Johannes Heisig, Maler, Zeichner, Grafiker, Sohn von Bernhard Heisig, längst selbst geehrter Künstler und Hochschullehrer, hat den Schriftsteller Volker Braun porträtiert, in Öl, ein feines Psychogramm. Für dieses Bild hat er von der zehnköpfigen Jury den Brandenburgischen Kunstpreis in der Kategorie Malerei zugesprochen bekommen.
Streit gab es keinen
Es war eine schnelle, wenig strittige Entscheidung, die die Jurorinnen und Juroren unter Leitung von Frank Mangelsdorf am Donnerstagmittag fällten – nicht nur im Fall von Johannes Heisig. Auch Marguerite Blume-Cárdenas, die in Dresden ausgebildete und in Berlin lebende Bildhauerin, die ihre Skulpturen so gern aus dem weichen, goldwarmen Sandstein der Sächsischen Schweiz in Reinhardtsdorf gestaltet, sammelte mit ihrer monolithischen Stele "Vor dem Schatten" schnell genügend gelbe Post-it-Zettelchen von den Jurymitgliedern ein.
Carola Kirsch ging es mit ihren zarten, aus Tusche, Bleistift, Teebeutelpapier und Garn gestalteten Grafiken "Grenzüberschreitungen innen und außen" ähnlich. Und bei Ingar Krauss, der den seit drei Jahren von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung ins Leben gerufenen Kunstpreis für Fotografie erhält, war die Entscheidung besonders eindeutig. Seine stilllebenartigen Fotografien von Maisblättern, Silbertaler und Zuckerrübe adeln die banalen Gemüse durch effektvolle Beleuchtung vor schwarzem Grund zu geradezu altmeisterlichen Präziosen: erlesen, zerbrechlich und unbedingt vergänglich.
Es war ein besonderes Jahr und ein besonderer Jahrgang. Frank Mangelsdorf, Juryvorsitzender und Spiritus Rector des Preises, zeigte sich vor allem erleichtert, dass Ausstellung und Preisverleihung überhaupt stattfinden können. Ursprünglich für Juni vorgesehen, musste der Prozess der Juryauswahl und Ausstellungsvorbereitung im April jäh gestoppt werden, als die coronabedingten Einschränkungen die Museen lahmlegten.
Dass nun alle 85 ausgewählten Kunstwerke ihren Weg nach Neuhardenberg gefunden haben und nach der Juryentscheidung in dem kommenden Tagen zu einer Ausstellung zusammengestellt werden, ist unter diesen Vorzeichen tatsächlich ein Grund zur großen Freude. Die Preisverleihung selbst findet am 2. August in Neuhardenberg statt.
Eingereicht worden waren in diesem Jahr 259 Werke, aus denen die Vorjury im März 83 ausgewählt hatte. Diese alle plus die Arbeiten der beiden Sonderpreise werden ab 4. Juli in Neuhardenberg zu sehen sein. Im Zentrum steht dabei der Träger des Ehrenpreises des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg. Der Grafiker Manfred Butzmann war als Preisträger geradezu überfällig. Und natürlich hat er einige seiner hintersinnigen Plakate beigesteuert, zum Beispiel "Gewalt ist feige", auf dem er lauter demolierte Fahrräder versammelt, oder "Ich fahre gern" über dem Foto einer völlig zugestauten Straße.
Doch stärker tritt er diesmal als Grafiker in Erscheinung, mit der Mappe "Eindrücke" von 1976/77, in der er Erlebnisse während seines Reservistendienstes bei der NVA verarbeitet, sowie neueren Aquarellen aus seinem Heimatort Bornim, gedämpfte Herbst-Impressionen von gefällten Bäumen, Sonnenuntergängen und einem Hof im Herbst. Ein Schuss Melancholie mitten im Sommer der Kunst.
Auszeichnungen werden am 2. August übergeben
Der Brandenburgische Kunstpreis 2020 der Märkischen Oderzeitung und der Stiftung Schloss Neuhardenberg wird in den Kategorien Malerei, Grafik, Plastik und Fotografie verliehen und ist mit je 4000 Euro dotiert. Die Preisverleihung mit dem Ehrenpreis des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg für das Lebenswerk eines Künstlers und der Nachwuchspreis des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur ist am 2. August, angesichts der besonderen Umstände in diesem Jahr allerdings als geschlossene Veranstaltung für die Preisträger und die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler. Die Ausstellung zum Brandenburgischen Kunstpreis ist ab dem 4. Juli in Neuhardenberg zu sehen (tägl. außer Mo 12 bis 18 Uhr). red