Die diesjährige Trägerin des Brandenburgischen Kunstpreises für Grafik hat nicht ausdrücklich Fontanes Frauengestalten abgebildet, aber in einer Ausstellung namens "F. – Jahrhundertwanderungen" liegt die Assoziation nahe. Welchen Kopf man welchem Charakter aus Fontanes Romanen und Novellen zuordnet, das bleibt dem Betrachter selbst überlassen.
Ab Sonnabend stellen Graetz und 24 weitere Künstlerinnen in Neuhardenberg aus – eine für jedes Jahr des Bestehens der Gedok (die Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstfördernden in Brandenburg), gegründet 1994 in Rangsdorf (Teltow-Fläming). Das Jubiläum des ungemein engagierten Verbandes fällt mit dem Fontane-Jahr zusammen – schon vor Jahren sei deshalb die Idee aufgekommen, den märkischen Schriftsteller in der Geburtstagsschau zum Thema zu machen, wie Projektleiterin Christine Düwel sagt. Allerdings, das war klar, aus weiblicher Perspektive. Und unter der Fragestellung, was Fontane heute noch zu sagen hat.
Herausgekommen ist eine äußerst vielseitige Ausstellung, die in rund 70 Arbeiten thematisch wie in der Form eine enorme künstlerische Bandbreite  zeigt: Es gibt Fotografien, Video, Skulptur und Installation, Malerei, Grafik …
Zum Geburtstag hat sich die hiesige Gedok Kolleginnen aus ganz Deutschland eingeladen, eine Jury wählte unter den Bewerbungen die 25 Künstlerinnen aus. Einige schlagen einen großen gesellschaftlichen Bogen, etwa in der Serie "Vertikale Ikonographie – Rollenbilder", mit der Eva-Maria Mehrgardt Fragen nach Identität und Zuschreibung thematisiert. Andere Werke sind eher subjektiv und verlangen das Einlassen auf eine eigene Welt wie in Heidi Vogels "Einbindung".
Neben harten Themen – Flucht und Krieg beispielsweise bei Margrit Gloger und Marianne Gielen – gibt es auch Arbeiten, die den Betrachter schmunzeln lassen wie Maren Stracks bewegliche Gehmaschine "Installation auf Vontanes Fersen". Provokant fragt Dorit Bearach in "Effi Briest: ‚Ich wollte nur ficken …‘" nach weiblicher Lust und stellt mit "Todesmarsch durch die Mark Brandenburg" brutal Zerstörung und Leid daneben, die seit Fontanes "Wanderungen" übers hiesige Land gegangen sind. In eindrücklichen Schwarz-Weiß-Aufnahmen porträtiert die Fotografin Angela Fensch Menschen, die in Brandenburg zu Hause sind; und Liz Mields-Kratochwil spürt nach, wie sich Fontanes Landschaft verändert, wie Trockenheit und Wasser ihr zusetzen.
Fast meint man zu hören, wie in dieser großen Halle intensiv gesprochen wird; über Weiblichkeit, Freiheit, Lebensentwürfe und Verantwortung – nicht nur die Werke sind im Gespräch, auch ihre Schöpferinnen, Fontanes Frauengestalten, der Erzähler selbst, und sogar die Zeit und die märkische Landschaft scheinen hier zeitweise Gestalt und Stimme zu haben.
Eröffnung am Sonnabend, 16 Uhr, bis 8.12.; www.schlossneuhardenberg.de