Wer den neu eröffneten Biergarten am restaurierten Eierhäuschen besuchen will, sollte gut zu Fuß sein oder mit dem Rad anreisen. Das schon vor hundert Jahren beliebte Ausflugsziel am Rande des Spreeparks in Berlin-Treptow hat keine Parkplätze. Eine Schranke verhindert unberechtigte Zufahrten über den rund 800 Meter langen Dammweg. Parkmöglichkeiten gibt es erst auf der Abteibrücke an der Bulgarischen Straße, von der aus man zehn Minuten Fußweg einplanen muss. Die S-Bahnhöfe Plänterwald und Baumschulenweg liegen etwa 20 Fußminuten, die nächste Bushaltestelle 12 Minuten entfernt.
Das sorgt für gute Luft, aber auch für wenig Publikumsverkehr an dem auch zu DDR-Zeiten populären Ausflugsziel direkt an der Spree. Die meisten der rund 30 Gäste, die sich an diesem eher bedeckten Sonntagnachmittag im neuen Biergarten niedergelassen haben und geräucherte Forelle oder Havelländer Bratwurst in Sauerteigschrippen ordern, sind mit dem Rad angereist.

Beleuchtete Fuß- und Radwege am Spreepark

Der am südlichen Rand des Spreeparks gelegene Wasserweg sowie der Stichweg zum Eierhäuschen durch den Plänterwald wurden auf einer Strecke von rund einem Kilometer neu gebaut und mit insektenfreundlichen Laternen versehen. So gibt es auch bei Dunkelheit eine durchgängige Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zwischen dem Treptower Park und dem Eierhäuschen beziehungsweise dem Spreepark.
Die meisten Besucher des Biergartens am Eierhäuschen am Rande des Spreeparks in Berlin reisen mit dem Fahrrad an. Dafür wurde die Wege ausgebaut und beleuchtet.
Die meisten Besucher des Biergartens am Eierhäuschen am Rande des Spreeparks in Berlin reisen mit dem Fahrrad an. Dafür wurde die Wege ausgebaut und beleuchtet.
© Foto: Maria Neuendorff
Für die Radfahrer stehen am Biergarten 80 Stellplätze und auch Leihräder bereit. Zum umweltfreundlichen Anreise- und Entwicklungskonzept des Spreepark-Areals kommt seit kurzem aber noch eine weitere Komponente hinzu. Seit dem ersten August ist die neugebaute Anlegestelle offiziell für die Schifffahrt freigegeben. Noch sind keine Dampfer oder Fähren zu sehen. Reedereien, die den „Anleger zum Eierhäuschen“ in ihren Fahrplan aufnehmen möchten, können sich ab sofort auf der Internetseite des Spreeparks unter www.spreepark.berlin registrieren lassen.

