Rodja ist Übersetzerin in einer Bundeswehreinheit nahe Erbil, die Peschmergakämpferinnen ausbildet. In den kurdischen Teil im Nordirak ist sie nur aus einem Grund zurückgekehrt: Sie will ihre Schwester Dilan (Gonca De Haas) finden. Denn Dilan war nicht dabei, als Rojda ihre Mutter aus einem griechischen Flüchtlingscamp nach Deutschland holt.
"Im Feuer" ist das Kinodebüt der deutsch-griechischen Regisseurin Daphne Charizani. Das Drama über drei auseinandergerissene Frauen (eine Mutter und ihre beiden Töchter) ist einer von acht Filmen, die die Perspektive Deutsches Kino bei dieser Berlinale zu bieten hat. Es ist die Geschichte einer mutigen Frau, die mit Peschmergakämpferinnen zur Heldin wird.
In Erbil merkt Rojda schnell, dass die Peschmerga, bei denen sie ihre Schwester vermutet, nicht nur ihr Gebiet vor dem Islamischen Staat verteidigen, sondern auch Mütter, Schwestern, Freundinnen und vor allem Frauen sind, deren Leben von den Leiden des Krieges gebrandmarkt sind. So auch das von Berivan (Zübeyde Bulut), die nicht weiß, ob ihr neun Monate altes Baby noch am Leben ist.
Die Filmemacherin recherchierte vor Ort
Weil die Dialoge so unpathetisch und echt sind, schafft Charizani eine überzeugende Szenerie zwischen Kriegsruinen, karger Landschaft und verlassenen Dörfern. Es entsteht eine ganz eigene Energie, nachdem Rodja aus ihrem eingespielten Leben in Deutschland in Erbil ankommt. Nach und nach erlebt sie, welche Schrecken die kriegerischen Auseinandersetzungen mit sich bringen, wie sich ein Gebiet und seine Menschen dadurch verändern. Auch Rojda verändert sich, bricht in ihrer kühlen Art auf. Sie fühlt sich wohl unter den Frauen. Dort muss sie sich nicht gegen die Vorurteile der Männer wehren.
Um nah an den echten Geschehnissen zu sein, recherchierte Charizani für "Im Feuer" vor Ort. Für die Dreharbeiten arbeiteten sie und ihr Team nicht nur in Deutschland und Griechenland, sondern besuchten auch den Irak. Ihre erste Recherche in das Kriegsgebiet unternahm Charizani 2017, als sie das Kurdische Filmfestival in Dohuk besuchte. Dort sprach sie unter anderem mit weiblichen und männlichen Kurden, die bereits im Krieg gekämpft und dabei Freunde und Verwandte verloren haben. So erfuhr sie auch von der Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und den Peschmerga. Für den Film war ihr wichtig, dass ihre Hauptfigur beides verkörpern kann: eine deutsche Bundeswehrsoldatin und eine junge Frau, die ihre kurdischen Wurzeln achtet.
Die Frage nach der Identität
Nach langer Suche wurde die Filmemacherin schließlich fündig. Ihre Wahl fiel auf Almila Badriacik, die in Ankara geboren und in Berlin aufgewachsen ist. Ihre erste Rolle hatte die Schauspielerin 2010 in "Die Fremde" übernommen. Für "Hördur – Zwischen den Welten" wurde sie 2015 als beste Darstellerin nominiert. "Im Feuer" nimmt sie sich der Hauptfigur ausnahmslos an. Sprachgewandt wechselt Almila Badriacik geschickt zwischen Deutsch und Kurdisch. Überzeugend spielt sie das deutsche Desinteresse, als Rojda mit ihrer frisch angekommenen und verängstigten Mutter über eine Einkaufsstraße in Köln läuft. In Erbil bricht diese Kühle auf, als sie sich in einem Massengrab auf etlichen Leichen wiederfindet. Zigarette um Zigarette bläst sie ihre Trauer in die Höhen von Erbil und hofft, dass sie dort irgendwo ihre Schwester wiederfinden wird.
"Im Feuer": Perspektive Deutsches Kino, 24.2. 20.30 Uhr Cinemaxx 1, 25.2. 12 Uhr Colosseum, 26.2. 16.30 Uhr Cubix5