Wie stabil ist die Flusslandschaft der Spree nach dem Ausstieg aus der Braunkohle? Kann sie auch in Zukunft die Menschen in der Region ausreichend mit Wasser versorgen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich am Freitag etwa 450 Fachleute und Politiker auf der 1. Wasserkonferenz Lausitz Bergbau - Wasser - Klima. Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) richtet die Veranstaltung gemeinsam mit dem Verein Wasser Cluster Lausitz e.V. aus. „Der Strukturwandel wird nur dann erfolgreich gelingen, wenn wir auch die Wasserfragen gelöst haben“, sagt der Vereinsvorsitzende Ingolf Arnold der Deutschen Presse-Agentur.

Grundwasser in der Spree

Der Ingenieur beschäftigt sich seit 40 Jahren mit dem Thema. Ihm zufolge hat der Bergbau über 100 Jahre sein gehobenes Grundwasser in die Spree geleitet, was mit dem Kohleausstieg nun wegfalle. Gleichzeitig werde das Spreewasser aber auch zur Auffüllung der Bergbaufolgeseen und für eine stabile Versorgung von Mensch, Wirtschaft und Natur gebraucht, beschreibt der Fachmann das Problem.
Hinzu komme der Klimawandel - mit der Temperaturzunahme verdunste mehr Wasser. „Die Spree wird sich nach dem Ende des Bergbaus ihr natürliches Kleid wieder anziehen, das wird aber dünner sein“, sagte Arnold. Er spricht von einem Wasserdefizit von etwa 6 Milliarden Kubikmeter, das aufgefüllt werden müsse. Anfang der 1990er Jahre betrug das Defizit 13 Milliarden Kubikmeter.
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Potsdam
Auf der Konferenz, die digital über einen Livestream und teilweise in der Universität stattfindet, sollen unter anderem Strategien für eine künftige Wasserbewirtschaftung besprochen werden. Die Fragen drehen sich nach Auskunft von Arnold um zukünftige Konzepte zur Gewährleistung einer Balance zwischen dem knapper werdenden Wasser und der Versorgung der Menschen mit Trinkwasser. In einem „Klimablock“ beschäftigen sich Fachleute mit der Frage, wie die Langzeitfolgen des Klimawandels ausgeglichen werden können.

Große Bedeutung für das Trinkwasser

Auch Nutzungsinteressen seien ein wichtiges Thema, sagt der Fachmann. Berlin etwa sei angewiesen auf Havel und Spree. Fast 50 Prozent der Trinkwasserversorgung basiere auf Zuführung von Spreewasser. Arnold verwies auf den Zuwachs durch große Einrichtungen wie den Flughafen BER.
Die vergangenen Trockenjahre hätten das Bewusstsein, bei der Wasserbewirtschaftung länderübergreifend zusammenzuarbeiten, geschärft. Die Situation in den Wasserspeichern in Brandenburg und Sachsen war auch im vergangenen Jahr Experten zufolge äußerst angespannt. Ob auch Elbe und Oder künftig für die Bewirtschaftung angezapft werden können, werde inzwischen in Forschungsprojekten geprüft, sagt Arnold.
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Teilnehmer der Konferenz

An der Konferenz wollen neben Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel auch Berlins Umweltsenatorin Regine Günther und Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (alle Grüne) teilnehmen. Sogar aus Hamburg kam Interesse, berichtet Arnold. Die Hafenbehörde hat sich - mit Blick auf Folgen für die Elbe - für die Veranstaltung angemeldet.
Sachsens Umweltminister Günther sieht den Bund und die Kohleunternehmen in den Bergbauregionen in der Pflicht. „Das Wassermanagement in der Lausitz ist eine Mammutaufgabe“, sagte er. Man brauche über Jahrzehnte etliche Milliarden Euro, um die bergbaubedingten Eingriffe bei Oberflächen- und Grundwasser zu heilen. „Das können wir als Länder allein gar nicht stemmen.“ Das Problem sei nicht der Kohleausstieg, sondern sei der Einstieg in die massive Kohleverstromung gewesen. Gleichzeitig mache der Klimawandel in Form von Dürreperioden gerade in der Lausitz zu schaffen. „Wasser wird für uns alle zum Standortfaktor.“