Sie hätte auch in der aktuellen Ausstellung "Der sachliche Blick" des Landesmuseums für moderne Kunst dabei sein können. Sachlich sind Hannelore Teutschs Bilder – und doch wieder nicht. Matthias Flügge,  Rektor der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden, hat das in seiner Laudatio zu einer Ausstellung in Chorin 2017 treffend formuliert: "Diese Bilder sind nicht auf den Effekt hin berechnet – oder wenn, dann nur ein bisschen – und sie sind nicht surreal. Auch sind sie nicht der Wirklichkeit allein verpflichtet, einer Wirklichkeit, deren Realitätsgehalt wir mehr und mehr bezweifeln müssen, sondern sie schaffen ihre eigene Wirklichkeit."
Das sieht dann so aus: eine schwarze Katze, groß und gefleckt, sitzt am Strand, und im Hintergrund fährt eine Frau auf dem Rad ("Beitrag zur deutschen Mythologie II", 2018). Fünf Menschen sind wie eine Gruppenaufstellung auf einem Rollfeld platziert, die eine mit Kopftuch, der zweite in Uniform, der dritte mit Magritte-Melone ("Der Dirigent", 2014). Oder Teutsch malt eine springende Frau im langen roten Kleid,  rechts daneben eine gelbe Papiermüll-Tonne ("Verweile doch! oder Frauen, tragt wieder Kleider und Röcke", 2018) – die Serie wurde mit "Verweile doch II" fortgesetzt.
Hannelore Teutsch, in Berlin geboren, in Zepernick im Panketal lebend, Brandenburgische Kunstpreisträgerin von 2008, lässt sich auf einen freundlichen Dialog ein mit Malerkollegen wie Max Ernst, Magritte, de Chirico oder auch Neo Rauch. Und selbst Lukas Cranach lässt grüßen, wenn sich eine Frau und  ein Mann in altdeutscher Tracht im Gestrüpp begegnen.
Ein Bildband im Lukas-Verlag gibt nun Gelegenheit, die Werke der letzten Jahre noch einmal zu betrachten, als ein Bilderbuch, das seine eigenen Geschichten erzählt und die Fantasie anregt. Denn Teutschs Bilder sind Rätselbilder: gegenständlich, humorvoll, aber auch ruhig und gelassen, die Figuren darin wie festgefroren, die Zeit wie angehalten.
Es sind Bild-Kommentare auf die stillgelegten Industrieareale am Rande der Stadt, auf Schleusen, Bahnsteige, aber auch weite Landschaften, wenngleich vom Menschen überformt, mit Windrädern, Hafenanlagen oder Straßen. Ein Berlin oder Brandenburg von heute, gleichzeitig im Niedergang und seltsam zeitlos.
Hannelore Teutsch.Bilder 2013 bis 2019", Lukas Verlag, 64 S., 55 Abb., 15 Euro