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Brandenburgischer Kunstpreis 2022: Die Jury hat entschieden – Preisträger des MOZ-Kunstpreis in Neuhardenberg zu sehen
Die Jury hat getagt – und die Preisträger 2022 ausgewählt: Ilka Raupach, Micha Winkler, Daniel Becker und Fritz Bornstück. Ab Sonntag sind die Werke in Neuhardenberg zu sehen.
Es ist ein Generationswechsel beim Brandenburgischen Kunstpreis: Die drei Künstler und eine Künstlerin sind aus den Jahrgängen 1982, 1980, 1976 und 1958, sind also in ihren Vierzigern, und es sind keinesfalls die üblichen Verdächtigen. Es sei eine gute Mischung aus alten Bekannten und neuen Namen, freut sich der Juryvorsitzende Frank Mangelsdorf, der mit seinen Jurykolleginnen und -kollegen immerhin aus rund 300 Einreichungen auswählen durfte.
Der Ukraine-Krieg spielt (noch) keine Rolle
Das Interesse am Brandenburgischen Kunstpreis, den die Märkische Oderzeitung gemeinsam mit der Stiftung Schloss Neuhardenberg in diesem Jahr zum 19. Mal verleiht, ist ungebrochen. Und: Es sind auch von der Thematik her in diesem Jahr ungewöhnliche, keineswegs naheliegende Themen. Einsendungsschluss war der 1. Februar – so findet der Ukraine-Krieg in der Auswahl ebenso wenig Niederschlag wie das im vergangenen Jahr noch wesentlich dominantere Thema Corona. Man kann stattdessen, wie in einer seltsamen, in die jetzige Situation hinübergeretteten Zeitkapsel, Themen und Setzungen entdecken, die die Kunstschaffenden fern äußerer Einflüsse gewählt haben.
Micha Winkler hat in Cornwall mit der Lochkamera fotografiert
Da hat der 1958 in Berlin geborene Micha Winkler in seiner Fotoarbeit „Maritimes“ in Cornwall mit einer selbst gebauten Lochkamera fotografiert. Entstanden sind großformatige Bilder in Schwarz-Weiß, die ausgesprochen grafisch wirken und etwas bedrohlich. Dabei sind es Touristen am Strand, die in der Langzeitbelichtung wie Schemen erscheinen, aber auch ein schwarzer Vogel, der wie ein unbekanntes Flugobjekt im Himmel steht. Eine bewusste Setzung gegen die Allverfügbarkeit moderner digitaler Aufnahmetechniken, findet Jurymitglied Gerlinde Förster: ein schwarz-weißes Diptychon, das man nicht vergisst.
Mindestens ebenso stark die 1976 in Hennigsdorf geborene und als Elfenbeinschnitzerin ausgebildete Ilka Raupach mit ihren aus Walnussholz geschnitzen Skulpturen „Als alle Knospen sprangen“, die in der Kategorie Plastik ausgezeichnet wurden: Es sind extrem haptische, durch die Ölung mit schönem warmen Holzton versehene Samenformen, die im Kreis am Boden angeordnet sind. Von dieser Künstlerin, die ebenso wie der Nachwuchspreisträger Julius Anger an der Burg Giebichenstein in Halle studiert hat, wird man noch hören, ist sich Heike Kramer, Geschäftsführerin der Stiftung Schloss Neuhardenberg, sicher: Es sei eine extrem sinnliche Arbeit, fast schon eine Installation, und ein wohltuender Wechsel nach eher klassischen Positionen in den vergangenen Jahren: „Das macht den Weg frei für vieles“.
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Eine bewusste Abgrenzung zu Abbildungswahn, Personenkult und Entkörperlichung strebt Daniel Becker von der Kunstgalerie Altes Rathaus in Fürstenwalde mit seiner sechsteiligen Grafikarbeit „Niemand“ an: zarte, auf die wesentlichen Umrisse und Merkmale wie Augen, Nase, Mund reduzierte Gesichter, anonymisiert, aber gleichwohl sehr markant und ausdrucksvoll. Hier verhilft jemand der Porträtkunst als forschende Suche nach dem Charakteristischen neue Kraft.
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Und, wenn man so will, kann man auch in Fritz Bornstücks feinmalerischem „Silencer“ einen Zeitkommentar sehen und gleichzeitig ein absolutes Rätselbild: ein großer, gelber Trichter, der sich auf Rechner und Bücher stützt und weißen Rauch absondert. Verbrennen da die Nachrichten zu Asche, wird Wissen zu Luft, und was ist mit unseren klassischen (Bild-)speichermedien? Ein metaphysisches Rätselbild, das so fassbar und gegenständlich daherkommt und große Fragen aufwirft. Der in Berlin und Neuhardenberg lebende Maler und Keramiker, der von der Galerie Maia Muller in Paris und von Mikael Andersen in Kopenhagen vertreten wird, lässt seine Schulung als Meisterschüler von Thomas Zipp erkennen und ist ebenfalls ein Name, den man sich merken muss.
Eine, die das nicht mehr nötig hat, ist die diesjährige Preisträgerin des Ehrenpreises des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg für ihr Lebenswerk. Der 1947 in Treuenbrietzen geborenen und seit vielen Jahren in Altlangsow lebenden und arbeitenden Bildhauerin Sylvia Hagen gebürt das große Entree in der Ausstellungshalle in Neuhardenberg, mit fünf raumgreifenden Skulpturen, drei Bronzen und zwei Keramikarbeiten. Es freue ihn besonders, dass diese Künstlerin, die dem Kunstpreis lange verbunden ist, ihn zweimal erhalten hat und auch schon in der Jury mitgewirkt hat, hier ausgezeichnet wird, so Mangelsdorf: Sie habe mit großer Konstanz das skulpturale Werk in Brandenburg bestimmt.
Der Brandenburgische Kunstpreis wird in diesem Jahr zum 19. Mal erliehen. Er ist eine Initiative der Märkischen Oderzeitung und der Stiftung Schloss Neuhardenberg und zeichnet aktuelle Werke in Brandenburg lebender oder arbeitender Künstler:innen in den Kategorien Malerei, Plastik/Installaton, Grafik und Fotografie aus. Preisverleihung ist am 14. August 2022 in Neuhardenberg. Ebenfalls verliehen wird der Ehrenpreis des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg und der Nachwuchspreis des Landes Brandenburg. Die Ausstellung aller in der Vorauswahl stehenden Werke ist ab 10. Juli in Neuhardenberg zu sehen. Zu der Ausstellung erscheint ein Katalog. tim