Ein gewichtigeres Argument wird jedoch bald augenscheinlich. Die Sparkasse hatte beim Rückkauf des Bildes einen erheblichen Betrag beigesteuert, sodass mit weiteren Beiträgen der Stadt Cottbus und der Kulturstiftung der Länder eine mittlere fünfstellige Summe zur Verfügung stand.
Erfolg der Provenienzforschung
Lange blieb der Weg des Bildes mit dem Titel "Aus dem Apennin" im Dunkeln, erst in den letzten Jahren ist durch Provenienzforschung viel, wenn auch nicht alles erhellt worden. Blechen malte die Skizze "Aus dem Apennin" auf seiner italienischen Reise im Jahre 1829, zu einer Zeit, als sich sein Ruf als wesentlicher deutscher Landschaftsmaler – neben Caspar David Friedrich – herausbildete.
Im Jahre 1915 hatte die Stadt Cottbus das Bild auf einer Versteigerung des Berliner Auktionshauses Lepke erworben. 1943 wurde es, wie andere Blechen-Bilder auch, ins Gutshaus nach Klein Döbbern, einem Ort bei Cottbus ausgelagert. Die Bestände wurden im Mai 1945 geborgen, dieses Bild jedoch fehlte. Warum und wie es verschwand – darüber kann nur gemutmaßt werden. Von einer "Plünderung" durch Anwohner oder Kriegsflüchtlinge will bei der festlichen Präsentation jedoch niemand sprechen. Noch bei der Auflistung der Bestände im Jahre 1954 heißt es amtlich-sachlich: "Vermutlich völlig verloren gegangen".
Im Jahre 1992 dann die Überraschung: Das Bild taucht auf einem Berliner Flohmarkt auf. Seitdem ist es in Privatbesitz. Offensichtlich war es lange Zeit nicht in professionellem Bestand, denn der Rahmen war in Goldbronze gestrichen, einer in der DDR oft verwendeten "Verschönerungsfarbe" für Kunst und Kunsthandwerk. Erste Rückholversuche waren allerdings erfolglos. Erst im Jahre 2019 trennte sich der Besitzer von seinem Bild und bot es der Branitzer Pückler-Stiftung an, die heute einen Großteil der Blechen-Werke beherbergt – als eine "private Altersvorsorge". Im Mai, so der neue Stiftungs-Chef Stefan Körner, wird es in der Ausstellung "Branitz 1945" unter dem diesjährigen Motto des Kulturlandes Brandenburg, "Krieg und Frieden", zu sehen sein.
Blechen, der im Jahre 1798 in Cottbus geboren wird, hat nicht viel Zeit, sein Genius auszuformen. Er wird nur 42 Jahre alt. Er erlernt einen kaufmännischen Beruf, "Kassenführender Disponent", den er jedoch bald zugunsten seiner malerischen Ambitionen aufgibt. Der Verkauf eines eigenen Historienbildes erlaubt ihm eine einjährige Studienreise nach Italien, dem Sehnsuchtsort deutscher Maler und Dichter jener Zeit.
Dort bildet sich auch sein Malstil heraus, der am Anfang jedoch nicht allen gefiel. Blechen trägt mit dem Pinsel dick auf, er modelliert Landschaften aus der Farbe heraus. Er löst sich von der schwülstigen Frühromantik und positioniert sich gegen die Sehweise seiner Zeit. Einem Kritiker missfällt der fast "vegetationslose Boden" seiner Italienbilder. "Das Auge fühlt sich geohrfeigt" schreibt ein anderer.
Doch viele Kritiken sind auch positiv: Gottfried Schadow, bedeutendster Bildhauer des deutschen Klassizismus, nennt ihn einen unvergleichlichen Skizzierer, und Theodor Fontane führt mit der Formulierung "Vater der märkischen Landschaft" den Ritterschlag aus. Max Liebermann nennt ihn später einen "Maler von Gottes Gnaden".
1831 erhält Blechen eine Professur für Landschaftsmalerei an der Preußischen Akademie der Künste. Neben weiteren Ausstellungsbeteiligungen bestimmt ein Großauftrag von König Friedrich Wilhelm III. (zwei Innenansichten aus dem Palmenhaus auf der Potsdamer Pfaueninsel) sein weiteres Schaffen. Bald gilt er als Vorläufer des Impressionismus. Und tatsächlich unternimmt er – da ähnelt er den französischen Impressionisten – immer am Freitag früh um fünf mit seinen Studenten malerische Exkursionen in die märkische Landschaft, weiß Beate Gohrenz, Blechen-Spezialistin der Branitzer Pückler-Stiftung.
Bereits im Jahre 2013 konnte in Cottbus ein Blechen-Bild zurückgekauft werden. Es handelte sich um ein Selbstporträt des Malers aus dem Bestand der Nachkommen. Noch zehn weitere Werke aus der städtischen Cottbuser Kunstsammlung werden allerdings noch immer als Kriegsverluste vermisst. Doch für Stiftungs-Chef Körner überwiegt zuerst die Freude: Mit Pückler und Blechen seien dann in der Ausstellung "Branitz 1945" zum 75. Jahrestag des Kriegsendes zwei Meister der Landschaft – der eine als Maler, der andere als Parkgestalter – wiedervereint.
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