Am Ende der Folge „Polizeiruf 110: Abgrund“ hat Kommissar Adam Raczek, gespielt von Lucas Gregorowicz, aufgegeben. Hat seine Pistole und seine Dienstmarke im Gasthof auf dem Zimmer liegen lassen und ist gegangen. Zu sehr war er der ewigen Routinen müde, zu sehr auch getrieben von den eigenen Dämonen, von Depression und Hoffnungslosigkeit.
Sein junger, genderfluider Kollege Vincent Ross, der erst in der Folge „Hildes Erbe“ zum Team gestoßen war, ist nun auf sich gestellt. Die beiden waren denkbar unterschiedlich gewesen: Raczek der müde Wolf, der Einzelgänger mit durchaus rabiaten Ermittlungsmethoden, Ross der moderne Menschenversteher, für einen Kommissar fast zu verständnisvoll ermittelt.

Worum geht es in „Polizeiruf 110: Gott des Bankrotts“?

Ein polnischer Unternehmer wird tot in einer Kiesgruppe gefunden – er war mit einer Gruppe Pilger auf dem Jakobsweg unterwegs. Bald stellt sich raus, dass mehrere von ihnen mit dem Insolvenzverwalter Udo Schick (Bernhard Schir) und seinem Kollegen und Lebenspartner Jonathan Hüther (Godehard Giese) zu tun hatten. Motive für ein Verbrechen haben gleich mehrere. Wie sehr Insolvenzverfahren Lebensentwürfe zerstören, wird im Verlauf des Films schockierend körperlich spürbar.

Wann ist der Polizeiruf zu sehen?

Gesendet wird „Polizeiruf 110: Der Gott des Bankrotts“ am Sonntag, 5. Februar 2023, um 20.15 Uhr in der ARD. Ab dann ist der Film ein Jahr lang in der ARD-Mediathek zu sehen. Dort ist auch „Abgrund“, der letzte Polizeiruf mit Adam Raczyk, noch zu sehen.

Wo wurde „Polizeiruf 110: Der Gott des Bankrotts“ gedreht?

Viel Frankfurt (Oder) ist in der neuen Folge zu sehen, die frisch sanierten Ferdinandshöfe in der Gubener Straße zum Beispiel, eigentlich ein Wohnheim für Viadrina-Studierende, die als Büro für Udo Schick herhalten. Auch die Staatsanwaltschaft, erbaut Anfang der 1930er Jahre im Stil der Klassischen Moderne, ist zu sehen. Gedreht wurde außerdem in Gröben im Landkreis Teltow-Fläming und in Berlin.
Gedreht wurde viel in Frankfurt (Oder) – hier vor der Staatsanwaltschaft. Vincent Ross (André Kaczmarczyk, l.) ermittelt gegen Insolvenzverwalter Udo Schick (Bernhard Schir, l.), dessen Mandant unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen ist.
Gedreht wurde viel in Frankfurt (Oder) – hier vor der Staatsanwaltschaft. Vincent Ross (André Kaczmarczyk, l.) ermittelt gegen Insolvenzverwalter Udo Schick (Bernhard Schir, l.), dessen Mandant unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen ist.
© Foto: Volker Roloff/rbb

Wie schlägt sich Vincent Ross?

Der Ermittler ist zum Glück nicht allein unterwegs – er bekommt Unterstützung durch den Kollegen Karl Rogov (Frank Leo Schröder) aus dem Amt Lebus. Ein echter Ermittler alten Schlags, mit Notizbuch in der Hand und einer Vorliebe für stinkende Döner, die er gern im Auto verzehrt. Regisseur Felix Karolus nennt ihn einen „missverstandenen Charakter, auf dem Abstellgleis in Lebus“. Von seinen Kollegen wird er nicht sehr geschätzt, doch Ross findet bald einen Draht zu ihm und weckt seinen Ehrgeiz.
Amtshilfe aus Lebus: Kriminalhauptkommissar Vincent Ross (André Kaczmarczyk, l.) bekommt von Kriminalkommissar Karl Rogov (Frank Leo Schröder, r.), einem Kollegen der örtlichen Dienststelle, Unterstützung bei den Ermittlungen zum Mord an einem polnischen Pilgerer.
Amtshilfe aus Lebus: Kriminalhauptkommissar Vincent Ross (André Kaczmarczyk, l.) bekommt von Kriminalkommissar Karl Rogov (Frank Leo Schröder, r.), einem Kollegen der örtlichen Dienststelle, Unterstützung bei den Ermittlungen zum Mord an einem polnischen Pilgerer.
© Foto: Volker Roloff/rbb

Wie lange gibt es den Polizeiruf aus Frankfurt (Oder) schon?

Eigentlich ist es ja der Polizeiruf aus dem polnischen Grenzort Świecko, der zur Gemeinde Slubice gehört. Hier arbeitet die deutsch-polnische Mordkommission, zunächst mit den Kommissaren Olga Lenski (Maria Simon) und Adam Raczyk (Lucas Gregorowicz). Ihr erster Fall war „Grenzgänger“, der im Dezember 2015 ausgestrahlt wurde. Die in Świecko angesiedelten Filme folgen auf die Polizeiruf-110-Filme mit der Hauptfigur Horst Krause, an deren Seite Lenski zuvor schon in Brandenburg ermittelte.
Seit 2015 erscheinen meist zwei neue Folgen jährlich. Maria Simon verabschiedete sich 2021 nach dern zehnten Folge „Montermutter“, Lucas Gregorowicz 2022 mit „Abgrund“. Seit 2022, seit der Folge „Hildes Erbe“, ist André Kaczmarczyk als Kommissar dabei. Seit der aktuellen Folge „Der Gott des Bankrotts“ ermittelt er vorerst allein.