Seine Ex-Lehrer prophezeiten ihm, dass er es wohl nicht weit bringen werde. Mit Autoritäten und Schulsystem haderte Arndt Schwering-Sohnrey zeitlebens. Kunst wurde da schnell zum Ventil.
Der Mann mit dem schwer auszusprechenden Doppelnamen glänzte aber nicht nur in großen Streifen, sondern auch in vermeintlich kleinen Rollen, wie in „Good Bye Lenin“ oder als Polizist Ludwig Maria „Lupo“ Pohl im „Tatort Weimar“. „‚Lupo‘ ist ein etwas durchgeknallter Freak. In den 90ern spielte ich aber auch öfter Köche. Das sind und waren schöne Rollen. Man läuft aber auch Gefahr, in Schubladen zu landen“, sagt Arndt Schwering-Sohnrey im Café unweit des Boxhagener Platzes im Berliner Friedrichshain.
Von Agenten selbst in Kanada, England und Irland vertreten
Doch die beschriebene „Gefahr“, von Regisseuren in immer ähnlichen Rollen besetzt zu werden, scheint beim Wahl-Berliner längst gebannt. Seit seinem ersten bezahlten Drehtag 1993 spielte der 51-Jährige auch schon in internationalen Streifen, darunter Serien der BBC und des kanadischen Fernsehens. Heute vertreten den Schauspieler Agenten u.a. in Kanada, England und Irland.
Zuletzt drehte Schwering-Sohnrey wieder in Deutschland: In „Papakind“, ein Film der erfolgreichen ARD-Reihe „Käthe und ich“ (18.9., 20.15 Uhr), spielt er einen todkranken Vater. Dessen letzter Wunsch ist es, nochmal seine Tochter zu sehen, die bei der Ex-Frau lebt. Doch das Kind weigert sich, den eigenen Papa in der Klinik zu besuchen, weil es ihm die Schuld an der Trennung der Eltern gibt.
„Das Drehbuch hat mich gleich berührt, weshalb ich mich über die Zusage nach einem Casting sehr freute. Vorbereitung und Dreh waren bei mir durchaus mit Emotionen verbunden. Wie im Film, habe ich auch im richtigen Leben zwei Töchter. Auch mein eigener Vater starb an Krebs“, so der sympathische Gesprächspartner. Auch Todsterbenskranke würden bis zuletzt am Leben festhalten. „Genau das zu spielen, war für mich die Herausforderung“, betont der Filmkünstler, der in Hannover Schauspiel studierte.
Gute Kritiken für den Goebbels
Das Ergebnis kann sich sehen lassen – auch wenn beim Dreh einiges schiefging. „Ich sollte beispielsweise in einem See, aufgenommen an der Müritz, in einem Bärenkostüm untergehen, was aber nicht funktionierte“, schmunzelt Schwering-Sohnrey. Diese Szene musste gekürzt werden. Andere Passagen der Vaterrolle fielen dem Filmschnitt sogar ganz zum Opfer. „Das habe ich natürlich bedauert“, seufzt der kleine Mann mit der großen Ausstrahlung. Gute Kritiken heimste er für die Darstellung des Joseph Goebbels im Film „Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit“ ein. „Goebbels war ja gebürtiger Rheinländer, von wo auch Teile meiner Familie stammen. Das hatte ich vom Sprachklang her schon mal drauf“, so der Mime über die Rolle, für die er sich auch mit Dokus über den „Filmminister“ des Dritten Reichs wappnete.
Heute Wahl-Berliner
Nach Berlin kam der gebürtige Niedersachse durch seine damalige Freundin, die im Stadtteil Friedenau wohnte. Zuvor lebte er auch schon mal in Hamburg und Hannover. Ein Angebot des Berliner Grips-Theaters ließ ihn endgültig in der Hauptstadt sesshaft werden. Mit seiner Frau und den Kindern lebt er heute an der Rummelsburger Bucht direkt am Wasser und gegenüber der Halbinsel Alt-Stralau.
„Es ist eine schöne Gegend an der Spree und Kontrast zur Hektik der pulsierenden Metropole.“ Zu seinen Lieblingskiezen zählt Arndt Schwering-Sohnrey auch Kreuzberg und Charlottenburg. „Kreuzberg rockt immer noch, ist wild und frei. In Charlottenburg gibts dagegen alten Westadel mit Flair und Geschmack. Außerdem kann man dort mittlerweile gut essen: zum Beispiel bei Tim Raue oder einfach nur ne jute Currywurst ordern“, berlinert der Barde mit Augenzwinkern. Den zunehmenden Tourismus sieht er dagegen kritisch: „Auch wenn die Stadt davon lebt, gehen mir die Touristen auf den Keks: Vor allem so Kiez- und Technotouristen in Friedrichshain und Kreuzberg.“
Drei Tassen Kaffee zum Start
Sein Sonntagsfrühstück findet meist in der City statt, wie der Schauspieler sagt. Drei Tassen Kaffee seien schon nötig, damit er auf Betriebstemperatur kommt. „Sonst werde ich nicht richtig wach“, lächelt der Rummelsburger. Zum Kaffee gibt es seinen Worten nach eine große Obstschale mit Mandelmilch und Nüssen. „Einem schönen englischen Breakfast bin ich allerdings auch nicht abgeneigt. So richtig mit Ei, Würstchen und Schinkenspeck.“ Brot werde im Hause Schwering-Sohnrey selber gebacken. Der letzte Versuch, dies einmal ohne Mehl zu bewerkstelligen, sei jedoch nicht geglückt. Der Laib geriet zu trocken, wie die Familie monierte.
„In jedem Fall achten wir auf frische Produkte“, betont der Familienvater. Da komme für ihn Brandenburg mit seinen vielen Hofläden und Angeboten von Bauern ins Spiel. „Die Mark mag ich aber auch wegen der tollen Landschaft und intakten Natur. Während der Corona-Pandemie war ich einige Male wandern, u.a. im Hohen Fläming und in der Prignitz. Da spüre ich schon Sehnsucht nach Land in mir“, so der Wandersmann, der vom Picknick an der Elbe sowie von Schafen und Rindern schwärmt. Die Prignitz, die in ihrer westlichsten Ausdehnung an seine alte Heimat Niedersachsen grenzt, könnte sich der Darsteller später auch mal als Wahlheimat vorstellen.
Drehbuch-Workshops und Coaching
Zum Schluss kommt Arndt Schwering-Sohnrey noch auf seine eigene Firma, das „Institut für Abenteuer“ zu sprechen. Hier entwickelt der umtriebige Mime Filmstoffe, gibt Drehbuch-Workshops und coacht andere Darsteller. „Im Moment ist es ganz schön viel. Ich erfinde mich halt gerade ein bisschen neu“, lacht der Filmakteuer. Die Schauspielerei stehe jedoch weiterhin an erster Stelle!