Alphaville gehörten in den 1980ern Jahren zu den deutschen Pop-Exporten. Big in Japan, Forever Young oder Sounds Like A Melody umrundeten mehrfach den Erdball und sind auch heute noch, rund 40 Jahre später, gern gesehene Gäste auf dem Dancefloor. Dort allerdings nicht mehr ausschließlich in der Original-Version. Von Bushido bis Jay-Z und Beyoncé reicht der Reigen derer, die von den Pop-Klassikern eine eigene Version kreierten. Und selbst Karel Gott findet sich in dieser Aufzählung... Nun geht das verbliebene Gründungsmitglied von Alphaville, Marian Gold, daran, den Hits von einst ein neues musikalisches Antlitz zu verpassen.
Cover von Bushido bis Beyoncé
Zur Wahrheit der Alphaville-Geschichte gehört aber auch, dass Marian Gold, Bernhard Lloyd und Frank Mertens zu Beginn und dem Höhepunkt ihrer Karriere die Bühne bestmöglich mieden. Man fühlte sich im Studio heimischer, ja sicherer, wird der Sänger einmal zurückschauen. Mehr als zehn Jahre nach dem explosionsartigen Erfolg von Alphaville begann die Band, nun in veränderter Besetzung, auch den direkten Kontakt zum Publikum zu suchen.
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Gleiches geht Gold jetzt wieder an. Mit „Eternally Yours“ hat das Gründungsmitglied und Frontmann in Personalunion die Highlights der Alphaville-Karriere, die fast ausschließlich aus seiner Feder stammen, zusammen mit dem Filmorchester Babelsberg eingespielt. Dieses Vorgehen kennt man mittlerweile, wobei vor allem Rocker gern den Kontakt zu den Symphonikern suchen. Dass aber eben nicht nur Gitarren und Schlagzeug zu Streichern und Bläsern passen, sondern auch die guten alten Basedrums ebenso wie Synthies, zeigt diese Kollaboration über immerhin 26 Tracks hinweg. Auseinandergenommen und die Essenz neu eingespielt, trifft dabei die Vorgehensweise am besten. Thema und Grund-Rhythmus erkennt man sofort, viele Details waren aber entweder vorher nicht da oder wurden nun deutlich herausgearbeitet. Die Songs bekommen mehr Struktur und Tiefe, verlieren allerdings mitunter auch an Geschwindigkeit.
Konzertsaal statt Dancefloor
Doch Gold will ja mit den auf Dreifach-Vinyl erschienen Tracks nicht zurück auf den Tanzboden. Vielmehr der Konzertsaal oder das heimische Wohnzimmer sind sein Ziel. Dort sitzen dann wahrscheinlich die Fans von einst, die mit den ewig guten und ohrwurmartigen Melodien in eine andere Zeit wegträumen. Forever Young ist halt immer noch eine aktuelle Sichtweise. Dazu gehört irgendwie auch Golds Stimme, die sich scheinbar kaum verändert zu haben scheint und nicht so wirklich zu seinem mittlerweile stämmigen Aussehen passen will. Um so mehr Hut ab vor dem Projekt, mit dem sich der Sänger und Songschreiber ja nicht mehr verstecken will wie einst.
Shakespeare in Pop
Und der haut auch noch einen raus: Etwa in der Mitte platziert, findet sich der titelgebende Song. Und den hat Gold nicht nur neu getextet und komponiert, sondern komplett aus Shakespeare-Zitaten zusammengesetzt. Zarte Streicher führen dabei ein, bevor ein poppiger Rhythmus übernimmt. Und zwischendurch finden sich tatsächlich immer wieder bekannte Themen aus dem Alphaville-Universum. Das ist dann doch deutlich umfassender als die bekannten Hits glauben machen könnten. Und dank der neuen Arrangements gibt es auch so gut wie keine Brüche zwischen den Stücken, deren Entstehungsgeschichte sich ja über einen Zeitraum von fast 40 Jahren erstreckt. Am Ende ein homogenen Ganzes, bei dem es viel Neues zu entdecken und Bekanntes zu genießen gibt.
Alphaville & das Filmorchester Babelsberg: Eternally Yours
Neue Meister / Edel Classics