Volker Koepps aktuellen Film „Gehen und blieben“, der am Donnerstag in die Kinos kommt, hat er nicht mehr begleitet, aber vielen seiner Filme, von „Kalte Heimat“ bis „Memelland“, hat er den unverwechselbaren Look gegeben, die weiten Landschaften, die stillen Bilder, die geduldigen Blicke auf die Menschen, die Koepp auf seinen Ost-Erkundungen trifft und befragt. Niemals ist der Himmel so weit und die Wolken so verheißungsvoll wie in den Bildern von Thomas Plenert, niemals auch der Wind und die Wellen so bewegt. Da kannte einer, der schon lange in Mecklenburg lebte und die Leidenschaft für die dortigen flachen Landschaften mit seinem Regisseur verband, seine Orte und sein Metier.
Trailer zu Volker Koepps „Schattenland“ von 2005, Kamera Thomas Plenert
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Aber auch in Jürgen Böttchers „Rangierer“ von 1984 oder Helke Misselwitz‘ „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?“ von 1989 hat er diesen geduldigen Blick auf die Menschen, die ihrer schweren Arbeit nachgehen, ohne dass dazu ein Text auf der Tonspur laufen muss. Die Bilder, die Rhythmus haben, Tiefenschärfe und Bewegung, sagen alles. Auch die Dokumentation „Kurzer Besuch bei Hermann Glöckner“ von 1985 ist ein Meisterwerk des Beobachtens, das die Besonderheit des Dresdner Künstlers einfängt.
Nun ist der Kameramann Thomas Plenert ist am 15. Juli 2023 im Alter von 72 Jahren in Mecklenburg gestorben, teilte die Akademie der Künste am Dienstag mit. Sein Œuvre allein fürs Kino umfasst an die hundert Dokumentar- und Spielfilme.
1951 in Nauen geboren, studierte der Sohn eines Kinderarztes an den renommierten Filmhochschulen in Babelsberg und Łódź. Was sein Werk besonders auszeichnet, sind seine jahrzehntelangen Arbeitsbeziehungen: In Zusammenarbeit mit Jürgen Böttcher entstand das Triptychon „Verwandlungen“ (1982), in seinem experimentellen Charakter ein Ausnahmefilm des DEFA-Studios. Mit Helke Misselwitz‘ „Winter adé“ (1988) schuf er den Film, der den Aufbruch 1989 vorwegnahm, und mit Sibylle Schönemanns „Verriegelte Zeit“ (1991) eines der ersten Werke, das die Aufarbeitung des Komplexes Staatssicherheit einläutete.
Trailer zu Helke Misselwitz‘ „Winter adé“ von 1988, Kamera Thomas Plenert:
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Thomas Plenert erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den Deutschen Filmpreis für „Kalte Heimat“ (1995), den Grimme-Preis (2006) und den DEFA-Preis zur Förderung der deutschen Filmkunst (2008).

Ein fotografisches Gedächtnis

Seine langjährigen Wegbegleiter Helke Misselwitz und Volker Koepp erinnern in einer Mitteilung der Akademie an den verstorbenen Freund: „Kein anderer konnte Menschen, Landschaften und Meere mit solcher Zärtlichkeit in der Bewegung ablichten, wie unser Freund Thomas Plenert. Ein großer Kameramann. Nun ist er uns vorausgegangen, unerwartet. Er hat Grüße geschrieben, Vorschläge gemacht für neue Arbeiten, keine vier Wochen ist es her… ‚Neugierig bleiben und reagieren‘, das sind die beiden Fähigkeiten, die Thomas selbst als die wichtigsten seines Berufes bezeichnet hat. Neben dem Wissen, in welchem Licht man Menschen, Landschaften oder Räume fotografiert, wann man in die Bewegung geht und wann es besser ist, bei der Sache zu bleiben (...). Tommy hat den Mond zwischen New York, Marzahn, Czernowitz und Tbilissi nicht nur leuchten gesehen und gedreht, sondern vor allem in seinem fotografischen Gedächtnis gespeichert. Sein Gedächtnis schien unendlich aufnahmefähig. Wenn ein Impuls darauf traf, holte er Bilder daraus hervor, die einen bezaubern und das Gefühl vermitteln, dass man nicht allein auf der Welt ist.“
AKTUALISIERUNG: Das Autokino Zempow zeigt „Winter Adé“ am Freitag, den 21. Juli um 21:30. Die Autorin Helke Misselwitz steht ab 20:30 für ein Gespräch zur Verfügung. Das Autokino Zempow widmet diese Aufführung von „Winter Adé“ dem Kameramann Thomas Plenert..