Liz Mields-Kratochwil lebt und arbeitet auf einem Hof in Berlin-Blankenfelde. Auf dem Boden kniend, arbeitet sie in ihrem Atelier an einem großen, in sich gedrehten Gebilde. Die besonderen Eigenschaften solcher Möbiusbänder haben die Künstlerin bereits zu Arbeiten mit unterschiedlichen Materialien wie beispielsweise Stein inspiriert. "Ich finde es so interessant, wenn eine Fläche einmal innen und einmal außen ist. Da passiert etwas Gleichberechtigtes", sagt sie und erklärt, dass sie es am liebsten hätte, wenn alle Menschen gleiche Rechte hätten. "Das ist das, was dieses Band für mich symbolisiert." Eine Welt ohne oben und unten – ausgedrückt in einem Band ohne Anfang und Ende.
Liz Mields-Kratochwil arbeitet mit Antagonismen. Dabei setzt sie geometrische und organische Formen miteinander ins Verhältnis. Mitte der 90er-Jahre begann sie, Skulpturen aus Drahtgeflecht zu fertigen. Sie erinnert sich an eine Reise ins Baltikum, die sie inspiriert habe. "Dort habe ich Fischernetze fotografiert", erzählt sie. Später hat sie diese Netze gezeichnet, in Acrylfarbe gemalt und mit Gestänge einen zweiten Raum davorgesetzt. Parallel begann sie mit den Drahtskulpturen.
Reisen inspirieren sie. Liz Mields-Kratochwil berichtet von einer Motorradfahrt durch Sibirien und die Mongolei. "Dort sind wir durch unendlich weite Birkenwälder gefahren", erzählt sie. Als sie zurück in Berlin war, erzählte sie den Teilnehmern der Kunstgruppe, die sie in einem Berliner Gefängnis leitete, davon. "Warum malst du nicht mal große Bilder?", habe einer der Inhaftierten gefragt. Sie probierte es aus und arbeitet seitdem immer wieder großflächig.
Nach ihrer Ausbildung zur Keramikerin hat die 1949 in Sachsen-Anhalt geborene Künstlerin Bildhauerei an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee studiert. Ende der 80er-Jahre war sie an der Akademie der Künste Meisterschülerin bei Wieland Förster. Nach dem Studium wurde sie im Verband Bildender Künstler der DDR dem Bezirk Frankfurt (Oder) zugeteilt. Die Verbindung zu Ostbrandenburg ist geblieben. Mehrere ihrer Bronzeskulpturen sind dort im öffentlichen Raum zu finden – beispielsweise der "Trinkbrunnen der Fabeltiere" und das "Geschwisterpaar" in Frankfurt (Oder) oder "Der Namenlose" vor der Katharinenkirche in Schwedt.
An der Treppe, die hoch zu ihrem Atelier führt, hat Liz Mields-Kratochwil einige ihrer filigran wirkenden Bronzefiguren aufgestellt, die auf dünnen Sockeln akrobatische Übungen vollführen. Die Bildhauerin arbeitet neben Metall und Bronze auch mit Stein, Holz und Acryl.
Der Brandenburgische Kunstpreis in der Kategorie Plastik wird ihr 2019 für ihre Arbeit "Flügelschlag der blauen Stunde" verliehen. Das Werk besteht aus mehreren ausgebreiteten, in Blau, Rot, Orange und Grün schimmernden und in sich gewölbten Acryl-Flügeln. Diese hat sie wie einen Fächer, dessen Teile sich teilweise überlappen, ausgebreitet. Die hellen Farben und die lose Anordnung vermitteln einen lebendigen Eindruck. "Wenn Flügel schlagen, dann bewegt sich etwas", sagt die Bildhauerin.
Porträts von Inhaftierten
Neben ihrer Arbeit als Künstlerin hat Liz Mields-Kratochwil mehr als 20 Jahre mit Inhaftierten in Berliner Gefängnissen gearbeitet. Während dieser Zeit hat sie viel fotografiert und sich Notizen gemacht – über Erlebnisse oder Dinge, die sie besonders berührt haben. Daraus entstand das Buch "Innenansichten: Beobachtungen im Strafvollzug" (Quintus-Verlag). Es versammelt Porträts von Inhaftieren und Texte zu ihren Geschichten.
Preisverleihung und Ausstellungseröffnung am 23.6., 12 Uhr, Schloss Neuhardenberg
Fernsehporträt über Liz Mields-Kratochwil, "Brandenburg aktuell", rbb, Sonnabend, 19.30 Uhr