Zeitreise in die Spreepark-Vergangenheit

„Erste Anmeldungen sind bereits erfolgt. Mittelfristig soll der Schiffsanleger regelmäßig von Fahrgastschiffen unterschiedlicher Anbieter angefahren werden, um den Besucher*innen des Spreeparks und des Eierhäuschens eine bequeme und planbare An- und Abreise zu ermöglichen“, heißt es von der Grün GmbH, die für die Entwicklung des gesamten Spreeparks zuständig ist.
Der liegt zumindest optisch immer noch im Dornröschenschlaf und wird auch in diesem Sommer nur zu bestimmten Kulturveranstaltungen und Führungen geöffnet. So gibt es unter anderem jeden zweiten Mittwoch um 18.30 Uhr Audiowalks, mit denen man eine Zeitreise in die Vergangenheit des 1969 eröffneten DDR-Freizeitparks unternehmen kann.
Der neue Boots-Anleger am Spreepark in Berlin ist fertig. In der DDR galt der Plänterwald als größter Vergnügungspark. Nach fast 20 Jahren Stillstand und Verwahrlosung wird das Gelände nun Schritt für Schritt saniert. Das Eierhäuschen mit Schiffsanleger gilt als erster Meilenstein.
Der neue Boots-Anleger am Spreepark in Berlin ist fertig. In der DDR galt der Plänterwald als größter Vergnügungspark. Nach fast 20 Jahren Stillstand und Verwahrlosung wird das Gelände nun Schritt für Schritt saniert. Das Eierhäuschen mit Schiffsanleger gilt als erster Meilenstein.
© Foto: Britta Pedersen/dpa
Am Eingang an der Kiehnwerder Allee 1-3 bekommt man nach der Online-Ticketbuchung Kopfhörer in die Hand gedrückt. Dann werden die Gruppen in den verwunschenen Park geführt, den sich die Natur in den letzten 21 brachliegenden Jahren wieder zurückerobert hat. Während man die moosbewachsenen Fahrgeschäfte anschaut, hört man Achterbahngeräusche und Dinoschreie. Für das besondere Ambiente hat das Duo „Electric Kashmir" atmosphärische Sounds mit Geige komponiert.
Visualisierungen am Zaun des Spreeparks in Berlin sollen zeigen, was Besucher nach der Wiedereröffnung 2026 erwartet. Noch ist das Gelände des ehemaligen DDR-Vergnügungsparks in Treptow-Köpenick für die Öffentlichkeit nur sporadisch zu Sonderveranstaltungen zugänglich.
Visualisierungen am Zaun des Spreeparks in Berlin sollen zeigen, was Besucher nach der Wiedereröffnung 2026 erwartet. Noch ist das Gelände des ehemaligen DDR-Vergnügungsparks in Treptow-Köpenick für die Öffentlichkeit nur sporadisch zu Sonderveranstaltungen zugänglich.
© Foto: Maria Neuendorff
In dem 90-minütigen Audiowalk erzählt ein Geist nicht nur die Geschichte des einstigen Vergnügungsparks, sondern gibt auch Ausblicke auf die Zukunft des Areals, das in Teilen bis 2026 wiedereröffnet werden soll. Auf Visualisierungen am Bauzaun sieht man, wie künftige Besucher die Relikte des Riesentassenkarussells als Rast- und Picknickplatz nutzen.
Wer als Kind im Vergnügungspark war, erinnert sich vielleicht, wie er einst unter der großen weißen Zeltkuppel Platz selbst in den gelbblau gestreiften Tassen nahm. Während der Karusselfahrt um die überdimensionierte Kaffeekanne konnte man per Handdrehscheibe den Kaffeetassensitzbank noch einmal um die eigene Achse drehen.

