gäbe es deutschlandweit.
Dass es sich bei den verspäteten Sendungen durchaus nicht um Einzelfälle handeln hönnte, erfährt man dagegen aus den sozialen Medien. "Von meinen sechs Weihnachtskarten sind bisher erst zwei angekommen", schreibt eine Frau aus Eisenhüttenstadt. Und fügt hinzu: "Wohlgemerkt innerhalb Deutschlands."
Liebe Leserinnen und Leser!Haben auch Sie schlechte oder sehr gute Erfahrungen mit der Weihnachtspost gemacht? Schreiben Sie uns doch bitte einen Brief an: Märkische Oderzeitung, Redaktion Brandenburg-Berlin, Postfach 1178 in 15201 Frankfurt (Oder). Dann ist das auch gleich noch ein Test, ob die Briefe ankommen.