Die Zahl der Verkehrsunfälle und der Verkehrsunfalltoten ist im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand in der Geschichte des Landes Brandenburg gesunken. Die Polizei zählte 71.3967 Verkehrsunfälle und 112 Verkehrsunfalltote auf Brandenburgs Straßen – das sind 1055 Unfälle (-1,5Prozent) und 15 Unfalltote (-11.8 Prozent) weniger als 2021. Dagegen wurden mit 10.538 Verkehrsverletzten 479 mehr als im Vorjahr registriert – eine Steigerung um 4,8 Prozent.
„Noch nie gab es so wenige Verkehrsunfälle und Verkehrsunfalltote wie im vergangenen Jahr. Dagegen stieg die Zahl der im Verkehr Verletzten zwar wieder an – sie bleibt aber unter dem Niveau der Zahlen vor der Coronapandemie“, erklärte Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen am Montag, 20. Februar, bei der Vorstellung der vorläufigen Verkehrsunfallbilanz in Potsdam.
Unfallursache Nummer eins ist Nichteinhalten des Sicherheitsabstandes
Die häufigste Unfallursache ist wie im Vorjahr das Nichteinhalten des Sicherheitsabstandes, gefolgt von nicht angepasster beziehungsweise zu hoher Geschwindigkeit, Verstoß gegen die Vorfahrtsregeln, Abbiegefehler sowie Überholen. Zugenommen haben Unfälle im Zusammenhang mit Alkohol (+ 13,0 Prozent) und Drogen (+ 9,2 Prozent). Innenminister Stübgen nennt weitere Unfallgründe, die so in der Statistik nicht auftauchen: „Fehleinschätzung der Situation, Übermut und Leichtsinn sowie die Unkenntnis des eigenen Fahrzeuges“.
Zwar ist die Zahl der Unfalltoten aufgrund überhöhter Geschwindigkeit von 61 auf 57 gesunken, aber diese Ursache liegt weiter deutlich vor allen anderen Unfallursachen. Stark angestiegen zum Vorjahr ist die Zahl der Unfalltoten durch Alkohol (um sechs auf 11) und Überholen (um sieben auf 17). Die meisten Menschen starben bei Unfällen auf Landstraßen (80 Unfalltote). 27 Menschen kamen bei Unfällen innerhalb geschlossener Ortschaften zu Tode. Weitere 20 Menschen verunglückten tödlich auf Bundesautobahnen in Brandenburg. Letztere sind in der Brandenburger Statistik allerdings nicht enthalten, da die Zuständigkeit für die Erfassung von Verkehrsunfällen auf Autobahnen 2021 auf den Bund übergegangen ist.
920 Kinder verunglückten, 410 als Mitfahrer
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Kindern ist 2022 auf 708 Unfälle gestiegen. Das sind 28 mehr (plus 4,1 Prozent) als 2021. Dabei verunglückten insgesamt 920 Kinder, davon 410 als Mitfahrer. Ein Kind starb aufgrund eines Verkehrsunfalls. 919 Kinder wurden verletzt. Besonders deutlich sei der Anstieg bei Schulweg-Unfällen, sagt Polizeipräsident Oliver Stepien. Etwa 200 mehr als 2021 wurden im vergangenen Jahr registriert. 44,5 Prozent, also knapp die Hälfte, kamen durch Fehler der Kinder selbst zustande, wie beim Einfahren in den fließenden Verkehr, durch falsche Straßenbenutzung oder durch Vorfahrtfehler.
Auch die Unfälle, an denen Senioren und Seniorinnen beteiligt waren, sind mehr geworden. Ihre Zahl stieg von 16326 im Jahr 2021auf 17.267 im Jahr 2022. Auffällig ist, dass 71,6 Prozent dieser Unfälle von der Altersgruppe 65plus selbst verursacht wurde. Da sind 611 Unfälle mehr als im Vorjahr. Insgesamt wurden 33 Menschen dieser Altersgruppe bei Verkehrsunfällen getötet und 1908 verletzt.
Jeder zweite Radfahrer verursacht den Unfall selbst
Ähnliches weist die Statistik auch für Unfälle mit Radfahrerinnen und Radfahrern aus. 253 Unfälle mehr als 2021 registrierte die Polizei. Damit stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 3897 (+7,0 Prozent). Mehr als die Hälfte der Unfälle sind durch Fahrradfahrende selbst verursacht worden. 2981 Fahrradfahrer wurden verletzt und 19 getötet.
Neun landesweite Schwerpunktkontrollen der Polizei in diesem Jahr
„Die gezielte Verkehrsüberwachung ist weiterhin sehr wichtig“, sagt Polizeipräsident Stepien. Er kündigt für dieses Jahr Verkehrs- und Überwachungsmaßnahmen insbesondere auf den Straßen außerhalb von Ortschaften an, aber auch weiterhin vor Kitas, Schulen und Seniorenheimen. Neun landesweite Schwerpunktkontrollen sind bis Ende Dezember geplant, darunter im März und im Mai zu Beginn der Motorradsaison, zu Schulwegsicherung nach den Sommerferien und im vierten Quartal zu Alkohol- und Drogenmissbrauch im Straßenverkehr.
Infrastrukturministerium investiert in die Verkehrssicherheit
Staatssekretär Rainer Genilke vom Brandenburger Infrastrukturministerium versichert, dass auch sein Haus stetig in die Verkehrssicherheit investieren will. Im Doppelhaushalt für 2023/2024 ist ein Fördertopf mit 800.000 Euro enthalten, mit dem Infrastrukturmaßnahmen zur Schulwegsicherung bezuschusst werden. Vier Millionen Euro sind für den Bau von Schutzplanken an Landstraßen geplant und zehn Millionen Euro für den Radwegebau.