Man könnte meinen, zum Ende seiner Karriere geht Sting ein wenig die Puste aus. 2018 ein gemeinsames Album mit Shaggy, im Jahr darauf ein Best-Of als Neueinspielung seiner musikalischen Meilensteine, dann im vergangenen Jahr die Kollaboration mit Zucchero und nun aktuell eine Sammlung seiner Duette. Auf den ersten Blick vielleicht wenig Neues trotz der jährlichen Erscheinungsweise. Doch bei genauer Betrachtung...
Das Who-Is-Who der Genres
„Duets“ so der einfache wie ebenso treffende Name für die Doppel-Scheibe umschreibt nur vage, was den Hörer in den nächsten knapp 70 Minuten erwartet. Ja, es sind Duette. Doch wie so oft in der Musik kann man deren Bedeutung erst ermessen, wenn man die Beteiligten kennt. Und da bietet der Ex-Police-Frontmann wahrlich Größen auf. Die Tracklist liest sich wie ein Who-Is-Who verschiedener Genres und Stile. Und umfasst ganz nebenbei einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren.
Youtube
Dabei geht Sting durchaus geschickt zu Werke und fällt nicht gleich mit den größten Hits oder bekanntesten Titeln ins Haus. Als Opener hat er das neueste Stück seiner gemeinsamen Arbeit mit anderen Künstlern gewählt. „Little Something“ mit der amerikanischen Jazz-Sängerin Melody Gardot ist ein wunderbar leichtes Sommerlied, das sicher alte Sting-Fans überraschen und neue Hörer für den Briten einnehmen könnte. Als Kontrastprogramm folgt sofort ein Klassiker. Bei „It's Probably Me“ treffen sich mit Eric Clapton zwei Buddies, die gemeinsam jammen. Auf youtube haben sich das entsprechende Video fast 24 Millionen User angesehen. Und es folgt der nächste Break. Mylène Farmer ist die Partnerin bei einem poppigen Chanson, bevor es mit Cheb Mami und „Desert Rose“ exotisch wird.
Von Chanson bis Dancefloor
So ist schon die A-Seite an Abwechslung kaum zu überbieten und auf den folgenden drei Langrillen wird der Hörer ebenfalls nicht enttäuscht. Unvergessen Annie Lennox oder Charles Aznavour, überragend die Zusammenarbeit mit Herbie Hancock oder Mary J. Blige. Und mittendrin erobert Sting zusammen mit Gashi den Dancefloor. Heraus ragt vielleicht auch das besondere Duett mit Chris Botti, das den ruhigen Abschluss bildet. Denn der berühmte Jazz-Trompeter steht Sting in besonderer Weise bei - eher kein klassisches Duett. Am Ende sind es 17 Tracks, die alle für sich stehen können und die Vielfältigkeit der musikalischen Möglichkeiten des Sängers in den letzten Dekaden beweisen.
Technisch wie aus einem Guss
Zweimal 180 Gramm schwarzes Vinyl sorgen für einen ausgewogenen und geschmeidigen Klang. Die Stücke sind herausragend überarbeitet worden und erfreuen mit ebenso breiter wie auch detaillierter Bühne. Dazu ist es den Toningenieuren gelungen, die zeitlichen Abstände zwischen den Aufnahmen von Mitte der 1980er bis ins vergangene Jahr nahezu unhörbar zu machen. Instrumente, Klang und Backgrounds fügen sich harmonisch zu einem Ganzen. Da passt einfach alles, wie aus einem Guss. Und sicher dürfte der Anteil Stings auch an der technischen Seite nicht unbeträchtlich sein. Insofern kann von Altersruhe dann doch keine Rede sein.
Sting Duets
Universal Music