Fahrradkino stadt Fahrgeschäfte

Die zurückgebliebenen Fahrgeschäfte und das Englische Dorf sollen zwar als Erinnerung bleiben, aber werden nicht wieder in Betrieb genommen, sondern sollen eher zur Bühne für Kunst-Performances werden. Nur das 45 Meter hohe Riesenrad soll sich nach seiner Sanierung wieder als Wahrzeichen über dem künstlichen Wasserbecken drehen.
Wo einst Vergnügen verkauft wurde, soll es „Kunst, Kultur, Natur“ größtenteils für lau geben. Dafür müssen die Besucher dann auch beim „Fahrradkino“ (siehe Kasten) den Strom mit eigener Muskelkraft erzeugen, um den Stummfilmklassiker „Nosferatu“ auf die Leinwand zu bringen.
Statt allgemeiner Volksbelustigung gibt es feministische Soundinstallationen. Die Kritik mancher Alteingesessenen, dass mit der Entwicklung des Spreeparks zum „Ort besonderer Bedeutung und überregionaler Strahlkraft“, in die der Senat 77 Millionen Euro investiert, ein weiteres Stück Ostberliner Identität verschwindet, scheint nicht ganz unberechtigt. Auch im neuen Biergarten des Eierhäuschens, der von jungen Gastronomen aus Wedding gepachtet wurde, wird hinter dem Tresen und an den Tischen viel Englisch gesprochen.
Das Bier komme aus dem Barnim, das Wasser aus Rheinsberg und Wein vom Hahn aus der Pfalz, werben die Betreiber. Den brasilianischen Kaffee gibt es für drei Euro nicht aufgeschäumt, sondern ganz altbacken gefiltert im Pott.
Das Eierhäuschen an der Spree im Plänterwald soll nach jetzigem Stand Ende des Jahres 2023 als Restaurant und Partylocation wieder zugänglich sein. Seit Mai hat der Biergarten geöffnet.
Das Eierhäuschen an der Spree im Plänterwald soll nach jetzigem Stand Ende des Jahres 2023 als Restaurant und Partylocation wieder zugänglich sein. Seit Mai hat der Biergarten geöffnet.
© Foto: Britta Pedersen/dpa
Wer mal austreten muss, findet moderne, saubere Toilettencontainer vor, aber kann leider immer noch nicht das denkmalgeschützte Eierhäuschen betreten, das wohl noch bis zum Winter weiter eingezäunt bleibt. Das im 19. Jahrhundert als Klinkerbau im Fachwerk-Stil errichtete Gebäude, bei dessen Sanierung es wegen seines schlechten Bauzustandes zu Problemen und Zeitverzögerungen kam, wird voraussichtlich zum Jahresende fertiggestellt.
„Der Restaurantbetrieb im Eierhäuschen kann dann rund sechs bis acht Wochen nach der Übergabe des Gebäudes durch die Berliner Immobilienmanagement GmbH an uns erfolgen“, heißt es von der Grün Berlin GmbH.

Künstlerherbergen und ein Tanzsaal im Eierhäuschen

In dem Ausflugslokal, das einst Dichter Theodor Fontane (1819-1898) als „Spreeschönheit“ bezeichnete, sollen künftig auch Künstler Obdach finden, die für den Spreepark Objekte fertigen. Im Erdgeschoss wird ein Tanzsaal hergerichtet. Wenn dieser künftig von geschlossenen Gesellschaften für Privatfeiern angemietet wird, wird sich auch die Schranke am Dammweg zumindest zeitweilig wieder öffnen.

Sommerprogramm im Spreepark

Der Soundwalk durch den Spreepark findet jeden zweiten Mittwoch um 18:30 und 19:30 Uhr statt. Anmeldung/Ticket unter www.silentmove.berlin
Vom 21. bis 25. August 2023 findet das Spreepark-Tanz-Festival statt. Von 10 bis 11:30 Uhr sowie von 17 bis 21 Uhr gibt es Tanzkurse, aber auch freie Tanzsessions für Familien, Paare und Tanzbegeisterte aller Altersklassen in den Stilrichtungen wie Discofox, Swing, Salsa, Rumba und Standard/Latein. Kurse und Tickets unter www.facebook.com/people
Einen Bastelworkshop für Familien gibt es am Freitag, 25. August, zwischen 10 und 13 Uhr. Unter Anleitung des Grashüpfer Figurentheaters werden Fingerpuppen gebastelt. Im Anschluss zeigt das Zenobia Theater unter dem Gerüst der Mero-Halle das Theaterstück „Zirkus aus der Küche“ für Kinder ab drei Jahre. Die Teilnahme ist kostenlos und bedarf keiner Anmeldung
Anlässlich der 27. Internationalen Fledermausnacht findet am Samstag, 26. August 2023, von 19 bis 23 Uhr eine Fledermausnacht im Spreepark statt. Im Fahrradkino, in dem die Zuschauer den Strom selbst erstrampeln, wird ab 21 Uhr „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ aus dem Jahr 1922 gezeigt. Von 19 bis 21 Uhr gibt es einen Fledermaus-Workshop mit Übersetzung in Gebärdensprache. Die Teilnahme am Workshop ist kostenfrei, aber anmeldepflichtig. Eine Voranmeldung für das Fahrradkino wird empfohlen. Tickets unter https://gstoo.de
Weitere Informationen und alle Veranstaltungen im Spreepark finden sich unter www.spreepark.berlin.