Und die hat sich bis zur letzten Minute verändert: Einige der Arbeiten hat sie vor Ort noch übermalt, Titel dort erst gefunden. Die maßgeschneiderte Ausstellung sei im Prinzip "ein eigenes Kunstwerk", findet Kurator Armin Hauer vom Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst. Der beobachtet Bergelt – ausgezeichnet 2017 mit dem Nachwuchsförderpreis des Landes, vergeben vom Kulturministerium im Rahmen des Brandenburgischen Kunstpreises – schon länger, die "Sinnlichkeit der Farbe" fasziniere ihn an ihren Bildern und das Spannungsfeld zwischen Figur und Abstraktion. Er freut sich sichtlich, dass er Bergelt gewinnen konnte. "Und dann noch mit Arbeiten, die großteils extra für die Ausstellung gemalt wurden!"
Darunter sind ganz unterschiedliche Bilder, was bei diesem Titel – auf Deutsch heißt er so viel wie "ein Chaos teilen" – ja auch fast Pflicht ist: fantastische Tiere vor dunklem Hintergrund, die wie aus einem Traum aufzutauchen scheinen; Körper; Abstraktes – und vieles im Grenzbereich zwischen gegenständlich und abstrakt. Immer ausdrucksstark, nie beliebig.
Ein Fest der Farbe, um die sich bei ihr alles dreht, – das indirekt dem Coronavirus zu verdanken ist. Nachdem Bergelt gleich zu Beginn der Pandemie ihren Mini-Job verloren hatte, sei ihr nichts anderes übrig geblieben, als Zuschüsse zu beantragen, erzählt sie. Und sei dann im Atelier abgetaucht. Lange nicht mehr habe sie in solcher Stille und Konzentration arbeiten können. "Ich hatte vergessen, dass das der eigentliche Zustand ist", sagt sie. Die Wahl-Brandenburgerin – geboren ist sie im sächsischen Marienberg, studiert hat sie in Nürnberg und London – hat ein Atelier in Angermünde; großformatige Arbeiten entstehen auch auf der Wiese vor dem Häuschen, in dem sie nahe Chorin im Wald wohnt.
Wie ein Bild ins Leben komme, sei schwer zu beschreiben, sagt sie; am Anfang sei da "viel Gucken und viel Spannung aufbauen" und dann "taucht etwas auf", aus dem Farbfluss. Oft entstehe "beim komischen Versuch, es schön und richtig zu machen" parallel ein Zweitbild, das dann auch wichtiger werden könne als das Ursprungsprojekt.
Irgendwo zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten scheint die junge Malerin zu Hause zu sein. Wenn sie gedrängt wird, ihre Arbeitsweise näher zu definieren, erzählt sie, sie müsse ihre Vorstellung "erst wegmalen"; vom Versuch, das Wenige und das Überbordende auszutarieren; mit Pinsel, Lappen oder den Fingern auf die Eigendynamik von Farbe und Untergrund zu reagieren – sich ein Stück weit auch dem künstlerischen Prozess zu überlassen. Oft werde sie selbst überrascht, wohin die Farbe sie führe. Gut so, sei das – "ich will mich ja nicht langweilen". Die Tiere, die erst kürzlich aufs Papier gefunden haben, die hätten sie beispielsweise sehr überrascht, wahrscheinlich habe das mit ihrem Leben im Wald zu tun.
Dass Bergelt noch im Museum weitermalt, ist nicht ungewöhnlich für sie. "Ich kann nur selten sicher sein, dass ein Bild fertig ist." Immer wieder nimmt sie selbst Arbeiten, die sie vor Jahren gemacht hat, nochmal in Angriff, übermalt oder reißt Details aus. Eigentlich sei erst ein verkauftes Bild sicher vor weiteren Interventionen. In der Frankfurter Schau kann man das bei dem großformatigen "bank mandorla" erahnen, bei dem ein früheres Bild durchschimmert.
Wer gar nicht genug kriegen kann – in den Kunstsammlungen Chemnitz läuft noch (bis 2.8.) eine weitere Ausstellung von Bergelts Arbeiten.
"share a mess" bis 23.8; Packhof, C.-P.-E.-Bach-Str. 11, Frankfurt (Oder); Di-So 11-17 Uhr; 15.8. Kunstpicknick und weitere Veranstaltungen