Während in Brandenburg die Preise für den Liter Benzin oder Diesel in den vergangenen drei Wochen wieder angestiegen sind, bleiben die Kosten für Treibstoff in Polen auf stabil niedrigem Niveau. Tatsächlich waren am Donnerstagvormittag (26. Januar) wieder viele Fahrzeuge mit deutschen Kennzeichen an den Tankstellen in Słubice zu sehen. Trotz der Steuererhöhung auf Treibstoffe zum Jahreswechsel in Polen bleibt der Tanktourismus auch im neuen Jahr ein Thema, das die Brandenburger in der Grenzregion bewegt und sogar bis nach Berlin ausstrahlt.
Der ADAC hat erst in der vergangenen Woche die durchschnittlichen Treibstoffpreise in den 16 Bundesländern miteinander verglichen. Sowohl Benzin als auch Diesel sind auch weiterhin in der Mark bundesweit am teuersten. Super E10 kostete in Brandenburg mit 1,78 pro Liter neun Cent mehr als im günstigsten Bundesland, dem Saarland. Auch Diesel war in Brandenburg sieben Cent teurer als in Rheinland-Pfalz – hier waren die Dieselpreise in der Vorwoche bundesweit am niedrigsten. In Saarbrücken war der Liter Super E5 am Donnerstagvormittag ab 1,70 Euro zu haben – 15 Cent weniger als in Frankfurt (Oder).

Zusammenhang mit geringer Auslastung des PCK unklar

Ein Zusammenhang zwischen den hohen Spritpreisen in Brandenburg und der derzeit nur etwa 50-prozentigen Auslastung der PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) liegt zwar nahe, ist aber nicht verifizierbar. Seit Anfang des Jahres gilt das Öl-Embargo gegen Russland. Noch im Dezember hatte die Bundesregierung gehofft, dass die Auslastung bei 70 Prozent liegen könnte, wenn Öl über die Leitungen aus Rostock und aus Polen fließen würde. Zurzeit bekommt Schwedt Öl über eine Leitung aus Rostock, die nicht für den Dauerbetrieb gebaut wurde.
Einer zweiten Ölleitung zum Hafen Rostock hat das Bundeswirtschaftsministerium unter Minister Robert Habeck (Grüne) am 24. Januar eine Absage erteilt.
Obwohl auch große Teile Westpolens vom PCK mit Benzin und Diesel versorgt werden, sind hier die Preise kaum gestiegen. Laut einer Studie des ADAC gehört Polen EU-weit zu den Ländern mit den niedrigsten Treibstoffpreisen.

Ein Liter Benzin kostet in Polen 45 Cent weniger

Die polnischen Tankstellen machen Fahrern eines Benziners in Grenznähe schon wieder ein Angebot, das sie kaum ablehnen können. Während am Donnerstagvormittag der Liter Super E5 in Frankfurt (Oder) ab 1,85 Euro zu haben war, kostete er nur wenige hundert Meter weiter in Słubice 6,69 Złoty (1,40 Euro) – eine beachtliche Ersparnis von 45 Cent pro Liter. Selbst das günstigere E10-Benzin, das in Polen nicht angeboten wird, war am Donnerstag, dem 26. Januar, gegen 10 Uhr in Frankfurt (Oder) 39 Cent teurer als E5-Benzin aus Zapfsäulen östlich der Oder. Der hochoktanige Premiumsprit Super Plus kostete in Słubice mit 7,54 Złoty (1,58 Euro) pro Liter 35 Cent weniger als in Frankfurt (Oder), wo der Liter erst ab 1,93 Euro erhältlich war. Wer nicht auf jeden Cent schauen muss und seinem Motor etwas Gutes tun möchte, kann hier glatt in Versuchung geraten.
Damit sich der Tankausflug lohnt, darf die Anfahrt natürlich nicht zu lang sein. Wer sich am Donnerstagvormittag 50 Liter Super 95 in Słubice zapfte, bezahlte gut 22 Euro weniger als in der Kleiststadt. Selbst Autofahrer, die hin und zurück jeweils 42,5 Kilometer zurücklegen, sparen immerhin noch die Hälfte, also 11,25 Euro, wenn ihr Benziner sieben Liter auf 100 Kilometer verbraucht. Wer zusätzlich noch einen 20-Liter-Kanister in Słubice füllte, also insgesamt 70 Liter Superbenzin bezog, konnte sich sogar über eine Ersparnis von über 31 Euro freuen. Selbst wenn die polnische Tankstelle 60 Kilometer entfernt war, wurde auf der Wegstrecke nur die Hälfte der Ersparnis direkt wieder in den Brennräumen des Motors verfeuert – immerhin 15,60 Euro Ersparnis verblieben auch hier noch im Vergleich zu 70 Litern Super E5 an Frankfurter Tankstellen.

Dieselfahrer sparen 23 Cent pro Liter

Auch Dieselfahrer können beim „Rüberfahren“ sparen, auch wenn die Preisdifferenz nicht ganz so hoch ausfällt, wie bei Benzin. Der Liter Diesel kostete in Słubice am Donnerstagvormittag ab 7,66 Złoty (1,61 Euro) und war damit 23 Cent preiswerter als in Frankfurt (Oder). Bei 50 Litern ergab sich somit eine Ersparnis von gut 11,50 Euro. Wessen Dieselfahrzeug etwa fünf Liter auf 100 Kilometer verbraucht, kommt unter diesen Umständen immerhin 60 Kilometer weit, bevor er die Hälfte der Ersparnis wieder verfahren hat. Zapfte der Dieselfahrer 70 Liter, sparte er sogar über 16 Euro. In diesem Fall kann die polnische Zapfsäule sogar 42,5 Kilometer weit entfernt sein, bevor man die Hälfte der Ersparnis wieder auf dem Weg verfährt – dies ist nämlich bei genanntem Verbrauch erst nach circa 85 Kilometern der Fall.
Während die Spritpreise in Polen stabil bleiben, ziehen sie in Deutschland weiter an. Laut einer Auswertung des ADAC vom Dienstag sind die Kraftstoffpreise bundesweit erneut gestiegen. Super E10 und Diesel hätten im noch jungen Jahr 2023 einen neuen Höchststand erreicht, stellte der Automobilclub fest. Teurer sei Tanken zuletzt im November 2022 gewesen. Am Rohölpreis könne das nicht liegen, stellt der ADAC fest – der Preis für ein Barrel der Öl-Sorte Brent, liege etwa gleich hoch wie vor einem Monat – zu diesem Zeitpunkt kostete Benzin aber ungefähr zehn Cent weniger, schreibt der Automobilclub.

Sparfüchse sollten Abends tanken

Der ADAC empfiehlt, die Preise an verschiedenen Tankstellen zu vergleichen. Wer kann, solle außerdem am besten zwischen 18 und 19 Uhr oder zwischen 20 und 22 Uhr tanken. Der aktuellen Untersuchung zufolge können Verbraucher so rund zwölf Cent gegenüber den Morgenstunden sparen. Es wird zudem dazu geraten, neuere Benziner (ab Baujahr 2010) an deutschen Tankstellen mit dem fünf bis acht Cent günstigeren E10-Benzin zu betanken.
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